Bottrop. Die Bundestagswahl wird zur Herkulesaufgabe, meint Kandidat Sven Volmering. Und wer ist Herkules? Eine in Bottrops CDU hätte da einen Favoriten.
Beide können Kanzler. Das ist dem designierten CDU-Bundestagskandidaten Sven Volmering wichtig. Die Union habe mit Armin Laschet und Markus Söder im Wettbewerb um die Kanzlerkandidatur zwei erfolgreiche Ministerpräsidenten vorzuweisen, betont er. Da ist Sven Volmering mit dem Bottroper CDU-Fraktionsvorsitzenden Hermann Hirschfelder einer Meinung. Beide befürchten nicht, dass der Wettbewerb an sich der Union schade. Die Bottroper CDU-Vorsitzende Anette Bunse sieht Söders Rolle jedoch sehr kritisch. Auch Kirchhellens CDU-Vorsitzender Rainer Hürter hält den Wettstreit durchaus für schädlich. „Alle anderen Parteien freuen sich über diese Streitigkeiten und werden davon bei der Bundestagswahl profitieren“, meint er. Es komme nur darauf an, dass die offene Personalfrage so oder so jetzt schnell geklärt werde, rät dagegen Hermann Hirschfelder: „Schädlich wäre nur eine Hängepartie“.
Anette Bunse kann das Verhalten des bayerischen Ministerpräsidenten nur schwer nachvollziehen. Er habe zwar seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt, falls die CDU ihn rufe. „Nun hat die CDU ihn aber nicht gerufen, ganz im Gegenteil: die Gremien haben Armin Laschet ihr Vertrauen ausgesprochen“, betont die CDU-Landtagsabgeordnete. Aus ihrer Sicht ist die Personalfrage auch längst beantwortet. „Ich habe Armin Laschet gemeinsam mit der großen Mehrheit unserer Parteimitglieder zum Parteivorsitzenden gewählt und damit zum Kanzlerkandidaten bestimmt“, erklärte die Kirchhellenerin. Laschet habe als NRW-Ministerpräsident bewiesen, dass er das Zeug zum Kanzler habe. „Das Schöne daran ist, dass ich fest davon überzeugt bin, dass er der richtige ist“, betont Anette Bunse.
Herausforderungen der Coronakrise haben für Bottrops CDU Vorrang
Für Sven Volmering steht fest: „Egal, wer es wird, die Bundestagswahl wird vor dem Hintergrund der Corona-Krise und der Tatsache, dass Angela Merkel nicht mehr antritt, für die Union eine Herkulesaufgabe“. Gerade mit Blick auf diese Corona-Krise sieht der Kirchhellener Rainer Hürter den Umgang der Union mit ihrer Spitzenpersonalie skeptisch. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten will keiner Streit haben. Jeder wünscht sich, dass diese Pandemie mit allen Kräften von allen Parteien ohne Rücksicht auf Wahl und Wahlkampf in ganz Deutschland und in der Welt angegangen wird“, sagt der langjährige CDU-Ratsherr. Das sieht auch Anette Bunse so. „Wir sollten jetzt eigentlich ausschließlich das tun, was die Menschen von uns erwarten: uns den Herausforderungen der Pandemie stellen“, betont sie. Markus Söder stehe dem aber im Weg, bedauert die Landtagsabgeordnete.
Einen erklärten Favoriten haben weder Sven Volmering noch Hermann Hirschfelder. „Ich werde beide Kandidaten im Wahlkampf mit voller Kraft unterstützen“, versichert der designierte Bundestagskandidat Volmering. Selbstverständlich hat für ihn auch die CSU das Recht, einen Kanzlerkandidaten zu benennen. Auch CDU-Fraktionschef Hermann Hirschfelder sieht das so. „Die CSU ist eine stolze und erfolgreiche Partei“, erklärt Sven Volmering. Die Schwesterpartei der CDU nur als einen Landesverband der Union mehr anzusehen werde ihrer Rolle nicht gerecht, meint auch Hirschfelder. Der Wettstreit um die Kanzlerkandidatur gehöre zur Geschichte der Union, sagen beide mit Blick auf die Auseinandersetzungen zwischen Kohl und Strauß oder zwischen Merkel und Stoiber. Anders sei diesmal jedoch, dass es in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine Mehrheit für Markus Söder gebe, meint Hermann Hirschfelder.
Volmering stört abwertendes Gerede über eigene Kandidaten
Söders positive Umfragewerte allein hält der langjährige CDU-Ratsherr nicht für den Maßstab. „Natürlich achten aber auch in der CDU viele darauf“, sagte der Bottroper. Das Laschet in der Corona-Politik auf Sicht und auf dem Stand sich auch verändernder Erkenntnisse vorgehe, sei ihm nicht zu verübeln. „Ich möchte Armin Laschet aus NRW ungern verlieren. Ich kenne ihn als einen kompetenten, sympathischen und auch zielgerichteten Politiker“, sagte Hermann Hirschfelder. Umfragewerte allein reichen auch Sven Volmering für die Klärung der Personalie nicht aus. Die Entscheidungen der Parteipräsidien seien ebenso Kriterien wie die Stimmung in der Bundestagsfraktion und der Bevölkerung sowie langfristige programmatische Konzepte. Volmering: „Das entscheidende Kriterium bei dieser Bundestagswahl wird aus meiner Sicht die Frage sein, wem die Wählerinnen und Wähler vertrauen, unser Land nach vorne zu bringen“.
Der designierte CDU-Bundestagskandidat Sven Volmering kritisiert den rohen und respektlosen Umgang mit beiden Bewerbern um die Kanzlerkandidatur. „Was mich am meisten stört, ist die Tatsache, wie abwertend manche Funktionsträger über eigene Kandidaten reden. Wie wollen diese nach der Entscheidung noch glaubwürdig Wahlkampf machen?“, sagte der 45-Jährige. „In Deutschland rümpfen wir oft die Nase über den amerikanischen Vorwahlkampf, bei dem sich die Lager der Kandidaten unter Begleitung und Anfeuerung der Medien fertig machen. Wenn ich die sozialen Medien betrachte, bin ich teilweise sehr entsetzt, wie Politiker, normale User, aber auch Journalisten reden“, erklärte er. Er halte diese Entwicklung für sehr bedenklich.