Mediziner des Knappschafts-Krankenhauses gehen den Bauchschmerzen auf den Grund. Magengeschwür und Reizdarm

Bauchschmerzen können viele Ursachen haben - harmlose wie gefährliche. Beim 3. WAZ-Medizinforum im Knappschaftskrankenhaus (KKH) erlebten die zahlreichen Zuhörer, wie unverkrampft Themen wie Verdauung, Blähungen und Durchfall angegangen werden können. Die entspannte Stimmung war im Wesentlichen den drei Referenten geschuldet, die eine Pantomimin darstellen und durchleiden ließen, was viele Besucher schon am eigenen Leib erlebt haben. Die Mediziner grenzten das Themengebiet Bauchschmerzen auf drei Ursachenbereiche ein: Privatdozent Dr. Guido Trenn, Chefarzt der medizinischen Klinik des KKH, gab einen Überblick über Geschwürsleiden, Oberarzt Dr. Reinhard Welp informierte über funktionelle Magen-Darm-Störungen, und Assistenzärztin Dr. Sandra Martinkus sprach über den Dickdarmkrebs. Zwischen den Vorträgen ließ WAZ-Redaktionsleiter Michael Friese als Moderator das Mikrofon im Publikum herumgehen.

Dr. Trenn stellte die chronischen Schmerzen in den Mittelpunkt. Eine aufschlussreiche Methode, „um das Riesengebiet möglicher Ursachen einzugrenzen”, um den Verdacht auf ein Geschwür zu erhärten, ist die Magenspiegelung. Was der Mediziner dabei im Körperinnern zu sehen bekommt, führte Dr. Trenn dem Publikum mit einem Film vor, in dem das Magengeschwür die Hauptrolle spielte. Es entsteht, wenn der Säurehaushalt im Magen aus dem Gleichgewicht gerät. Dr. Trenn schilderte die Ursachen, allen voran „Schmerzmittel, „die mit am häufigsten verschriebenen Medikamente”, die zur Aggressivitätssteigerung im Magen führen. Auch das Bakterium Helicobacter pylori, das in den Mägen von 25 % der Bevölkerung zu finden ist, kann die Geschwürs- und in der Folge Krebsbildung auslösen. Ob diese Entwicklung eingetreten ist, klärt die Gewebeprobe.

Die medikamentöse Behandlung des Magengeschwürs zielt auf eine Blockade der übermäßigen Säureproduktion ab, erläuterte der Chefarzt. In kurzer Zeit zeigt meist auch die Behandlung des bakteriell verursachten Geschwürs Erfolg. Bestandteil der Therapie ist auch das Absetzen der Schmerzmittel.

Oberarzt Dr. Welp verband seinen Vortrag über funktionelle Magen-Darm-Störungen mit unterhaltsamen Einblicken in die Kulturgeschichte der Toilette. Funktionelle Störungen wie der Reizdarm können zwar die Lebensqualität stark beeinträchtigen, doch liegt ihnen keine Erkrankung zu Grunde: „Alles ist normal, es läuft nur nicht rund”, erklärte der Referent. „Funktionell heißt: man findet nichts.” Die Ursache ist den Medizinern nicht bekannt, und daher ist der Patient selbst gefordert. Eine Linderung der Schmerzen und Beschwerden ist oft durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und der Lebensweise zu erreichen. Ein Ernährungsprotokoll und Selbstbeobachtung können helfen zu erkennen, was Beschwerden verursacht: „Man muss es individuell ausprobieren.” Und auf die Lebensmittel verzichten, die Blähungen oder Übelkeit verursachen.

73000 Männer und Frauen erkranken in Deutschland jährlich an Dickdarmkrebs. Vielen Menschen könnte dieses Leid erspart bleiben, erklärte Assistenzärztin Dr. Sandra Martinkus, die beim WAZ-Medizinforum intensiv für bessere Vorsorge warb: „Mit regelmäßig durchgeführter Darmspiegelung ließe sich Darmkrebs zu 75 % vermeiden.” Ab einem Alter von 55 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Spiegelung, die nach zehn Jahren wiederholt werden kann. „Es dauert etwa zehn Jahre, bis sich aus Polypen Darmkrebs entwickelt”, erklärte die Medizinern. Bei dieser Untersuchung können Polypen entfernt werden, auch ist die Probeentnahme von verdächtigem Gewebe möglich.

Verdachtsmomente kann auch der Hausarzt bei der empfohlenen Krebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr mit körperlicher Untersuchung und Austastung des Enddarms feststellen. Die Aussagekraft von Tests, die Blut im Stuhl nachweisen sollen, hält Dr. Martinkus für begrenzt, weil ein Großteil der Krebsvorstufen nicht erfasst werde. Aber: „Ein positiver Test bedeutet, dass sie eine Darmspiegelung durchführen lassen sollten.”

Ein Zuhörer brachte das Thema Tumormarker zur Sprache: Eine erhöhte Konzentration dieser Substanzen im Blut kann auf einen Tumor hindeuten, ist aber für Dr. Martinkus kein verlässlicher Indikator.

Die komplexe Therapie des Darmkrebses richtet sich nach dem Entwicklungsstadium des Karzinoms. „Nicht jeder Patient braucht einen künstlichen Darmausgang”, erklärte die Ärztin. Doch auch diese Patienten könnten nach der Operation mit vielen Hilfsmitteln ein weitgehend normales Leben führen. mls