Täglich durchkämmen Kontrolleure die Linien der Vestischen. Immer auf der Suche nach Passagieren ohne ein gültiges Ticket. Dabei sind souveränes Auftreten und Fingerspitzengefühl gefragt

Der Motor brummt schon, als Bernd Arnoldi und Peter Born in den Schnellbus 16 Richtung Essen-Hauptbahnhof steigen. "Guten Morgen, die Fahrausweise, bitte", wendet sich jeder der beiden Kontrolleure, freundlich aber bestimmt, an die Fahrgäste. Eingespielt teilen sie sich den Bus ein.

Ein hagerer Mann mit grau meliertem Haar sitzt direkt an der mittleren Tür. Leicht hektisch kramt er nach seinem Portemonee. Schließlich fördert er ein Ticket 2000 zu Tage, das Bernd Arnoldi konzentriert mustert. Doch er schüttelt den Kopf, damit ist er nicht zufrieden.

Das Ticket gilt nur für den Juni. "Warum sollte ich schwarzfahren?" Der Ertappte legt sofort einen Dackelblick auf. Dann versucht er miesepetrig eine Diskussion zu starten, behauptet, er hätte ein gültiges Ticket zu Hause. Arnoldi bleibt trotz schweißtreibender Temperatur cool und sachlich. "Haben sie einen Ausweis dabei?", fragt er und nimmt die Bankkundenkarte des Mannes entgegen. "Wo sind sie geboren?" Der 49-Jährige tippt die Personalien in sein Lesegerät, während der Ertappte resigniert die Schultern hängen lässt, sichtlich genervt antwortet. Er weiß wohl, dass es diese Fahrt zum "Extrapreis" von 40 Euro gibt.

"Sie haben 14 Tage Zeit das zu regeln", klärt Arnoldi den Mann über dessen Rechte auf. Zuvorkommend zeigt er auf das Formular "hier, unter dieser Rufnummer können sie anrufen." Unterdessen hat Peter Born die anderen Fahrgäste gecheckt: alles in Ordnung. An der nächsten Haltestelle springen die beiden raus.

Seit mehreren Jahren gehen die Ex-Busfahrer für die Vestische auf die Jagd nach Schwarzfahrern. Täglich um 5.30 Uhr starten sie ihre Kontroll-Tour. "Ich muss jetzt hier raus", sei die häufigste Reaktion, berichtet Arnoldi schmunzelnd. "Manche steigen dann mitten in der Prärie aus, bei Wind und Wetter." Doch ohne Aufnahme der Personalien lassen die beiden niemanden von dannen ziehen. Zur Not wird die Polizei verständigt.

Mittlerweile haben sie ein Auge für ihre Pappenheimer. Wer plötzlich in Hektik ausbricht oder verstohlen jeglichen Blickkontakt meidet, macht sich verdächtig. Den typischen Schwarzfahrer gibt es allerdings nicht. "Das ist völlig querbeet," so Arnoldi. Vom Punk bis zur Oma reiche die Spanne. Handgreiflichkeiten seien "Extremfälle". "Ich rede die Person einfach tot", verrät Arnoldi seine persönliche Deeskalations-Methode.

Gehäuft haben sich in letzter Zeit die Ticketfälschungen. "Beispielsweise werden Kopien auf Pappe geklebt und dann in eine Hülle reingesteckt," berichtet Born. Aber auch abgelaufene Tickets würden des öfteren verwendet. "Der Fahrer kann nicht alles sehen", sagt der 54-Jährige.

Am ZOB warten die beiden auf den nächsten Bus. "Zum Hauptbahnhof, welcher fährt dahin?", fragt eine Frau in gebrochenem Deutsch. Die beiden "wandelnden Fahrpläne" glänzen mit einer sachkundigen Antwort. Fingerspitzengefühl ist in ihrem Job ebenfalls gefragt. So bleiben später auf der Tour Mutter und Kind aus Essen, die vergessen haben ihr Zusatz-Ticket zu lösen, verschont. Schließlich sind sie Abo-Kunden und haben die richtigen Tickets bereits in der Tasche. "Es gibt bei uns keine Fangprämie", so Peter Born