Bottrop.
Immer mehr Fahrschulen locken mit der „schnellen Fleppe“. Doch wie effektiv sind sie wirklich? Der Fahrlehrer-Verband Westfalen spricht keine Empfehlung aus.
Unabhängigkeit, Freiheit und Mobilität - für viele junge Menschen gibt es nach der bestandenen Führerscheinprüfung zunächst nichts Schöneres. Da es einigen nicht schnell genug gehen kann, bieten immer mehr Fahrschulen so genannte Blitzkurse an.
Doch wie effektiv sind sie wirklich? „Die Vorteile sind, dass es natürlich sehr schnell geht und es kaum Pausen gibt“, sagt Frank Bauch von der Fahrschule M&F in Bottrop. Gleichwohl gibt er zu, dass ein solcher Intensivkurs alles andere als ein Zuckerschlecken ist: „Die Fahrschüler haben eine sehr hohe Belastung und großen Druck.“ Dass sich die Intensiv-Fahrschüler aufgrund des komprimierten Kurses später schlechter im Straßenverkehr zurechtfinden, glaubt er nicht: „Es gibt keine Qualitätsunterschiede zu herkömmlichen Kursen.“
Ähnlich sieht es Günter Trunz, Verkehrssicherheitsexperte beim ADAC Westfalen. „Ich bin grundsätzlich nicht gegen diese Blitzkurse. Es kommt natürlich individuell darauf an, wie der Einzelne das Lernpensum erarbeiten will“, so Trunz. Ohnehin glaube er nicht, dass die Jugendlichen die alleinige Zielgruppe sind, da man schließlich den ganzen Tag im Auto oder der Fahrschule verbringen müsse. Dieses Pensum könnten beispielsweise Schüler gar nicht leisten.
Führerschein mit 17 kommt an
Eine ganz andere Auffassung vertritt in dieser Angelegenheit Hans Plitt, Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbands Westfalen: „Es ist zwar rechtlich gesehen machbar. Aber ich denke, dass man sich für seinen Führerschein schon zwischen vier und acht Wochen Zeit nehmen sollte. So etwas muss auch einfach reifen.“ Hans Plitt ist unter anderem die komprimierte Lernweise ein Dorn im Auge: „Den Fahrschülern wird der Stoff regelrecht eingehämmert. Dazu kommen dann auch noch die normalen Fahrstunden sowie allein zwölf Stunden Sonderfahrten. Wir würden so etwas nicht empfehlen.“
Bei der Fahrschule Helmer in Bottrop gehören Intensiv-Kurse gar nicht zum Programm. „Ich halte persönlich nicht so viel davon, die Dinge brauchen ihre Zeit“, sagt Fahrlehrerin Linda Hoffmann. „Wenn allerdings jemand zu uns kommt und jeden Tag fahren will, dann geht das auch. Einen speziellen Blitzkurs bieten wir aber nicht an.“
Wenn es um den Führerschein mit 17 geht, ist Hans Plitt vom Fahrlehrer-Verband Westfalen wesentlich milder gestimmt: „Das ziehen die jungen Leute eher durch, da sind sie engagierter.“