Bottrop. Die Tanks der Raffinerien sind voll, an den Zapfsäulen verkommt E 10 zum Ladenhüter. Die Nachfrage ist derzeit sogar so gering, dass sich die flächendeckende Einführung verzögert.

Die Tanks der Raffinerien sind voll, an den Zapfsäulen verkommt E 10 zum Ladenhüter. Die Nachfrage ist derzeit sogar so gering, dass sich die flächendeckende Einführung verzögert. Vielen Autofahrern dürfte dieser Umstand sogar in die Karten spielen. „Viele meiner Kunden freuen sich darüber, dass ich noch kein E 10 anbiete“, sagt Jörg Przybilla von der Aral-Tankstelle in Fuhlenbrock. „Für sie ist die Zeit stehengeblieben. Und ihnen gefällt das.“

Die Gründe für die Zurückhaltung beim Tanken des neuen Kraftstoffs sieht Przybilla in dem Negativbild, das allerorts gezeichnet werde, und in der daraus resultierenden Angst, sich den Motor zu ruinieren. „Vor allem die älteren Autofahrer sind verunsichert.“ Allerdings fragt auch er sich, wie lange der Status Quo noch anhält: „Die Lager sind ja schließlich voll, alle stehen in den Startlöchern.“

Der Kunde lehnt das Produkt ab

Diese Verunsicherung spürt auch Alette Buschmann vom Tankport im Eigen. „Jeder zweite Kunde fragt, ob wir E 10 haben. Wenn wir das verneinen, wirken sie erleichtert.“ Vor einigen Wochen kündigte sie an, den Bio-Sprit vorläufig nicht anbieten zu wollen (die WAZ berichtete) und sieht sich nun in dieser Haltung bestätigt: „Der Kunde lehnt das Produkt ab.“

Die mangelnde Aufklärung über das neue Bio-Benzin sei ihrer Meinung nach eine der Hauptursachen für den schleppenden Absatz. „Außerdem gibt es keine Langzeitstudien“, bemängelt sie. Nichtsdestotrotz besteht am Tankport Bottrop rein technisch die Möglichkeit, E 10 anzubieten. „Ich will aber nicht in einen Flop investieren“, sagt Alette Buschmann, die nur einen Weg sieht, den Kunden das Produkt schmackhaft zu machen: „Einen massiven Preisunterschied zu den anderen Kraftstoffen.“

Die Mitarbeiter der Tankstellen sind meist diejenigen, die die Verunsicherung der Autofahrer zu spüren bekommen. Die Verbraucherzentrale Bottrop musste sich dagegen bislang kaum mit diesem Thema beschäftigen. „Es gibt bei uns nur wenige Anfragen, ich persönlich hatte noch gar keine“, sagt Annette Plawecki. „Hier ist das eigentlich kein Thema.“

So unbehelligt zu bleiben, davon dürfen die Mineralölkonzerne im Moment nur träumen. Sie könnten schließlich auf den Mengen an E 10 sitzen bleiben. Und volle Tanks lassen sich eben nicht noch weiter befüllen.

Bestehender Markt aus den Fugen gebracht

Gabriele Radke, Sprecherin der Esso, macht einen Kardinalfehler für die schlechteAkzeptanz des neuen Kraftstoffs aus: „Es wurde in einen bestehenden und funktionierenden Markt eingegriffen.“ Denn in der EU wurde die höhere Beimischung von Kraftstoffethanol (E 10 besteht aus 10 Prozent Ethanol) beschlossen. Genau dieser Umstand ist bei E 10 gegeben und könnte Deutschlands Autofahrer wohl noch länger in Atem halten.