Bottrop/Hünxe. .

Ein Wiese im Niemandsland nahe des Flugplatzes Schwarze Heide – ein Tummelplatz für die Fahrer von Hot Rods, Custom Cars und speziellen Bikes: beim Bottrop Kustom Kulture dröhnen die Motoren von US-Schlitten. Schauer können das nicht erschüttern.

So in etwa muss das ausgesehen haben in den 50er und 60er Jahren in den USA: Autos wie Schiffe schaukeln und cruisen über staubige Pisten und teilasphaltierte Straßen durch die Felder. So sieht es an diesem Wochenende rund um den Flugplatz Schwarze Heide aus beim Kustom Kulture 2011. Die Szene trifft sich: Hot Rods, Custom-Fahrer, Biker.

"Eins der größten Treffen in Europa"

Der Organisator: Michael Perrech hat das Festival 2003 ins Leben gerufen, weil es so etwas bislang nur in Osteuropa und Schweden gab, er den weiten Weg scheute: „Vor der eigenen Haustür“ sollte es sein. Es begann mit „20 Autos und 200 Leuten“. Heute sagt Perrech: „Wir sind eins der größten Treffen dieser Art in Europa.“

Das Wetter: Nicht gut, aber noch passabel am Freitag mit einigen Schauern. Durchwachsen bis sehr mies an Samstag. Regelmäßig prasseln Platzregen nieder. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Trotz des Wetters sei alles gut verlaufen - und friedlich, kann Perrech am Sonntag bilanzieren. Einige haben die klimatischen Verhältnisse allerdings vom Besuch abgehalten. Etwa 4000 Besucher, schätzt Perrech, sind es an den beiden Tagen gewesen.

Kustom Kulture 2011

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Die Maschinen: Immer wieder werden Motoren angelassen, wohliges Grummeln macht sich breit. Auf der Wiese, die schon auf Hünxer Stadtgebiet liegt, parken und fahren 280 Hot Rods, die mit den frei liegenden Motoren, und Custom Cars, die aufgemotzten. Dazu kommen 160 Motorräder. Die Latte für den „Innenraum“ liegt hoch: Wer nur alt und schön ist, muss auf der Wiese nebenan stehen.

Rennen über die Achtelmeile

Der Pionier: Die Asphaltpiste des Flugplatzes ist am Samstag der Schauplatz für die Rennen über die Achtelmeile. „Showläufe“ verspricht Rennleiter Michael Schmidbauer, der aus Pfarrkirchen angereist ist und seit Beginn des Festivals dabei ist, im Vorfeld. Schmidbauer fährt seit acht Jahren einen Pontiac Ventura von 1960 mit 6,4 Litern Hubraum: in „Early Sixties-Lackierung“. Schmidbauer war 15 Jahre jung, da bekam er von seinem Vater eine Zeitschrift über US-Schlitten geschenkt: „Meine Freunde standen auf Golf. Ich habe mir gedacht: Das ist doch kein Auto. Und dann ist eins zum anderen gekommen.“ Auf einer Party hat Schmidbauer den Pontiac gegen seinen damaligen Chevy Impala eingetauscht. Ein bisschen verrückt darf es schon sein.

Die Festival-Besucher: Die Jeans sind blau. Ansonsten gilt der Dresscode schwarz für beide Geschlechter, die Frauen können wahlweise auf rot ausweichen. Haut darf gezeigt werden, bunte Gemälde sind in sie bei vielen gestochen. Christiane Wichler und Dirk Meyer sind Stammgäste: Am Kustom Kulture schätzen sie „das Unkonventionelle“. Dogmatisch ist das deshalb noch lange nicht: Vor dem Zelt, mit dem sie campieren, steht ihr Ford Mondeo. Der 54er Cadillac und der 67er Chevy Impala stehen zu Hause, in der Sorge vor zu schlechtem Wetter. Sie haben sich diesmal Urlaub genommen. Das Kustom Kulture hat sie längst in seinen Bann gezogen. Am Abend soll noch die Punk-Legende U.S.Bombs auftauchen. Eine von deren Scheiben heißt „Lost in America“. Beim Kustom Kulture sind sie verliebt in Amerika.