Bottrop. Ein Mann wird in der Bottroper City niedergestochen und schwer verletzt zurückgelassen. Jetzt steht einer der mutmaßlichen Täter vor Gericht.
Es müssen grausame Szenen gewesen sein, die sich vor rund zweieinhalb Jahren in der Bottroper Innenstadt abgespielt haben: Ein Mann wird in einem Hinterhof niedergestochen und schleppt sich stark blutend auf den Ostring. Dort bricht er zusammen. Dass er überlebt hat, ist wohl nur einer Autofahrerin zu verdanken. Sie hatte den Schwerverletzten auf dem Bürgersteig entdeckt, sofort angehalten und den Notruf gewählt. Seit Dienstag beschäftigt die Bluttat das Essener Schwurgericht.
Angeklagt ist ein 33-jähriger Albaner, der sich damals illegal in der Stadt aufgehalten haben soll. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er das spätere Opfer zunächst geschlagen und dann festgehalten hat, während ein weiterer – unbekannter – Täter zum Messer griff. Beide Männer waren nach der Tat geflüchtet.
Bluttat in Bottrop: Opfer schwebte in akuter Lebensgefahr
Für das Opfer bestand laut Anklage akute Lebensgefahr. Im Bauch soll sich eine klaffende Wunde aufgetan haben, aus der bereits Teile des Dünndarms ausgetreten waren. Der Mann war damals im Knappschaftskrankenhaus notoperiert worden. Opfer und mutmaßliche Täter hatten gemeinsam in einer Wohnung an der Scharnhölzstraße gewohnt. Gemeldet waren sie dort allerdings nicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die drei Albaner in Deutschland aufgehalten haben, um mit Gelegenheitsjobs etwas Geld zu verdienen.
- Merhaba im Hansa-Center:Das plant der Investor
- Kitas verwüstet:Gibt es eine Einbruchsserie?
- Weihnachtsaktion:Firmen-Präsent im Namen des Sozialamtes
- Ultraschallgeräte:Bottroper machen sich selbstständig
Am Tattag, dem 3. Oktober 2020, hatten sie zunächst gemeinsam im Eiscafé „San Remo“ gesessen, gegenüber vom ZOB. Erst gab es Wodka und Whisky, dann kam es zum Streit. Wie es heißt, soll das spätere Opfer übel beleidigt worden sein. Auch in der Wohnung hatte sich die Situation später offenbar nicht beruhigen können.
Opfer wurde offenbar nach Albanien abgeschoben
Laut Staatsanwalt schlug der Angeklagte nun auch erstmals zu – mit Fäusten und mit einem Kochtopf. Das spätere Opfer soll daraufhin aus der Wohnung gerannt, im Hinterhof aber schon eingeholt worden sein. Der Angeklagte hatte erst im vergangenen Jahr aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Aachen festgenommen werden können. Zum Prozessauftakt am Essener Landgericht hat er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Wo sich der andere mutmaßliche Täter aufhält, ist unbekannt.
Auch das damalige Opfer war zum Prozessauftakt nicht erschienen. Der Mann ist offenbar nach Albanien abgeschoben worden. Nach Angaben seines Anwalts wäre er allerdings bereit, für seine Zeugenaussage noch einmal nach Deutschland einzureisen, falls ihm das von den Behörden erlaubt werde. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag. Mindeststrafe: fünf Jahre Haft. Die Richter am Essener Landgericht haben für den Prozess zunächst noch vier Verhandlungstage bis in die zweite Maihälfte vorgesehen.