Bottrop. Bottrops Stadtkern zwischen Hansacenter und Althoff-Arkaden ist ein Sanierungsfall. Das erklärt die Stadt ganz offiziell. Das steckt dahinter.

Die Hausbesitzer und die Stadt holen sich bei der Wiederbelebung der Innenstadt finanzielle Hilfe. Dazu hat der Stadtrat jetzt mit großer Mehrheit das Hansaviertel zwischen Hochstraße und Berliner Platz zu einem offiziellen Sanierungsgebiet erklärt. Damit können die Stadt auf Fördergelder für den Umbau der City und die Hausbesitzer auf Steuervorteile bei der Sanierung ihrer Gebäude hoffen. Davon kann auch die Fakt AG bei der Erneuerung ihres Hansacenters profitieren. Auf die Besitzer des Einkaufszentrums geht diese Initiative auch zurück. Die Ziele der Stadt gehen letztlich aber weit darüber hinaus. Ihre Planer nehmen die Wiederbelebung weiterer Teile der Innenstadt in den Blick.

„Es geht darum, dass wir die Innenstadt sanieren“, ordnete SPD-Wirtschaftssprecher Frank Beicht das Großvorhaben ein. „Wir haben damit seit Jahren Probleme“, sagte der Vorsitzende des Ratsausschusses für Stadtplanung. Gerade die Sanierung des leerstehenden Hansacenters zwischen Berliner Platz und Hansastraße sei immer wieder gescheitert, auch die Wiederbelebung des Karstadt-Gebäudes komme nicht wirklich voran. Die Folge seien Leerstände in weiteren kleineren Geschäften. Die Ausweisung des Hansaviertels als offizielles Sanierungsgebiet könne der Startschuss für eine Besserung sein.

Einkaufsstraßen allein sind für Bottrop keine Lösung

„Unsere City muss grüner werden. Wir wollen mehr Wasser hinein bringen. Das Verkehrskonzept muss fertig werden. Das alles können wir nun besser angehen“, sagte der SPD-Ratsherr. Dabei hofft Beicht auch auf positive Effekte für die Bewohner der Armutsviertel, die abseits des Hansaviertels in der Altstadt und im Nordosten der Innenstadt leben. „Wenn sich die Innenstadt gut entwickelt, ist das für alle von Vorteil“, sagte Beicht. Ähnliches hat auch die ÖDP im Blick. „Es geht nicht nur um Handel, es geht auch ums Wohnen, um mehr Grün und freie Flächen, um weniger Beton und weniger Wärmeinseln“, unterstrich Marianne Dominas.

Zugeklebte Schaufenster an der Hansastraße: Wegen des Fortfalls großer Kaufhäuser und Einkaufszentren wie Karstadt und Hansacenter stehen nach und nach auch immer mehr Geschäfte drumherum leer.
Zugeklebte Schaufenster an der Hansastraße: Wegen des Fortfalls großer Kaufhäuser und Einkaufszentren wie Karstadt und Hansacenter stehen nach und nach auch immer mehr Geschäfte drumherum leer. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Zwar sei klar, dass Einkaufsstraßen allein nicht mehr die Lösung sein können, doch Grünen-Ratsfrau Andrea Swoboda betonte: „Wenn wir wollen, dass Handel überhaupt noch zentral eine Bedeutung hat, müssen wir jetzt handeln“. Die Erklärung des Hansaviertels zum Sanierungsfall könne zum Wendepunkt für die nieder gehende City werden. Die Wiedereröffnung des Hansacenters sei dabei aber nur ein Baustein. „Die City steckt mitten im Klimastress. Wir müssen das Zentrum der Stadt wieder zurückerobern und attraktiver machen“, forderte sie. Dazu gehöre auch, mehr grüne Inseln im Stadtkern zu schaffen.

Die letzte Hoffnung für Hansacenter und Hansastraße

Die Linkspartei will ebenfalls den Neubeginn für die City. Die Sanierung des Hansacenters allein löse nicht alle Probleme, aber es sei ein erster Schritt. „Wir können doch nicht einfach sagen: Wir machen nichts“, meinte Linke-Sprecher Niels Schmidt. Auch CDU-Wirtschaftssprecher Volker Jungmann forderte dazu auf, bei der Modernisierung des Stadtkerns endlich Ernst zu machen. „Es glaubt uns doch inzwischen keiner mehr, wenn wir sagen, dass das Hansacenter umgebaut wird“, stellte er fest. Zu viele neue Inhaber hätten nur Hochglanzbroschüren präsentiert. „Passiert ist nichts“, kritisierte der CDU-Vertreter. Er hoffe daher, dass die Besitzer des Hansacenters nun mit der Aussicht auf steuerliche Ersparnisse schon im nächsten Monat Geld in die Hand nehmen und das Einkaufszentrum in kleinen Schritten wiedereröffnen. Jungmann: „Das könnte vielleicht unsere letzte Hoffnung sein“.