Bottrop. Die Jugendorganisationen von SPD, CDU, FDP, Grünen und ÖDP in Bottrop haben einen „Ring politischer Jugend” gegründet. An erster Stelle steht das gemeinsame Ziel, Altersgenossen Lust auf Politik zu machen. Die Ideen reichen vom Blinddate mit einem Politiker bis zur Erstwählerparty.

„Wir sind keine super-homogene Gruppe”, gibt Simon Gremmler zu. Aber die Gemeinsamkeiten haben für einen Konsens ausgereicht: Die Jugendorganisationen von SPD, CDU , FDP, Grünen und ÖDP haben sich zum „Ring politischer Jugend” (RPJ) zusammengeschlossen. „Hauptaufgabe ist es nun, in gemeinschaftlichen überparteilichen Aktionen das Bewusstsein von Jugendlichen für Politik zu schärfen sowie Gestaltungs- und Einwirkungsmöglichkeiten aufzuzeigen, ohne dabei eine politische Richtung vorzugeben”, erklärt RPJ-Vorsitzende Judith Beckfeld.

Ähnliche Verbünde wurden in vielen größeren Städten gebildet, und vor einem Jahr gab die Anregung von Jugendamtsleiter Martin Notthoff und des verstorbenen CDU-Bürgermeisters Hans Schürmann den Anstoß, auf einen solchen Verbund auch in Bottrop hinzuarbeiten. Die Nachwuchsorganisationen hatten gehofft, berichtet Vorstandsmitglied Simon Gremmler, schneller das Ziel zu erreichen und wollten sich mit gemeinsamen Aktionen bereits zu Kommunalwahl- und Bundestagswahl zu Wort melden.

Meinungsstreit geht bei Satzungsgestaltung los

Aber während der regelmäßigen Treffen stellte sich heraus, dass der Meinungsstreit über Themen wie die Satzungsgestaltung keinesfalls das Privileg der älteren Politiker ist. „Es zeigt sich schon, dass aus unterschiedlichen politischen Richtungen diskutiert wird”, erklärt der 26-Jährige. Unbesetzt bleiben in der Debatte die Positionen der Linken und der DKP, da beide Parteien in Bottrop nicht mit Jugendorganisationen vertreten sind.

Simon Gremmler von der ÖDP. Bild oben: Beigeordneter Willi Loeven, der die Gründungsversammlung des RPJ leitete. Foto: Birgit Schweizer
Simon Gremmler von der ÖDP. Bild oben: Beigeordneter Willi Loeven, der die Gründungsversammlung des RPJ leitete. Foto: Birgit Schweizer © WAZ

Gemeinsame Aktionen, zu denen man sich bisher nur sporadisch verband, sollen nun die Regel werden. Jugendspezifische Themen will der RPJ aufbereiten und dabei neue Mittel einsetzen, damit Politik für junge Leute an Spannung gewinnt: Gremmler denkt an ein Blind Date, bei dem etablierte Politiker wenige Minuten lang die individuellen Fragen eines Jugendlichen beantworten, bevor sie zum nächsten Gesprächspartner wechseln.

Erstwähler-Party zur Landtagswahl

„Wir wollten eine Erstwähler-Party veranstalten”, nennt Gremmler ein weiteres Projekt. Dafür ist es auch jetzt noch nicht zu spät. Im Mai stehen die NRW-Landtagswahlen an, und im Vorfeld will der RPJ zur Meinungsbildung beitragen. Die folgenden Jahre ohne Wahl, so Gremmler, werden zur Durststrecke und Bewährungsprobe: „Wenn Wahlen bevorstehen, sind die Themen präsenter.”

Stattdessen droht in dieser Phase der Alltag. Alle Jugendorganisationen leiden nach seiner Erfahrung unter dem Problem, dass Jugendliche sich selten für politische Zusammenhänge interessieren und engagieren: „Das ist bei Parteiarbeit sehr schwer, bei Politik geht es”, differenziert Gremmler. Sollte es dem RPJ gelingen, gemeinsame Anliegen und Interessen zu formulieren und damit über die Parteigrenzen hinaus Jugendliche zu interessieren, wäre das für ihn ein Erfolg. In Bezug auf Politik spürt er bei vielen Altersgenossen „eine gewisse Resignation”, als ob sie die gewachsene Frustration der älteren Bürger übernommen hätten. „Politik kommt nicht positiv rüber”, weiß Gremmler.

Der Unterstützung der Stadtverwaltung kann sich der RPJ sicher sein. Beigeordneter Willi Loeven leitete die Gründungsversammlung, und seither beschäftigt den jungen Vorstand ein altes Parteiproblem, nämlich die Finanzierung geplanter Aktionen. Eventuell wolle die Stadt auch dabei helfen, so Gremmler.