Bottrop. Bekommen Bottroper Schulen und Kitas nun Luftfilter oder brauchen Kinder dicke Pullover, weil Lehrer und Erzieher zum Lüften Fenster weit öffnen?
Ob weitere Schulen in Bottrop mit Luftfiltern ausgestattet werden, um einer Ansteckung mit dem Coronavirus in Schulräumen vorzubeugen, ist nach wie vor offen. Auch die Anschaffung der Geräte kann noch länger dauern. Das geht aus einer Mitteilung der Stadt an die Ratsparteien hervor. Danach ist die Bestandsaufnahme, die das städtische Ressort für Immobilienwirtschaft dafür in allen Schulen und auch in den städtischen Kindergärten vornehmen wird, auch jetzt nicht abgeschlossen.
Die Verwaltung antwortet mit ihrem Schreiben auf eine Anfrage der Linkspartei, die sich aus Anlass eines Elternbriefes an der Droste-Hülshoff-Schule nach dem Stand der Dinge erkundigt hatte. In dem Elternbrief erinnert Grundschulleiter Christoph Mewes daran, die Kinder warm angezogen zur Schule zu schicken, da die Klassen auch bei kaltem Wetter ausgiebig gelüftet werden müssen. Mit den Luftfiltern, die er im Frühjahr bei der Stadt beantragt habe, sei die Schule bisher nicht ausgerüstet worden. Linke-Ratsherr Niels Schmidt spricht daher von einem Missstand. Ihm dauert das alles zu lange.
Allein die Droste-Hülshoff-Schule beantragte mobile Luftfilter
Bundesumweltamt: Lüften hat Vorrang
Das Land NRW hat am 16. Juli 2021 beschlossen, ein Lüftungsprogramm für Schulen und Kindergärten aufzulegen, um den Präsenzbetrieb nach den Sommerferien zusätzlich abzusichern. Am 27. August 2021 ist dieses Corona-Lüftungsprogramm II dann angelaufen. Damit werden bestimmte Luftreinigungsgeräte bis zu 100 Prozent bezuschusst, mit einer Höchstgrenze von 4000 Euro je Gerät. Darüber hinaus wird eine einmalige Pauschale in Höhe von 500 Euro für Betrieb und Wartung angeboten.Die Bundesregierung wiederum hatte am 12. Mai 2021 beschlossen, die Förderung der Ausrüstung mit stationären Luftreinhaltegeräten auf Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren zu erweitern. Es werden nicht mehr nur Maßnahmen an bestehenden Anlagen, sondern auch der erstmalige Einbau von Lüftungsanlagen in solchen Einrichtungen mit 80 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst.Um in Schulen das Risiko zu verringern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, hat das Bundesumweltamt empfohlen. Klassenräume regelmäßig alle 20 Minuten für etwa fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern zu lüften. Eine verlässliche Reduzierung der Viren ausschließlich durch mobile Luftreinigungsgeräte ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Behörde nicht eindeutig nachgewiesen. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher die Fensterlüftung als vorrangige Maßnahme.
Formal ist die Zeitangabe der Schule korrekt, doch aus der Auskunft der Stadt geht hervor, dass der Antrag der Schule am 15. Juni und damit wenige Tage vor Frühjahrsende einging, also keine drei Wochen vor Beginn der großen Sommerferien. Die Verwaltung war in der Zwischenzeit nicht untätig. Nach einem Ortstermin in der Grundschule an der Karl-Englert-Straße sei deren ursprüngliche Forderung nach Ausrüstung mit stationären Lüftungsgeräten gut einen Monat später in einen Antrag auf mobile Luftfilter umgewandelt worden, heißt es.
Denn auch für solche Geräte gibt es inzwischen Fördergelder, diesmal des Landes. Kurz nach Ankündigung des Förderprogrammes kündigte Stadtsprecher Andreas Pläsken daher auch den Luftfilter-Check für alle Schulen und alle städtischen Kindergärten in Bottrop an. Dabei soll festgestellt werden, welche Räume den Kriterien des NRW-Förderprogrammes zur Aufstellung von Luftfiltern überhaupt gerecht werden. Der Verband Bildung und Erziehung in Bottrop hatte dagegen sogar gefordert, die Schulen noch in den Ferien und damit vor Beginn des aktuellen Schuljahres mit den mobilen Luftreinigungsgeräten zu versorgen.
Nach Auskunft der Verwaltung an die Ratsparteien hat in Bottrop bis jetzt allerdings ausschließlich die Droste-Hülshoff-Schule solche mobilen Luftfilter beantragt. Demnach hält ihre Schulleitung insgesamt 18 dieser Geräte für notwendig. Zuvor hatte die Stadt allerdings - mit Hilfe von Finanzmitteln des Bundes - auch die Janusz-Korczak-Gesamtschule bereits mit vielen Filtergeräten bestückt. Ende August wiederum teilte die Verwaltung den Ratsvertretern im Bottroper Schulausschuss mit, dass die Bestandsaufnahme der Gebäude zu zwei Dritteln erfolgt sei.
Stadt legt Bestandsaufnahme den Ratsgremien zur Entscheidung vor
Auch über den Antrag der Droste-Hülshoff-Schule nach Luftfiltern sei aber noch nicht entschieden worden, heißt es inzwischen. Die Verwaltung begründet das damit, dass vor einer Entscheidung zunächst ja alle Schulen und auch alle städtischen Kindergärten begutachtet werden sollen. Sobald die geforderte Bestandsaufnahme abgeschlossen sei, werden ihre Ergebnisse dem Verwaltungsvorstand sowie dem Schulausschuss und dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt, schildert die Verwaltung den weiteren Arbeitsablauf. Im Schulausschuss, der in der nächsten Woche tagt, steht das Thema bisher aber noch nicht auf der Tagesordnung. Der Jugendhilfeausschuss wird erst wieder Anfang November zu einer Sitzung zusammenkommen.