Essen./Bottrop. Im Prozess zum Mordfall Emma spricht das Bottroper Jugendamt über das Verhältnis der Eltern. Die angeklagte Mutter sei unkooperativ gewesen.

Am dritten Tag im Mordprozess um die in der Nacht zum 28. Januar in Bottrop-Kirchhellen getöteten sechsjährigen Emma geht es um das Sorgerechtsverfahren, das die Eltern vor dem Amtsgericht Bottrop ausgetragen hatten. Emmas des Mordes angeklagte Mutter Larissa H. (46) soll sich dabei oft unzufrieden mit der Arbeit des Jugendamtes und des Gerichtes gezeigt haben. Emmas Vater galt den Behörden dagegen als kooperativ.

Staatsanwältin Elisa Haering hatte in ihrer Anklage den Streit ums Sorgerecht als Motiv für den Mord angenommen. Denn am 27. Januar hatte das Familiengericht dem Vater einen Tag mehr Besuchsrecht im Monat zugesprochen. Weil Larissa H. dies ihrem Mann nicht gegönnt habe, soll sie das Kind getötet haben.

Emma zunächst mit Schlafmitteln betäubt

Laut Anklage hatte die 46-Jährige das Kind zunächst mit Schlafmitteln betäubt und dann in der Badewanne zu ertränken versucht. Als Emma beide Versuche überlebt hatte, soll die Mutter ihr mit einem Messer drei Schnitte in den Hals zugefügt und sie so getötet haben. Verletzungen an den Fingern der Sechsjährigen zeigen, dass sie noch versucht hatte, ihre Mutter abzuwehren. Larissa H. soll nach der Tat selbst Tabletten geschluckt haben, um sich umzubringen. Die Dosis reichte aber nicht aus.

Seit etwa eineinhalb Jahren hatte das Bottroper Jugendamt die Familie betreut. Hintergrund waren zwei Polizeieinsätze im Haus der Familie H., weil Larissa H. ihren Mann der häuslichen Gewalt beschuldigt hatte. Er habe nicht nur sie beleidigt und geschubst, sondern auch Emma einmal mit der flachen Hand vor den Hinterkopf geschlagen. Der Vater bestritt dagegen jede Gewalttat.

Streit ums Umgangsrecht

Das Ehepaar trennte sich und stritt um das Umgangsrecht. Kontrolliert vom Jugendamt durfte der Vater seine Tochter in einer Einrichtung des Amtes sehen. Die Angeklagte habe das von Anfang an abgelehnt und sei unkooperativ gewesen, berichtet eine Mitarbeiterin vor Gericht. Mit dem Vater habe die Zusammenarbeit gut funktioniert.

Das Verhältnis von Tochter und Vater sei gut gewesen, berichtet sie. Die Besuche seien nach und nach ausgedehnt worden, auch weil Emma die Zeit mit dem Vater zu kurz gewesen sei. Aber all das sei gegen den Widerspruch der Mutter geschehen. Die Mitarbeiterin: "Sie sagte, ich entscheide, weil ich weiß, was gut für Emma ist."

Freundin distanzierte sich von der Angeklagten

Eine Freundin der Angeklagten, 34 Jahre alt, erzählt am Mittwoch, wie ihr Verhältnis zu der Angeklagten immer distanzierter geworden sei. Anfangs hätten sie und ihr Lebensgefährte die Angeklagte im Trennungsstreit unterstützt. Sie hätten ihr auch die neue Wohnung in Kirchhellen tapeziert. Aber Larissa H. habe immer wieder neue Streitpunkte mit ihrem Mann gefunden.

Die Freundin: "Da wurde immer mehr hochgespielt, die stritten über immer mehr Sachen. Da habe ich mich gefragt: Geht es ihr wirklich um Emma?" Richter Jörg Schmitt will wissen, wie die Angeklagte darauf reagiert habe. "Sie war enttäuscht von uns", sagt die 34-Jährige.

Angeklagte spricht von Blackout

Es ist diese Zeugin, die während ihrer Aussage die Erinnerung an das getötete Kind in den Vordergrund rückt. Wenn sie von Emma erzählt, hindern Tränen sie fast am Sprechen. Larissa H. die seit Jahrzehnten ambulant wegen Depressionen behandelt wird, sagt dagegen nichts. Sie wippt wieder von links nach rechts auf ihrem Platz, verbirgt ihr Gesicht hinter den halblangen Haaren. An die Tat selbst will sie keine Erinnerung haben und spricht von einem Blackout.