In der SPD sind weniger als zehn Prozent der Mitglieder unter 35 Jahre alt. Einige Ortsvereine kommen wie die Arbeitsgemeinschaft 60plus daher.

Die SPD ist in die Jahre gekommen. Ihr Generalsekretär Hubertus Heil schonte die Seniorenriege im Saal nicht, als er bei seinem letzten Basisbesuch in der Aula der Willy-Brandt-Gesamtschule in die Runde schaute. „Machen wir uns nichts vor, wir haben ein Altersproblem”, schrieb der SPD-General seinen Parteifreunden ins Stammbuch.

Stimmt. Oberbürgermeister Peter Noetzel zieht sich bald aufs Altenteil zurück. Bürgermeister Klaus Strehl, sein Stellvertreter, hat das Renteneintrittsalter schon überschritten. Wie Noetzel ist auch Josef Ludes der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat, Jahrgang 1946, also fast reif für den Vorruhestand. Mit ihren 69 Jahren ist Renate Palberg als einzige Frau aus der SPD Vorsitzende eines Fachausschuss im Rat, und auch SPD-Bundestagsabgeordneter Dieter Grasedieck, Jahrgang 1945, geht demnächst in Pension.

Mit gut 50 Jahren in der

Rolle der jungen Helden

Da fallen Noetzels und Grasediecks Wunschnachfolgern beinahe die Rollen der jungen Helden zu. Dabei feierte Oberbürgermeisterkandidat Bernd Tischler zu Pfingsten auch schon einen runden Geburtstag. „50”, stöhnte Tischler neulich im Overbeckshof scherzend.

Der Generationswechsel in der SPD vollzieht sich fast zwangsläufig mit gebremsten Schaum. Michael Gerdes (48), ihr mit großem Vertrauensvorschuss gewählter neuer Vorsitzender, hätte ganz junges Führungspersonal auch gar nicht zu bieten. Nicht einmal 9 Prozent der SPD-Mitglieder sind jünger als 35 Jahre. Das geht aus der Statistik hervor, die die Partei auf ihrem jüngsten Parteitag in der Aula Welheim vorlegte. Danach sind von den 1698 Mitgliedern des SPD-Unterbezirks gerade einmal 150 im Alter unter 35 Jahren.

Vorsitzender Michael Ger-des sieht das Problem. „Doch damit ist die SPD nicht allein. Bei anderen Parteien ist das ja nicht besser”, sagte er und freut sich über die wenigen jüngeren Leute, die mitarbeiten. „Wir haben Potenzial”, meint Gerdes und nennt als Beispiele: „Sonja Lange oder Daniel van Geister in Fuhlen-brock oder auch Ralf Knust in meinem Ortsverein in Boverheide, der ist so um die 40”.

Doch sonst kommt die SPD oft wie ihre eigene Arbeitsgemeinschaft 60plus daher. Fast die Hälfte ihrer Mitglieder ist im Seniorenalter. Im mitgliederstärksten Ortsverein in Batenbrock liegt der Anteil der über 60-Jährigen bei 54,5 Prozent, im zweitstärksten in Stadtmitte bei 52,2 Prozent. Auch die Ortsvereine in den Wähler-Hochburgen Boy und Ebel/Lehmkuhle sind zu einer Art Begegnungsstätte für Senioren geworden: bei 60plus-Quoten von 59,5 Prozent in der Boy und 62,5 Prozent in der Ebel.

Die Ortsvereine mit relativ hohen Anteilen an jüngeren Mitgliedern liegen dagegen in der SPD-Diaspora. In Kirchhellen sind die Parteifreunde im Alter unter 35 Jahren mit 13,8 Prozent für SPD-Verhältnisse ebenso wie in Feldhausen bei 12,5 Prozent eher stark vertreten. Auch der Ortsverein Vonderort hebt den Durchschnitt etwas an.

Unter den Mandatsträgern finden sich die jüngeren Parteifreunde jedoch noch seltener wieder. Gerdes erklärt das mit dem hohen Zeitaufwand, den so ein Amt erfordere. „Da gehen der Beruf und Familie oder Freunde nun einmal oft vor”, zeigt der SPD-Chef Verständnis. Doch wenn er so an die eigene Vita denkt: „Ich bin mit 16 in die SPD eingetreten”.