Bottrop. Trotz Gegenwindes weiten die Grünen die Forderung nach modernen Lüftungsgeräten aus und machen angesehene Bottroper Klimaschützer zu Kronzeugen.

Die Stadt strebt für die Zukunft eine generelle Regelung bei der Belüftung ihrer Schulgebäude an. Noch werden die Schulen bei Neubauten oder Sanierungen aber unterschiedlich behandelt. So werden die neuen Klassen und Räume des Heinrich-Heine-Gymnasiums in der Stadtmitte und der Konradschule im Fuhlenbrock trotz deutlich gestiegener Preise demnächst mit dezentralen Lüftungsgeräten ausgerüstet, die Neubauten des Vestischen Gymnasiums in Kirchhellen und der Schule am Tetraeder in der Welheimer Mark allerdings nicht. Das teilte Stadtsprecher Andreas Pläsken der WAZ jetzt mit.

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Alle diese vier Schulen brauchen dringend mehr Platz und werden daher ausgebaut. Eigentlich sollten auch alle vier neuen Schulbauten Lüftungsgeräte bekommen, wegen des starken Kostenanstiegs will die Stadt darauf am Kirchhellener Gymnasium und an der Förderschule in der Welheimer Mark nun aber verzichten. Die Ausstattung am Heine-Gymnasium und an der Konradschule lasse sich dagegen kaum noch stoppen, weil die Ausschreibungen für die beiden Schulen bereits abgeschlossen und die Aufträge an die günstigsten Bieter vergeben worden seien.

Schulen in Bottrop-Mitte und Fuhlenbrock als Pilotprojekte

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„Eine Aufhebung hätte rechtliche Probleme mitgebracht und darüber hinaus durch die dann erforderlichen Umplanungen, Neuausschreibungen und so weiter zu erheblichen Bauzeitverlängerungen geführt. Insofern wird die ursprüngliche Planung mit dezentralen Lüftungsgeräten umgesetzt“, erklärte der Stadtsprecher. Der Schulausschuss habe dem Verzicht auf diese Belüftungsform am Vestischen Gymnasium und an der Schule am Tetraeder zugestimmt.

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Die Konradschule und das Heinrich-Heine-Gymnasium werden nun als Pilotprojekte angesehen: Nach der Inbetriebnahme der dezentralen Lüftungsgeräte in den neuen Klassenräumen sollen die Effekte hinsichtlich der Luftqualität und der Wärmeverluste mit natürlich belüfteten Klassenräumen verglichen werden. „Die Ergebnisse sollen dann vorgestellt werden, um für die Zukunft eine generelle Regelung für die Belüftungsart an Schulen zu treffen“, erläuterte Andreas Pläsken.

Die Schule am Tetraeder in Bottrop muss in ihren neuen Klassenzimmern und Räumen auf moderne Lüftungsgeräte verzichten. Der Stadt wird das zu teuer. Neubauten anderer Schulen werden aber trotz der Mehrkosten damit ausgestattet.
Die Schule am Tetraeder in Bottrop muss in ihren neuen Klassenzimmern und Räumen auf moderne Lüftungsgeräte verzichten. Der Stadt wird das zu teuer. Neubauten anderer Schulen werden aber trotz der Mehrkosten damit ausgestattet. © WAZ FotoPool | Birgit Schweizer

Bottroper Grüne sind gegen Verzicht auf die Lüftungsgeräte

Die Grünen sprachen sich trotz der Kostensteigerungen gegen den Verzicht der dezentralen Belüftung am Vestischen Gymnasium und an der Schule am Tetraeder aus. Das Geld sei durch Wärmerückgewinnung schnell wieder hereinzuholen. Ratsfrau Andrea Swoboda kritisierte, dass die Stadt auf Kosten von Schulkindern und Lehrkräften spare. Für sie ist die Debatte auch nicht beendet. „Wir werden im Umweltausschuss über das Thema reden müssen, da es für alle öffentlichen Um- und Neubauten relevant sein muss“, kündigte die Grünen-Fraktionschefin an.

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Sie weist darauf hin, dass die Energieberaterinnen und Energieberater der Innovation City Managementgesellschaft in Bottrop ausdrücklich den Einbau von Lüftungsgeräten als nachhaltige Maßnahme des Klimaschutzes empfohlen haben. Dieser Empfehlung seien auch viele private Eigentümer bei der Sanierung ihrer Gebäude gefolgt. „Es ist unverständlich, dass die Verwaltung das nun für ihre Räume unberücksichtigt lässt“, meint die Grüne.

Gute Belüftung wichtig für Gesundheitsschutz und Klimapolitik

Die Grünen hatten vergeblich gefordert, dennoch auf die moderne Belüftungsform zu setzen, weil SPD und CDU das Vorgehen der Verwaltung unterstützen. Für die Verwaltung sei der Gesundheitsschutz offenbar nicht mehr relevant, da nach deren Einschätzung die Corona-Pandemie durch die Impfungen bewältigt wurde. Das greife zu kurz, bedauern die Grünen. „Es erweckt auch den Anschein, als wäre der Einbau der Geräte in der Pandemiezeit als Beruhigungstaktik forciert worden, nun wird die Wirkung, um Geld zu sparen, in Frage gestellt“, meint Andrea Swoboda. Für die Grünen bleiben die Lüftungsgeräte aber sowohl aus Gründen des Gesundheitsschutzes als auch der Energie- und Klimapolitik notwendig.