Essen./Bottrop. Er zwang Mütter zum Missbrauch ihrer eigenen Kinder, den sie filmen sollten. Nun muss ein Bottroper Tennislehrer lange ins Gefängnis.

Der Bottroper Tennislehrer, der rund 50 Mütter dazu angestiftet hatte, ihre Kinder sexuell zu missbrauchen, muss für eine lange Zeit ins Gefängnis. Das Landgericht Essen verurteilte ihn am Donnerstag zu neuneinhalb Jahren Haft und behielt sich für ihn die Sicherungsverwahrung vor.

Das heißt, wenn der 43-Jährige während der Haftzeit sein Verhalten nicht grundlegend ändert, kann die Justiz ihn über die neuneinhalb Jahre hinaus hinter Gittern halten. In der neuen Strafe, auf die jetzt die XXIV. Strafkammer erkannte, ist die der V. Kammer aus dem Jahr 2019 zu vier Jahren und neun Monaten Haft bereits enthalten.

Kontaktdaten von 5000 Frauen

Der Fall hatte bisher bekannte Dimensionen gesprengt. Carlos N., ein Arztsohn, der in Dorsten und Gelsenkirchen als Tennislehrer gearbeitet hatte, verfügte in seinem Handy über mindestens 5000 Kontaktdaten zu Frauen. Über Datingportale hatte er sie kennengelernt.

Schnell hatte er die meist übergewichtigen oder psychisch labilen Frauen in sich verliebt gemacht. "Ich dachte, mit dem Tennislehrer hätte ich einen Sechser im Lotto", hatte eine Frau bei der Polizei gesagt.

Frauen und Kinder zu Objekten degradiert

Aber es war keine Liebe, die er empfand, sondern pure Berechnung. "Er hat die Frauen und Kinder zu Objekten degradiert", sagte Richter Lukas Hempel in der Urteilsbegründung.

Schon beim ersten Treffen kam es zum Sex. Dann verlangte er von ihnen, dass sie ihre eigenen Kinder sexuell missbrauchten und dabei fotografierten. Gefielen ihm die Bilder nicht, forderte er schärfere. Später wünschte er, dass die Kinder ihm beim Sex mit den Müttern zusahen. Viele Frauen folgten, missbrauchten so selbst ihre Kinder. Mal waren es Säuglinge, mal Zwei- oder Achtjährige.

Sklavenverträge abgeschlossen

In einem Fall musste ein 16-Jähriger zuschauen, bekam dafür ein Taschengeld. Für einen anderen forderte die Mutter eine Playstation. Mit einigen der Mütter schloss Carlos N. Sklavenverträge ab. Die Frauen stammten aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Eine Erzieherin war dabei, auch eine Polizistin. Sie bekamen alle eigene Strafverfahren.

Wenige wollten nicht. Dann setzte Carlos N. sich durch. Deshalb wurde er am Donnerstag in fünf Fällen wegen Vergewaltigung verurteilt.

Zwei Frauen gingen zur Polizei

2018 waren zwei Frauen zur Polizei gegangen und hatten ihn angezeigt. Dass er in zwei Etappen vor Gericht kam, lag an der zeitraubenden Auswertung seiner Handydaten.

Den Opfern hatte Carlos N. jetzt die Aussage vor Gericht erspart. Nachdem sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht am ersten Prozesstag Ende September auf einen Strafrahmen geeinigt hatten, legte er ein volles Geständnis ab. Seit 2018 sitzt er im Gefängnis, nimmt dort offenbar erfolgreich an einer Therapie teil. Ihr hat er es zu verdanken, dass die Sicherungsverwahrung nur vorbehalten wurde. Arbeitet er weiter positiv mit, hat er gute Chancen, dass sie nicht verwirklicht wird.