Bottrop. Louise ist Geschichte. Nach 22 Monaten wurde der Bringdienst zum 31. Dezember eingestellt. Manche Einzelhändler haben profitiert, andere nicht.
Louise hat Feierabend. Am 31. Dezember ist der Lieferdienst in Bottrop nach 22 Monaten eingestellt worden, wie die WAZ schon berichtete. Im März 2020 mit Beginn der Pandemie ging’s los. Nun läuft zum Jahresende die Förderung aus.
„Schade“ und „gute Idee“ fällt oft, wenn man sich mit einigen Einzelhändlern, die an dem Projekt teilnahmen, unterhält. „Wir waren damit zufrieden und sind traurig darüber“, bezeichnet Frank Rotermund vom gleichnamigen Vitaminkorb an der Osterfelder Straße das Ende von Louise. Man habe den Kunden mithilfe des Projekts einen guten Service bieten können. Ab sofort fällt dieser Service weg. „Das muss ich akzeptieren“, sagt Rotermund. „Schade für unsere Kunden.“
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Bottroper Wäscherei Mayr hatte nur zwei Louise-Aufträge
Grundsätzlich ist Rotermund von einer gemeinsamen Einzelhändler-Plattform in Bottrop wie eben Louise überzeugt. Vor allem heimische Lebensmittelhändler könnten davon profitieren. Andere Lieferdienste wie die Start-ups Picnic und Flink drängen immer stärker auf den Markt. „Man muss denen doch nicht alles überlassen“, findet Rotermund. Deshalb von ihm ein klares „Ja“, wenn in Zukunft wieder ein ähnliches Projekt ins Leben gerufen werden sollte.
Ob die Wäscherei Mayr wieder mitmachen würde, darf dagegen stark bezweifelt werden. „Eine gute Idee, aber nicht für unseren Berufszweig“, sagt Chefin Inge Schmidt-Mayr über Louise. In den zurückliegenden 22 Monaten hatte die Wäscherei ganze zwei (!) Aufträge über den lokalen Lieferdienst zu verzeichnen. „Für uns hat es sich nicht rentiert.“
Sie führt die wenigen Aufträge darauf zurück, dass sie seit 25 Jahren selbst einen erfolgreichen Lieferdienst für ihre Kunden anbietet. „Da steigt keiner mehr um“, sagt sie. Nur weil Louise in ihrer Branche nicht den erhofften Erfolg gebracht hat, muss das nicht automatisch für andere gelten. „Eine tolle Sache“, sagt Schmidt-Mayr über den Bringdienst. „Ich hätte mir gewünscht, dass es für Bottrop funktioniert.“
Buchhandlung Erlenkämper hat kaum Louise-Kunden
Derselben Meinung ist Ralf Becker. Er führt die traditionsreiche Buchhandlung Erlenkämper auf der Hochstraße. „Es ist bedauerlich, dass Louise nicht angenommen wurde“, sagt er über das Aus. „Ich hatte nur ein paar Kunden. Zu wenige haben das Angebot in Anspruch genommen.“ Die Akzeptanz für den Lieferdienst habe bei vielen Kunden gefehlt. Nachdem das offizielle Ende von Louise feststand, hat er sich Gedanken gemacht, woran das gelegen haben könnte. Letztlich kommt er zu dem Fazit: „Ich weiß es nicht.“
Dabei hätten er und seine Angestellten immer wieder bei den eigenen Kunden für Louise geworben. „Es hat alles nichts genützt“, meint Ralf Becker. Die Fortsetzung eines lokalen Lieferdienstes kann er sich prinzipiell vorstellen. Aber er sagt auch: „Das ist eine Frage der Kosten.“ Ein derartiger Lieferdienst könne auf Dauer nicht kostenlos sein. Vorher kostenlos wurden ab August dieses Jahres die Lieferungen mit Louise über ein Abo-Modell abgerechnet. Der Preis lag zwischen 2,50 und sechs Euro.
Für Kunden ein guter Service, für Bukes purer Stress
Im Bio-Supermarkt Bukes hält sich die Trauer über das Aus von Louise in Grenzen. „Für die Kunden war es ein guter Service“, sagt Geschäftsführerin Karin Bukes. Vor allem wenn die Kundschaft sich in Quarantäne befunden hat, sind sie dank des Lieferdienstes dennoch an ihre Waren gekommen. „Aber für uns war Louise sehr aufwendig“, sagt sie im gleichen Atemzug. Zu oft steckten die Probleme im Detail. Ein Kunde, so Karin Büker, wollte liebend gerne eine größere Getränkebestellung aufgeben. „Er hätte bestellt, wenn er das Pfand über Louise wieder hätte abgeben können.“ Stattdessen wäre er darauf sitzen geblieben.
Wie geht’s weiter?
Ab Januar 2022 plant die städtische Wirtschaftsförderung mit der Wirtschaftsallianz Bottrop und sogenannten Digitalcoaches des Handelsverbandes NRW eine Online-Workshop-Reihe. Nach Einschätzung der Wirtschaftsförderung würde der Fokus vieler Bottroper Händlerinnen und Händler nach wie vor auf dem stationären Geschäft liegen.Mithilfe der Workshops sollen die interessierten Einzelhändler lernen, wie sie im Internet das eigene Angebot für die Kunden besser präsentieren und somit präsenter sind im Online-Handel.
Die Bezahlung mit Paypal stellte ebenfalls ein Problem dar, weil nicht jeder Kunde über ein Konto des Anbieters verfügte. Oder Bestellungen trudelten auf den letzten Drücker ein, sodass die Lieferung im Bio-Supermarkt nur unter größter Anstrengung oder nicht mehr rechtzeitig abgewickelt werden konnten. Die Geschäftsführerin berichtet zudem davon, dass manche Bestellungen, die zuvor per E-Mail eingingen, später noch telefonisch ergänzt wurden. Die Folge: „Ein Mehraufwand“, wie Karin Bukes sagt.