Bottrop. In der Nacht zum Donnerstag stiegen unbekannte Einbrecher in die Martinskirche ein, nachdem sie eines der Bleiglas-Seitenfenster eingedrückt hatten. Sie durchsuchten alle Schränke in der Sakristei, stahlen Bargeld aus dem Opferstock. “Denen ist nichts heilig“, sagt Presbyter Ingo Söhngen.
Einen Schock hat diese Nachricht Presbyter Ingo Söhngen nicht versetzt; er reagierte eher resigniert. In der Nacht zum Donnerstag stiegen unbekannte Einbrecher in die Martinskirche ein, nachdem sie eines der Bleiglas-Seitenfenster eingedrückt hatten. Sie durchsuchten alle Schränke in der Sakristei, stahlen Bargeld aus dem Opferstock, machten sich am Altarschrank zu schaffen und verschwanden unbemerkt.
Presbyter Söhngen überlegt, was gestohlen wurde; viel ist es nicht. Der Schaden ist deutlich höher. „Denen ist nichts heilig“, sagt er und weiß, dass diese Feststellung nicht neu ist und bisher noch konfessionsübergreifend bei jedem Kircheneinbruch galt. Während die Spurensicherung der Polizei den Tatort untersucht, hat Söhngen bereits den Glaser bestellt. Im Jahr 2001, erinnert er sich, wurde überlegt, die Kirche besser gegen Einbruch zu sichern. In Anbetracht der Kosten und der Auflagen des Denkmalschutzes hat man die Überlegungen nicht weiter verfolgt.
Hoffnung auf Bargeld als Triebfeder
Der Ersatz der bunten Bleiverglasung wird teuer, aber die Kirche ist versichert, gegen Einbruch, Diebstahl und „so ziemlich alles, was nur passieren kann“, erklärt Sabine Schmalenberg, Angestellte des Ev. Kirchenkreises. Sie kennt es nicht anders, und zwar seit 26 Jahren. Die katholische Kirche hat sich anders entschieden und verzichtet für ihre zahlreichen Kirchen im Bistum auf eine Gebäudeversicherung, sagt Ulrich Lota. Diese Entscheidung, so verblüffend sie zunächst wirke, sei nüchternem Kalkül geschuldet und nicht den aktuellen Sparbemühungen, erklärt der Pressesprecher des Bistums. Finanziell sei es günstiger, einem einmaligen Schaden zu statt jährlich hohe Versicherungsprämien zu bezahlen. Aber das Bistum habe Rücklagen gebildet, um den Gemeinden nach einem Schadensfall finanziell zu helfen, sagt Lota. Im Übrigen bleibe es den Gemeinden überlassen, sich selbstständig gegen Einbruch oder Diebstahl zu versichern. Eine steigende Tendenz der Schadensfälle, die das Bistum nicht statistisch erfasst, konnte Lota bei kurzer Recherche nicht feststellen; im evangelischen Kirchenkreis sieht man es ebenso.
Die Hoffnung auf Bargeld sei wohl Triebfeder auch für Kircheneinbrüche, sagt Andreas Wilming-Weber, Pressesprecher des Polizeipräsideiums Recklinghausen. Dabei sei die Beute zumeist minimal und diese Tatsache die Erklärung für die konstant geringe Zahl von Kirchenaufbrüchen. In der Martinskirche ließen die Täter einen Koffer mit Abendmahls-Zubehör stehen: Gegenstände kirchlicher Herkunft zögen Fragen auf sich, seien leicht zu identifizieren und daher schwer verkäuflich, glaubt Wilming-Weber.
Reichere Beute lassen Einbrüche in Privatwohnungen erwarten. Ihre Zahl ist in 2011 deutlich gestiegen, stellt der Polizei-Pressesprecher fest.