Bottrop. Nach vier Jahren Pause lebt ein Erfolgsformat wieder auf: Bands und Besucher feiern die Bottroper Kneipennacht in der City. Das haben sie erlebt.

Es ist gerade mal halb neun am Samstagabend, da ist im „Hürter“ auf der Gastromeile kaum noch ein Durchkommen. Hinten in der Kneipe spielt die Band Relate Billy Idols Klassiker „Rebel Yell“, vor der Bühne wird getanzt. Nach vier Jahren Pause heißen die Gäste die Bottroper Kneipennacht mehr als willkommen. „Es ist das schönste Zusammensein seit Corona“, wird Anna-Maria (37) sehr viel später am Abend urteilen.

In der ganzen Innenstadt sind Menschen unterwegs. Viele nutzen die Möglichkeit, zwischen den 17 Locations zu wechseln und sich immer wieder neue Künstler, andere Stilrichtungen anzuhören. In der Rathausschänke zum Beispiel machen die vier Musiker von Moodish ordentlich Stimmung mit Coversongs. Dabei haben sie die 80er Jahre (Katrina and the Waves) ebenso drauf wie Aktuelles (Dua Lipa). Das fährt so manchem ins Tanzbein.

Gut was los: Im Hürter auf der Gastromeile drängten sich die Gäste bei der Bottroper Kneipennacht.
Gut was los: Im Hürter auf der Gastromeile drängten sich die Gäste bei der Bottroper Kneipennacht. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bottroper Kneipennacht: „Wir gucken in jedes Lädchen“

Draußen stehen Gäste in kleinen Grüppchen zusammen, wie Madeleine (33), Daniela (32) und ihre Freundinnen. Sie kommen gerade aus dem Extrablatt, berichten von 80er-Jahre-Sounds dort. Die Freundinnen aus Bottrop und Oberhausen sind zum ersten Mal auf einer Bottroper Kneipennacht unterwegs. Und wollen die voll ausnutzen: „Wir gucken in jedes Lädchen“, sagt Madeleine. Daniela ergänzt: „Ich finde es schön, dass hier jede Altersklasse vertreten ist.“

Die Band Moodish in der Rathausschänke bei der Bottroper Kneipennacht.
Die Band Moodish in der Rathausschänke bei der Bottroper Kneipennacht. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Und (fast) jede Musikrichtung, möchte man hinzufügen. Im „Kurz vorm Kino“ zum Beispiel ist der Kinosaal geöffnet, Musikfans können es sich in den roten Sesseln bequem machen. Gerade steht Singer/Songwriter Neuser auf der Bühne. „Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gerne mitsingen“, lädt er sein Publikum ein. Er ist zwar weit entfernt davon, Mitgröl-Cover zu präsentieren, aber seine eigenen deutschsprachigen Songs haben Ohrwurm-Potenzial. „Wir sind leicht – lalalala-leicht“ kommt bald von vielen Lippen.

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Nebenan im Barraum hat „Kurz vorm Kino“-Chefin Melanie Kurz-Meusel an der Theke so viel zu tun, dass sie kaum Zeit dafür hat, einen kurzen Kommentar zum Kneipennacht-Abend abzugeben. Für sie ist die Teilnahme an dem Veranstaltungsformat, das es bereits seit 2008 gibt, eine Premiere. Schließlich ist sie noch ein Neuzugang in der Bottroper Gastro-Szene. Und? Ist sie zufrieden mit dem Verlauf des Abends? „Sehr zufrieden!“

An manchem Ort läuft nicht alles wie geplant. Am Einlass zur Domschänke etwa ist zu hören, dass ein Teil des Bottroper Duos Bege, das auftreten sollte, erkrankt ist. Live-Musik gibt’s hier trotzdem, und dem Besucherandrang nach zu urteilen, amüsieren sich hier alle prächtig.

Bottroper Kneipennacht: Gelegenheit, Freunde und Bekannte zu treffen

„Es ist ein sehr unterhaltsamer Abend“, resümiert Jenny (26) später auf der Gastromeile. Ihrer Begleiterin Anna-Maria (37), eine erfahrene Kneipennacht-Besucherin, freut sich auch darüber, viele Menschen hier endlich einmal wiedergetroffen zu haben. Musikalisch hat sie Thomas Gehring mit seiner Band im Café Kram besonders beeindruckt: „Er ist über Corona ein megageiler Liedermacher geworden.“

Die Backyard Whiskers im König Pilsener Bierhaus boten Rockabilly bei der Bottroper Kneipennacht.
Die Backyard Whiskers im König Pilsener Bierhaus boten Rockabilly bei der Bottroper Kneipennacht. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Unmöglich, an dieser Stelle aus allen Locations zu berichten. Ein mehr als zufriedenes Resümee zieht Dirk Helmke von der IG Rathausviertel, Hauptorganisator zusammen mit Simone Ruhrberg (früher Kasbar) und Reimbern von Wedel-Parlow (früher Passmanns), am Sonntag. Er beschreibt die Bottroper Kneipennacht 2023 mit einem Wort: „Bombastisch!“ Alles sei gut über die Bühne gegangen. „Ohne Krawalle“, wie Helmke auch noch bemerkt. Unwägbarkeiten wie das regnerische Wetter, anfängliche Technik-Probleme im Mio oder erkrankte Künstler, für die Ersatz gefunden werden konnte, gehörten eben dazu.

Mit 1500 bis 2000 Gästen sei die Veranstaltung zudem „sehr gut besucht“ gewesen.