Bottrop. Ein paar Bottroper kamen vergebens zu den Impftreffs in der City und in Welheim. Sie hatten von der Absage nichts gehört. Helfer klärten sie auf.
Vor dem Haus des Arbeiter-Samariter-Bundes in Welheim hat sich eine Art Empfangskomitee postiert. Die Impfaktion gegen das Coronavirus fällt hier heute aus. Deshalb steht als Hausherrin Jessica Hasic mit Sozialarbeiter Nabil Essadqi und Sicherheitsmann Michel Ertl draußen vor der Tür, um eventuell dennoch eintreffenden Impfwilligen zu erklären, dass sie sich an diesem Sonntag vergebens auf den Weg gemacht haben.
Es ist nicht viel los am Zentrum der Arbeiter-Samariter. In den Vorgärten der höheren Häuser gegenüber stehen einige Bewohner und schauen, was sich da tut. Sie bekommen wenig zu sehen. Nur vereinzelt kommt jemand, der sich impfen lassen möchte.
„Eigentlich hätten sich die Leute hier im Haus zur Impfung anmelden können. Auch der Impfstoff sollte bei uns in den Kühlschrank“, erklärt Jessica Hasic. Sie gehört zu den Pflegedienstleiterinnen beim Arbeiter-Samariter-Bund in Welheim. In der Woche dient das Haus auch als Corona-Testzentrum. „Das wird hier auch gut angenommen. Vor allem Eltern kommen wegen der Schule mit ihren Kinder zum Testen“, sagt die hauptberufliche ASB-Mitarbeiterin.
Beim Arbeiter-Samariter-Bund standen Kühlschränke schon bereit
Auch fürs Impfen sei längst alles gut vorbereitet gewesen, berichtet sie. Ein Medizinerteam sollte am Sonntag mit dem Impfbus nach Welheim rollen. Doch der Bottroper Corona-Krisenstab hatte die Impfaktion ja am Freitag kurzfristig gestoppt, weil den Impfstoff von Johnson & Johnson womöglich doch nur noch Menschen ab 60 bekommen sollen. Sicherheitsmann Ertl wundert das. „Wurden nicht gerade erst obdachlose Menschen mit Johnson & Johnson geimpft?“, meint er spontan, und zwar egal wie alt diese sind. Noch kennt der Krisenstab die genaue Empfehlung der Ständigen Impfkommission nicht, doch allein schon zur Vorsicht sagte er die ab 12 Uhr in Welheim und ab 15 Uhr in der Bottroper Innenstadt geplanten Impfaktionen wieder ab.
Habibullah Ibrahimi gehört zu jenen, die diese Nachricht noch nicht erreicht hatte. „Ich würde mich gern impfen lassen, weil ich dann doch viel mehr Möglichkeiten habe und mich freier bewegen kann“, sagt der 20-Jährige, als er vor der Tür des Arbeiter-Samariter-Bundes eintrifft. Sozialarbeiter Nabil Essadqi vertröstet ihn auf eine nächste Impfaktion. „Ist ja nicht schlimm, alles gut“, reagiert der 20-Jährige mit Verständnis, als ihn der Sozialarbeiter über die Hintergründe aufklärt. Einen Anruf von der Stadt habe er wegen der Absage aber gar nicht bekommen, meint er achselzuckend.
Dabei haben die Mitarbeiter des Sozialamtes möglichst viele Bürger, mit denen sie in Kontakt sind, telefonisch über die Absage der Impfaktionen informiert. „Wir haben eine Namensliste bekommen und ich habe einen nach dem anderen alle Leute darauf angerufen“, versichert Nabil Essadqi. Grundsätzlich hält er es auch für eine gute Idee, gezielt die Wohnviertel aufzusuchen, in denen mehr Bewohner leben, die erst vor kurzem nach Bottrop gekommen sind. „Oft fehlen ja schon noch Sprachkenntnisse“, meint der Sozialarbeiter. Beim Schutz vor dem Coronavirus komme es aber eben auch darauf an, gut genug informiert zu sein. Nabil Essadqi bietet daher auch als Übersetzer seine Hilfe an. Er spricht außer deutsch noch drei weitere Sprachen. „Arabisch, marokkanisch, französisch“, sagt er.
Mitarbeiter des Sozialamtes sagten ihren Kunden am Telefon ab
Die allermeisten konnten die Anrufer der Stadt nach der offiziellen Absage der Impfaktionen offenbar auch durchaus vorwarnen, so dass sich viele den Weg zu den beiden Impftreffs gespart haben. Gerade einmal zwei Familien waren zum Arbeiter-Samariter-Bund in die Kommende gekommen. „Vielleicht zehn Leute waren insgesamt hier“, meint Mitarbeiterin Jessica Hasic. Bei der abgesagten Impfaktion in der Stadtmitte am Berliner Platz waren es schließlich doppelt so viele.
„Überraschenderweise sind doch einige Leute gekommen“, meint Sascha Borowiak, doch der erste Andrang sei nach kurzer Zeit wieder vorbei gewesen. Auch eine Reihe Leute aus der Szene vom Berliner Platz sei da gewesen. „Wir haben ihnen dann auf nette Weise alles erklärt. Alle waren auch sehr verständig“, fasst der Abteilungsleiter des Bottroper Sozialamtes seine Eindrücke zusammen. Keine halbe Stunde später war der ganze Impfspuk auch schon wieder so gut wie vorbei.