Bottrop. Flüchtlinge sollen in Bottrop aufgenommen werden. Ein Koordinierungskreis hat sich gegründet, die Politik entscheidet über den Beitritt.

Die Stadt Bottrop soll sich der Kampagne „Sicherer Hafen“ der Seebrücke anschließen. Das ist die Botschaft, die der lokale Koordinierungskreis bei der Auftaktveranstaltung im Lichthof des Berufskollegs verkündet hat. Mit der Botschaft sind Wunsch und Hoffnung verbunden. Denn damit Bottrop offiziell ein Teil der Kampagne wird, muss die Politik erst noch grünes Licht geben.

Zum Hintergrund: Seebrücke ist eine internationale Bewegung, die sich unter anderem mit allen Menschen solidarisiert, die sich auf der Flucht befinden. Sie fordert die Politik auf, sichere Fluchtwege zu schaffen und – gegebenenfalls – Menschen in Not aufzunehmen. Jede Stadt kann sich über einen Ratsbeschluss zu einem Mitglied der Kampagne erklären. Von elf Forderungen der Seebrücke muss mindestens eine beschlossen werden, um ein „Sicherer Hafen“ zu werden.

Verschiedene Partner unterstützen Seebrücke Bottrop

Deutschlandweit engagieren sich bereits 267 Städte. Im Revier sind Städte wie Duisburg, Dortmund, Dinslaken, Hünxe, Bochum und Recklinghausen schon früher beigetreten. Geht es nach dem Koordinierungskreis soll Bottrop bald folgen. „Erste Gespräche sind mit Ratsparteien geführt worden. Wir haben schon positive Rückmeldungen bekommen“, sagt Dagmar Kaplan von der Flüchtlingshilfe. Der gemeinnützige Verein gehört neben der evangelischen und katholischen Kirche, Arbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte (AGSB), Jugendparlament, Bündnis Buntes Bottrop und den Grünen bisher dem gegründeten Kreis an.

Dagmar Kaplan, stellvertretende Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Bottrop, moderierte durch die Veranstaltung im Lichthof des Berufskollegs.
Dagmar Kaplan, stellvertretende Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Bottrop, moderierte durch die Veranstaltung im Lichthof des Berufskollegs. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wir setzen uns für sichere Fluchtwege, staatliche Seenotrettungsmissionen und eine menschenwürdige Aufnahme von Schutzsuchenden ein“, schreiben die Grünen in einem Statement. Ihrer Meinung nach sei nun die Zeit für die Kommunalpolitik gekommen, sich auch vor Ort stark zu machen. „Je schneller desto besser, es geht – mit dem Winter vor der Tür – um Menschenleben“, so die Grünen weiter.

Ausstellung „Grenzerfahrungen“ ist im Lichthof zu sehen

Der erste prominente Unterstützer hat sich im Lichthof per Videobotschaft zu Wort gemeldet. „Ich freue mich darüber, dass die Seebrücke in Bottrop ins Leben gerufen wird“, sagt Gereon Krebber. Aus Sicht des Bottroper Bildhauers und Kunstprofessors sei eine Lösung auf europäischer Ebene nicht der richtige Weg. „Der Weg geht über die Kommunen und über die Hilfe vor Ort“, meint er. Als wohlhabende Nation müsse man versuchen, seinen Beitrag zu leisten.

Die Gruppe „Flora Oriental“ sorgt mit zwei instrumentalen Stücken für die musikalische Begleitung im Lichthof.
Die Gruppe „Flora Oriental“ sorgt mit zwei instrumentalen Stücken für die musikalische Begleitung im Lichthof. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dagmar Kaplan erinnert an die aktuelle Situation in Afghanistan und hofft, dass eine Entscheidung durch den Stadtrat noch in diesem Jahr stattfindet. Irmelin Sansen von der Flüchtlingshilfe betont noch einmal die Dringlichkeit. „Das Mittelmeer ist eine Todesfalle“, sagt sie. „Europa schottet sich ab.“ Um dies zu verdeutlichen, sind 16 Tafeln der Ausstellung „Grenzerfahrungen – Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ im Lichthof aufgestellt. Zum Beispiel wird erklärt, warum Menschen fliehen, wie Europa das Völkerrecht bricht und welche Rolle Geld bei Fluchtwegen spielt.

Kontakt zur Seebrücke Bottrop

Wer sich bei der Seebrücke Bottrop engagieren möchte, kann sich bei Irmelin Sansen per E-Mail melden: irmelin.sansen@ev-kirche-bottrop.de. Mehr Informationen unter www.seebruecke.org

Die Ausstellung „Grenzerfahrungen – Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ ist noch bis Ende des Monats im Lichthof des Berufskollegs zu sehen.

Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt von Pro Asyl, Pax Christi (Internationale katholische Friedensbewegung) und EAK (Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden).