Bottrop-Kirchhellen. Costas Antonis dreht Pornos und liebt, was er tut: „Ich habe Sex mit schönen Frauen und bekomme dafür noch Geld.“ Das hier ist seine Geschichte.
An das erste Mal kann er sich erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. „Es war im März 2014“, sagt Costas Antonis. Ohne es zu erahnen, ist dieser Moment sein Einstieg in die Pornoszene – als Amateur. Zum ersten Mal hat er Sex mit einer Frau, während ihr Mann sie dabei mit einer Kamera filmt.
Zu dieser Zeit arbeitet der Kirchhellener als Kellner im Gasthaus Hafke Schwan in Essen. Regelmäßig finden dort Travestie-Shows statt. Costas hat so etwas nie zuvor gesehen. Jedoch ist er fasziniert von der Atmosphäre mit den Künstlern vor und hinter der Bühne.
Nach einer Travestie-Show sieht er, wie eben jenes Pärchen die leere Bühne und die Dekoration spontan für ein Fotoshooting nutzt. Sie entblößt dabei ihre Brüste. Costas ist total perplex. Aber ihm gefällt, was er sieht und wie offen und locker der Mann und die Frau sich präsentieren.
Costas Antonis’ Weg in die Porno-Branche mit schauspielerischem Talent
Das Paar ist häufiger zu Gast im Restaurant. Irgendwann kommen sie mit ihm ins Gespräch. Sie entpuppen sich als Swinger, teilen ihre sexuelle Lust mit anderen Partnerinnen und Partnern. Der Mann fragt ihn, ob er sich vorstellen könnte, mit seiner Frau vor der Videokamera Sex zu haben. Costas stimmt zu. Alles wird vertraglich abgesichert. Wenige Tage später entsteht der erste Clip in deren Wohnung. Costas hat auch kein Problem damit, dass der Clip auf Pornoseiten für Amateure veröffentlicht wird.
Der Mann lobt ihn anschließend wegen seiner „Performance“ und attestiert ihm das schauspielerische Talent eines Pornodarstellers. „Hast du nicht Lust auf ein Casting in Münster?“, wird er gefragt. Rückblickend sagt Costas: „Ich bin Kellner, ich habe das nur aus Spaß gemacht.“
Costas Antonis überzeugt mit Aussehen und Sympathie
Zwischenzeitlich ist er bereits auf Swingerseiten im Internet unterwegs und schreibt schon privat mit Dirty Tina, einer Pornodarstellerin. Er reist nach Münster. Danach geht es für ihn steil bergauf. Er legt sich den Künstlernamen „Costas Antonis“ zu. Pornodarstellerin Texas Patti und ihr Mann, beide auch beim Casting, werden auf ihn aufmerksam. Ihr Fazit: Er sieht gut aus, ist sympathisch, steht seinen Mann. „Anschließend hatte ich meine erste Beate-Uhse-Produktion“, sagt er. Aus dem Amateur wird ein Profi.
Wie er erzählt, ist eine Produktion weitaus umfangreicher und kostspieliger. An- und Rückreise sowie Unterkunft werden bezahlt. Licht, Ton, Kulisse, Make-up der Darstellerinnen – alles muss perfekt sitzen. Der Dreh einer Szene kann bis zu vier Stunden dauern.
Mit den Jahren kommt der Erfolg. 2016 landet er bei der Venus, der weltweit größten internationalen Fachmesse der Pornobranche, in Berlin auf der Liste der besten Darsteller. Er bekommt seinen eigenen Stand und trifft auf männliche und weibliche Legenden der Szene. „Früher kannte mich kein Schwein und jetzt wollten auf einmal Besucher meine Autogrammkarten haben“, sagt er.
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Auch wenn er nicht den Darsteller-Preis absahnt, kommen immer mehr Anfragen von Pornoproduzenten. Er besetzt eine Nische: den jungen, südländischen Sonnyboy mit gegelten Haaren, immer gut gelaunt, locker-lustig.
