Bottrop. Das Aus kam für sie nicht überraschend. Petra Treptau beschloss ihren Quelle-Shop zu schließen, bevor das dicke Ende kam.

Noch zieren sie die Schaufenster, versprechen laut und knallig das Blaue vom Konsumhimmel, werben mit glücklichen Sympathieträgern im Hochglanzformat für die günstige Waschmaschine und die knitterfreie Bettwäsche. „Tausend Wünsche, eine Quelle” ist da zu lesen und „Wir sind für Sie da – versprochen!” Petra Treptau hat ihnen einmal geglaubt, diesen flotten Sprüchen, hat versucht, sie mit Leben zu füllen, optimistisch zu bleiben. Nun sind sie für sie nicht mehr als Relikte vergangener Zeiten, leere Worthülsen, die „Quelle” ist versiegt.

Doch die Inhaberin des Quelle-Shops an der Johannesstraße hat vorgesorgt. Das Ende kam für sie nicht überraschend. „Ein halbes Jahr bin ich mit der Idee schwanger gegangen, bis ich vor einigen Monaten entgültig beschlossen habe: Das war's. Ich schließe meine Geschäft.” Nun erzählt sie ihren Kunden stolz von ihrem „richtigen Riecher”, schwer sei er trotzdem, der Abschied vom eigenen Laden – nach 13 Jahren.

„Die Kunden werden mir fehlen, der persönliche Kontakt. Es war eine schöne Zeit.” Ein bitterer Nachgeschmack bleibt dennoch zurück, zu schwer wiege das Gefühl, hinters Licht geführt worden zu sein, mit falschen Versprechungen und immer schlechteren Konditionen. „Mir wurde gesagt, dass mein Geschäft zu den besten tausend Quelle-Shops gehört und dass ich im September einen neuen Vertrag bekomme – nichts kam.” Petra Treptau erzählt ihre Geschichte trocken, fast emotionslos, wie jemand, der sich schon lange mit etwas abgefunden hat, das kommen wird, unweigerlich. „Vor zwei Jahren haben sie uns den Mietzuschuss gekündigt, dann traf kaum noch Ware ein, nun wollten sie uns die Provision kürzen.” Sie schüttelt den Kopf. „Ich kann doch nicht noch Geld zum Arbeiten mitbringen.”

Dabei lief der Laden gut, die Kunden kamen, behielten auch nach der Hiobsbotschaft „Insolvenz” das Vertrauen. „Wenn Sie 13 Jahre vor Ort sind, dann sind Sie für die Menschen Quelle. Sie haben mir meinen anfänglichen Optimismus geglaubt, waren beruhigt, blieben mir treu” – so wie Latifa Gaadaoui.

Neugierig stöbert die Stammkundin durch den Laden, schaut, was es Neues gibt, sucht nach Angeboten. „Ich wohne in der Nähe, kaufe oft hier ein – vor allem Kindersachen.” Nachdenklich greift sie nach einer Brotbox. „Ohne den Laden wird etwas fehlen in der Boy, soviel steht fest.”

Auch Petra Treptau wird ihren Laden vermissen, dennoch sagt sie: „Ich habe Glück gehabt, arbeite künftig für eine große Textilkette und als Kosmetikerin.” Lächelnd, beinahe erleichtert fügt sie hinzu: „Hauptsache kein Hartz IV.” Von tausend Wünschen ist immerhin einer in Erfüllung gegangen.