Bottrop. Der Sportausschuss entscheidet am Freitag über die Schließung von Fußballplätzen in Bottrop. Was dafür und dagegen spricht – ein Pro und Contra.
Die Bottroper Sportpolitiker entscheiden am Freitag über ein 2,9 Millionen schweres Investitionspaket für Fußballplätze. Während einige Plätze aufgerüstet werden, sollen andere geschlossen werden. Ein Pro und Contra von Kai Süselbeck und Felix Hoffmann.
Pro: Niemand schließt gerne Sportplätze, aber es geht nicht anders
Niemand schließt gern Fußballplätze. Aber es geht nicht anders. Wer nicht bereit ist, den Etat für den Sportbetrieb deutlich aufzustocken, kommt um Schließungen nicht herum. Und die Sportpolitik ist nicht in der Lage dazu. Der Sport- und Bäderbetrieb macht jährlich ein Minus von bis zu 1,5 Millionen Euro und muss zusätzlich für jede größere Investition einen Kredit aufnehmen.
Das war auch die Ausgangslage im Jahr 2015, als Wissenschaftler der Uni Wuppertal den Auftrag für ein Bottroper Sportentwicklungskonzept erhielten. Wenig überraschend kamen sie zu dem Ergebnis: Wenn der Sport- und Bäderbetrieb etwas neu oder schöner machen will, muss er an anderer Stelle Kosten sparen. Ein Ergebnis war eine Prioritätenliste der Bottroper Sportanlagen, die sich vom anderen Ende her wie eine Streichliste lesen lässt.
Diese Streichliste wird jetzt fortgeschrieben unter drei Annahmen. Erstens: Der Sportbetrieb bekommt nicht mehr Geld. Zweitens: Es gibt, und das ist unzweifelhaft, eine Nachfrage nach Sportangeboten jenseits von Vereinen. Drittens: Bottrops Fußballvereine werden weiter Mitglieder verlieren. Wer die Fortschreibung des Sportentwicklungsplanes liest, bekommt unter der Überschrift „Sportstätten, die im Fokus liegen“, schon eine Vorahnung davon, welche Plätze bei der nächsten Einspar-Runde an der Reihe sein könnten: Vonderort und Batenbrock. Das Einsparpotenzial steht auch schon drin: knapp eine Viertelmillion Euro im Jahr
Bottrop schließt Fußballplätze, weil die Vereine Mitglieder verlieren. Wird daraus nicht vielleicht auch umgekehrt ein Schuh? Vereine verlieren Mitglieder, weil Bottrop Fußballplätze schließt? (Kai Süselbeck)
Contra: Überleben der Fußballvereine hängt am seidenen Faden
Geht die Beschlussvorlage am Freitag durch den Ausschuss, dann hängt das Überleben der Fußballvereine in Feldhausen und Ebel nur noch an einem seidenen Faden. Zwar wird in der überarbeiteten Fassung mittlerweile von der kurzfristigen Schließung beider Sportanlagen abgesehen, die Zukunftspläne des Sport- und Bäderbetriebes weisen aber einen unmissverständlichen Weg: Die insgesamt drei Fußballplätze sollen einem Alternativangebot weichen.
Das neue Sportangebot für die Menschen in Ebel und Feldhausen soll „geeignet“, „öffentlich zugänglich“, „multifunktional“ und „generationenübergreifend“ sein. Die Basis für die Arbeit in einem Fußballverein wird es in diesen beiden Stadtteilen aber nicht mehr geben, weil die Pläne bisher nicht die Bereitstellung wettkampftauglicher Fußballplätze beinhalten.
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Diese Ausrichtung ist für Feldhausen und Ebel besorgniserregend. Denn obwohl der Sport- und Bäderbetrieb richtig liegt, wenn er feststellt, dass die Zahl aktiver Fußballer zurückgeht, so unterschlägt er doch ein wichtiges Detail: Fußball ist der mit Abstand größte gemeinsame Nenner bei Kindern und Jugendlichen, wenn es um die Wahl einer Sportart geht.
Fußballvereine auch in Bottrop die größten Leistungsträger der Jugendarbeit
Auch in Bottrop sind die Fußballvereine die größten Leistungsträger in der Jugendarbeit. In keiner anderen Sportart erhalten so viele Menschen ein so breit aufgestelltes und qualifiziertes Trainings- und Spielangebot. Hunderte lizenzierte Trainer arbeiten in Bottrop Jahr für Jahr mit tausenden jungen Fußballern.
Kleinspielfelder, die möglicherweise Teil des neuen Sportangebotes in Ebel und Feldhausen sein könnten, verbessern die Perspektive nicht. Denn ein Vereinsleben kann auf ihnen nicht gedeihen. Wo Wettspiele nur bis zur E-Jugend ausgetragen werden können, wird sich keine generationenübergreifende Vereinsgemeinschaft bilden. Ein Sportverein ist kein temporärer Durchlauferhitzer für Jungjahrgänge.
Wer Kinder und Jugendliche einfangen und Familien ein strukturiertes und gut organisiertes Freizeitangebot machen will, kann das nicht leichter erreichen, als Fußballvereinen eine attraktive und zeitgemäße Arbeitsgrundlage zu bieten. Bottrops Sportpolitik würde es gut zu Gesicht stehen, die Fußballvereine als das wahrzunehmen, was sie seit vielen Jahren und in jedem Stadtteil sind: sportliches Zentrum, generationenübergreifende Begegnungsstätte und Keimzelle für soziales Engagement.
Ein Recht auf Bestandsschutz erwächst für die Fußballvereine in Feldhausen und Ebel daraus nicht: Es liegt an ihnen, nachzuweisen, dass Fortbestand, Förderung und Investition sinnvoll sind. Denn eins ist sicher: Klubs, denen die Jugend ausgeht, werden keine Zukunft haben. (Felix Hoffmann)