Bottrop.

Mitte September wollten sechs junge Familien in ihre neuen Eigenheime an der Scharnhölzstraße einziehen. Aber sie stehen sechs Wochen später immer noch vor ungeheizten Rohbauten. Der Architekt ist in Geldnot, wann er den Bau fortführt ist unklar.

Was als preiswertes Bauen ausgelobt war, mündete in eine kostenträchtige Sackgasse, denn seit 2010 zahlten die Familien zweifach für ihre Unterkunft: Die Mieten für ihre Wohnungen und Ausgaben für einen jeweils rund 180.000 Euro teuren Neubau an den Bottroper Architekten, der in Geldnot geraten ist. Er wolle den Bau weiterführen, hat er einer Beteiligten mitgeteilt, aber er könne nicht sagen wann.

Zornig und hilflos reagieren die Familien auf diese Aussage: Darauf können sie nicht bauen. Vom Architekten fühlen sich die Ehepaare Cetin, Ondera, Justus und die übrigen seit langem im Stich gelassen, er soll ihnen jeweils fünfstelligen Beträge schulden, für die auf dem Bau keine Leistung erbracht wurde.

Alle Versorgungsleitungen fehlen

Gebaut wird derzeit nur, wenn die Ehepaare den Handwerkern direkt Geld überweisen, aber das überlegt sich jeder zweimal: Jede Familie hat mit öffentlichen Fördermitteln von rund 100.000 Euro gebaut, alle haben darüber hinaus Kredite bei der Sparkasse Bottrop aufgenommen. Die Ehepaare waren sicher, die Finanzierung gut geregelt zu haben, als im Sommer 2010 der Bau der beiden Reihenhäuser auf einem Hinterlandgrundstück der Scharnhölzstraße begann. Die Arbeiten gingen schleppend voran, die Familien erfuhren von Zahlungsschwierigkeiten der Bauträgergesellschaft, die der Ehefrau des Architekten gehören soll, der Notar wurde abermals eingeschaltet. Man vereinbarte im Juli 2011, dass die Bauwilligen die Handwerker selbst bezahlen sollten; der Architekt sagte zu, die Baustelle weiter zu betreuen. Was nicht geschah.

„Wir wollen versuchen, die Bauten fertig zu stellen. Wir müssen hier rein“, sagen Erdal Cetin und Andreas Ondera. Denn sonst, befürchten beide, bleiben die Bauten ihrem Schicksal - und die Familien ihren Schulden überlassen. Doch zunächst muss ein schwerwiegendes Problem gelöst werden: Es fehlen die Anschlüsse an Gas, Wasser, Strom, kurzum alle Versorgungsleitungen. Im Grundbuch vorgesehen ist die Erschließung über die Rheinstahlstraße, während der Architekt - wie die Familien versichern - von Baubeginn an die Erschließung über die kürzere Distanz von der Scharnhölzstraße zugesagt hatte.

Beim Gedanken an ihre Probleme liegen bei den Ehepaaren die Nerven blank.