Kirchhellen. Entsetzen herrscht in Kirchhellen nach dem Tod von Emma (6). Ungeheuer ist die Trauer an ihrer Schule. Was Schülern, Lehrern und Eltern hilft.

Die Grundschule Grafenwald durchlebt in diesen Tagen die dunkelsten Stunden ihrer jüngeren Schulgeschichte. Mitschülerin Emma (6) ist am Freitag erstochen aufgefunden worden, getötet wohl von der eigenen Mutter. Wenigstens müssen Schüler, Eltern und Lehrer durch dieses Entsetzen nicht alleine durch. Ein ganzes Team von Betreuern steht ihnen zur Seite. Welche Hilfe im Moment am wichtigsten ist: „In erster Linie Zuhören“, sagt Werner Koschinski.

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Der Pastoralreferent der katholischen Gemeinde St. Johannes war gemeinsam mit Pastor Christoph Potowski am Freitag einer der Ersten, die die Schreckensnachricht erhielten. „Wir haben schon lange ein sehr gutes Verhältnis zur Grundschule Grafenwald“, sagt Koschinski. Gemeinsam mit Potowski ist er am Freitagnachmittag zur Schneiderstraße gefahren und hat dem Schulteam versichert: Egal wann jemand uns braucht, ob Schüler, Lehrer oder Eltern: Wir sind da, wir sind gesprächsbereit, und wir hören zu.

„Wir sind tieftraurig, erschüttert und fassungslos“

Und genau das tut Koschinski seit Montag von früh bis spät. Er ist dabei, wenn Polizisten an der Schule Nachermittlungen anstellen. Er gibt Schulleiterin Marie-Luise Schrader und ihrem Team Anregungen wie die, für alle Beteiligten Trauerorte zu schaffen.

Das haben Schüler und Lehrer inzwischen gemeinsam getan. An der Schule haben sie ein Plakat ins Fenster gehängt: „Wir trauern um eine Schülerin aus der Mäuseklasse. Wir sind tieftraurig, erschüttert und fassungslos. Das gesamte Team der Grundschule Grafenwald.“ Davor brennen Kerzen, liegen immer mehr Blumen, Stofftiere und kleine Botschaften.

Tröstende Worte in der Kirche: Auch dort haben Schüler und Lehrer einen Trauerort gestaltet.
Tröstende Worte in der Kirche: Auch dort haben Schüler und Lehrer einen Trauerort gestaltet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Worte des Trostes zwischen Blumen und Kerzen

Auch in der Kirche Heilige Familie haben sich Schüler, Eltern und Lehrer auf Einladung der Gemeinde solch einen Ort geschaffen. Auch hier liegen Blumen, brennen Kerzen. Dazwischen finden sich Worte des Trostes aus der Bibel wie in Psalm 56: „Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.“ „Das Schulteam ist auf einem guten Weg, die krisenhafte Situation professionell, kompetent und empathisch anzugehen“, sagt Koschinski voller Anerkennung. Und Pastor Christoph Potowski sagt: „Unsere Angebote an die Schule werden sehr gut angenommen.“

Bei der Bewältigung der furchtbaren Vorgänge hilft nicht nur das Pastoralteam von St. Johannes. Die Pauluskirche hat ihre Hilfe ebenso angeboten wie die Beamten des Kommissariates Prävention und Opferschutz der Polizei und Notfallseelsorger. Auch die städtische Schulberatung war vor Ort und hat Hilfsangebote gemacht, sagt Stadt-Sprecher Thorsten Albrecht: „Die Rückmeldung war: Vielen lieben Dank, aber im Moment fühlen wir uns bei den Seelsorgern von St. Johannes sehr gut aufgehoben.“

„Entsetzen, dass so etwas im Dorf möglich ist“

Auch in Kirchhellen-Mitte lässt die Erwähnung des Falles alle Gespräche schlagartig verstummen, bis irgendwann jemand halblaut sagt: Unfassbar. Hier ist die Betroffenheit eine andere als in Grafenwald, weil Mutter und Kind erst vor einigen Monaten in die Vogelsiedlung gezogen sind und offenbar recht zurückgezogen gelebt haben. „Hier trauern nicht so viele Menschen, weil sie sie nicht gekannt haben“, sagt Christoph Potowski. „Hier herrscht fassungsloses Entsetzen, dass so etwas in unserem Dorf möglich ist.“

Mutter unter Mordverdacht noch nicht vernommen

Emmas Mutter (46) war verletzt in der Wohnung am Lerchenweg gefunden und ins Krankenhaus gebracht worden. Seit Samstag sitzt sie unter Mordverdacht in Untersuchungshaft.

Eine Vernehmung habe noch nicht stattgefunden, sagt Staatsanwältin Fähnrich auf Anfrage: „Die Beschuldigte hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.“