Bottrop. Den Hausärzten fehlt es immer noch an Impfstoff. Zusätzlich lehnen einige Ältere Astrazeneca ab. So beurteilen die Bottroper Ärzte die Situation.

60 Impfdosen hat Dr. Christoph Giepen, der Sprecher des Bottroper Ärztevereins, in dieser Woche für seine Hausarztpraxis geliefert bekommen. Für die kommende Woche hat er 86 bestellt und hofft, dass er die auch erhält. Denn noch immer sei der Impfstoff knapp. Die Mengen, die die Bottroper Arztpraxen geliefert bekommen, die würden auch zu 100 Prozent genutzt, sagt er.

Doch auch in den Arztpraxen geht das nicht immer reibungslos. Denn gerade der Impfstoff von Astrazeneca, der ja nur noch für Über-60-Jährige freigegeben ist, komme nicht bei allen Impfberechtigten gut an. Giepen berichtet aus seinem Praxisalltag, wo auch schon mal Über-60-Jährige sitzen und statt Astrazeneca lieber Biontech haben möchten.

Dr. Christoph Giepen, der Sprecher des Bottroper Ärztevereins.
Dr. Christoph Giepen, der Sprecher des Bottroper Ärztevereins. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Hausärzte hoffen, das Impfpriorisierung wegfällt

Denen teile er dann jedoch mit, dass sie dann im Zweifel noch lange warten müssten. Giepens Beispiel: „Wenn ich zwei chronisch Kranke habe, von denen einer über und der andere unter 60 ist und ich je eine Dosis Biontech und eine Astrazeneca habe, kann ich nicht dem älteren, der Astrazeneca verweigert, die Dosis des Impfstoffs geben, der für den jüngeren freigegeben ist.“ Manche Patienten müssten dann zunächst schlucken, einige verzichteten aber trotzdem auf Astrazeneca. Wichtig sei aber, dass auch künftig nicht nur Astrazeneca an die Hausärzte geliefert wird sondern weiter auch Biontech.

Giepen hofft, dass die Impfpriorisierung tatsächlich bald fallen wird. Das würde den Arbeitsablauf in der Praxis vereinfachen. Aktuell führe man zahlreiche Listen, auf denen die Patienten nach Impfpriorität aufgeführt sind, ruft sie an, um Termine zu vereinbaren. Giepen schildert die Erfahrung eines Kollegen. Um einen Impftermin zu vergeben, habe er über 30 Patienten angerufen.

Viele Impfwillige versuchen es parallel im Impfzentrum und beim Hausarzt

Denn was auch hinzukommt: Viele Menschen fahren zweigleisig, lassen sich beim Hausarzt auf die Liste setzen und versuchen aber auch übers Impfzentrum zum Zuge bekommen. Giepen: „Ich persönlich finde es nicht schlimm. Je eher und je schneller die Menschen geimpft werden, umso besser.“ Sein Appell jedoch: Wer sich als chronisch Kranker im Impfzentrum impfen lässt oder auf anderen Wegen schon im Impfzentrum immunisiert wurde, sollte dem Hausarzt einen entsprechenden Hinweis geben. „Das machen leider nicht alle.“

Giepen arbeitet in seiner Praxis in der Regel ohne feste Terminvergabe. Für die Impfungen seien nun komplett andere Arbeitsabläufe nötig. Giepen setzt darauf, dass wenn die Priorisierung fällt, auch für die Corona-Impfung keine separaten Termine mehr vereinbart werden müssen.