Drehpause für ein Jahr: 2018 kämpft Costas Antonis mit einem Burn-out
„2017 und 2018 habe ich gutes Geld verdient“, sagt er. Er lebt seine Phantasie. „Ich habe Sex mit schönen Frauen und bekomme dafür noch Geld.“ Mittlerweile dreht und schneidet er selber Filme von sich und übernimmt die Vermarktung in Eigenregie. „Dann hatte ich einen Burnout“, sagt er. Man wollte für ihn eine Serienproduktion starten – mit ihm in der Hauptrolle. Er sollte jede Woche drei Szenen über mehrere Stunden drehen. Auch privat häufen sich in dieser Zeit die Probleme.
Am Ende ist es zu viel. „Ich habe ein Jahr lang keine Filme gedreht“, sagt er. Stattdessen konzentriert er sich auf das gedrehte Material („Zwischen 450 und 500 Clips mit verschiedenen Darstellerinnen“), was er auf einschlägigen Pornoportalen veröffentlicht. „Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr verdient man.“ Mit jedem Click auf seine Clips, wie auf dem Portal „Pornhub“, verdient er Geld.
Outing als Pornodarsteller: Wie seine Familie und Arbeitgeber reagieren
Seine Eltern und Geschwister wissen seinerzeit längst von seinem Nebenjob. Ihm sei es wichtig gewesen, dass sie frühzeitig davon erfahren und das nicht „hinter seinem Rücken getratscht“ wird. Die Familie hat seine Entscheidung akzeptiert. Auch seine Arbeitgeber, er ist gelernter Hotel- und Restaurantfachmann, habe er immer informiert. Noch heute arbeitet er hauptberuflich als Kellner in einem Restaurant.
In der Öffentlichkeit wird er erkannt. Wenn er nicht angesprochen wird, spürt er zumindest die Blicke – meistens von Männern. Dass sie ihn in Pornos gesehen haben, geben die wenigsten zu. Er hat aber schon erlebt, dass er von Männern in ekelhafter Prollsprache zu seinen Pornoclips mit Darstellerinnen angesprochen wurde – und das in Gegenwart von Frauen und Kindern. Derart dämliche Sprüche blockt er ab oder der Proll bekommt von ihm einen Spruch an den Kopf gedonnert. Costas meint: „Auf der Arbeit bin ich seriös und arbeite professionell. Und was ich privat mache, ist privat.“
Penisspritzen oder Pillen: Männer befragen ihn nach Potenzhilfen
Es kommt auch vor, dass Männer ihm private Nachrichten über seine Onlineprofile schicken und nach Erektionshilfen fragen, damit ihr bestes Stück vor oder während des Geschlechtsverkehrs nicht schlappmacht. Costas hat erlebt, wie Darsteller vor dem Dreh sich Pillen einwerfen oder sich mit einer Spritze einen Wirkstoff in den Penis injizieren. Er selbst habe nie zu solchen Mitteln gegriffen. „Man braucht keine Potenzmittel. Es ist alles Kopfsache“, sagt er. „Wenn du im Kopf nicht frei bist, kannst du machen, was du willst.“
Privat ist er Single. „Man glaubt es mir nicht, aber ich bin wirklich sensibel.“ Die Suche nach einer Partnerin gestaltet sich schwierig. „Ich bin ein offener und ehrlicher Typ“, sagt er. Er hat Dates mit Frauen.
Costas Antonis über seinen Porno-Job: „Ich liebe, was ich tue“
Irgendwann kommt zwangsläufig die Frage nach dem Beruf zur Sprache. Nicht jede potenzielle Partnerin zeigt Verständnis. „Ich möchte nicht, dass man mich einschränkt. Sex und Liebe muss man trennen können, wenn man das nicht kann, dann ist man bei mir falsch“, sagt Costas.
Er ist 42, wie lange kann und will er noch Pornos drehen? Eine Altersgrenze hat er sich nicht gesetzt. „Ich halte mich fit, mache drei- bis viermal in der Woche Sport und versuche, mich gesund zu ernähren.“ Ganz am Anfang der Karriere sei der Antrieb die Lust auf Sex gewesen. Er wollte Spaß haben, Einblicke in die Branche erhalten. Er hat Höhen und Tiefen erlebt. Inzwischen hat er die Freiheit sich auszusuchen, ob er die Gagen für eine Produktion annimmt. „Ich liebe, was ich tue“, sagt er.