Auf dem Parkplatz von Prosper-Haniel hat Bottrops erstes Drive-in-Testzentrum geöffnet. Ein Coronatest ohne auszusteigen – so funktioniert’s.

Wer die Brücke über die Autobahn überquert hat und auf den Förderturm von Prosper-Haniel zufährt, der kann sie eigentlich nicht mehr übersehen. Die vielen blauen Banner, die auf das jüngste Corona-Testzentrum in Bottrop hinweisen. Die Besonderheit: Es ist das erste Drive-in-Testzentrum der Stadt. Wer sich einem Schnelltest unterziehen möchte, der muss nicht einmal mehr aus dem Auto steigen. Das Ergebnis gibt’s am Ende bequem aufs Handy. Doch wie geht das? Ein Selbstversuch.

Am Anfang steht auch hier die Terminvereinbarung. Das geht ganz bequem online (www.medco.prosperhaniel.ticketbird.de). Dort werden allerhand Daten abgefragt, wirklich ins Stolpern komme ich aber nur bei der Personalausweisnummer. Welche der vielen Ziffern- und Zahlenkombinationen auf dem Dokument ist denn nun die richtige? Aber auch diese Hürde ist nicht unüberwindbar und schon kann ich aus einer Vielzahl von Terminen wählen, die Bestätigung kann ich mir direkt runterladen. Wer es lieber telefonisch mag, auch das ist möglich unter: 0211/74072419

Bottroper Testzentrum besteht aus einem Bürocontainer und einem Faltpavillon

Vor Ort heißt es dann erst einmal: Folge den Pfeilen. Die schon erwähnten Banner und Schilder leiten mich zur Einfahrt des Testzentrums. Das sieht übrigens verhältnismäßig unscheinbar aus. Es besteht aus einem Bürocontainer – hier halten sich die Mitarbeiter auf und werten die Tests aus – und einem faltbaren Pavillon. Der ist mein Ziel, darunter muss ich anhalten und werde getestet.

WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff probiert das erste Drive-in-Testzentrum in Bottrop aus.
WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff probiert das erste Drive-in-Testzentrum in Bottrop aus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Motor aus, Scheibe runter, und Melih Batmaz tritt an den Wagen – in weißem Schutzanzug, mit Maske und Schutzbrille. Zunächst wird der Ausweis kontrolliert, hat alles seine Richtigkeit, kommt er wieder. In der Hand das Stäbchen, das sich gleich in meine Nase bohren wird. Gewöhnt man sich eigentlich irgendwann daran? Schießen einem irgendwann nicht mehr unweigerlich die Tränen in die Augen? Melih Batmaz schüttelt den Kopf. „Das geht allen so und das geht auch nicht weg.“ Dann darf ich die Maske abnehmen, allerdings nur den Nasenbereich freimachen. „Den Mund bitte weiter abdecken und in meine Richtung gucken.“

Ergebnis ist nach 15 Minuten mittels QR-Code und Passwort abrufbar

Und während ich also seitlich aus dem Fenster schaue, den Blick auf den Förderturm von Deutschlands letzter Steinkohlenzeche, schiebt Melih Batmaz das Stäbchen in die Nase. Es kitzelt, die Nase beginnt zu laufen und die Tränen schießen wieder – nein, gewöhnen kann man sich daran wirklich nicht. Aber eine gewisse Sicherheit in Zeiten der Pandemie ist das vielleicht wert. Zum Abschluss gibt’s dann noch ein Kärtchen mit einem QR-Code, dazu ein Passwort. „In 15 Minuten können Sie das Ergebnis da abrufen.“

Ein Bürocontainer, ein faltbarer Pavillon und ein Banner, auf dem der Ablauf erklärt wird. Das ist das gesamte Testzentrum und man kommt hier wirklich mit keinem anderen Menschen, der sich testen lassen will, in Kontakt.
Ein Bürocontainer, ein faltbarer Pavillon und ein Banner, auf dem der Ablauf erklärt wird. Das ist das gesamte Testzentrum und man kommt hier wirklich mit keinem anderen Menschen, der sich testen lassen will, in Kontakt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Warten muss ich nicht, das Ergebnis kann ich auch zu Hause oder unterwegs abrufen. Außerdem kann ich mir auch ein PDF generieren und auf dem Handy speichern, schließlich ist der Test jetzt 24 Stunden gültig und ich dürfte in dieser Zeit beispielsweise auch in Städten einkaufen, wo das nur gegen Vorlage eines negativen Tests möglich ist. Und auch für Bottrop, wo ein solcher Nachweis ja angesichts der derzeitigen Inzidenz nicht vorgeschrieben ist, appelliert der Krisenstab ja, trotzdem lieber einen der kostenlosen Tests zu machen.

Pro Woche gibt es zwei bis drei positive Testergebnisse

Bis zu 600 Tests könnten künftig hier durchgeführt werden, sagt Standortleiter Mustafa Tafun. Damit habe das Drive-In-Testzentrum eine ähnliche Größenordnung wie das im Brauhaus Kirchhellen, das ebenfalls von Medco betrieben wird. Dort würden aktuell rund 2250 Tests pro Woche durchgeführt, gerade an den Wochenenden sei die Nachfrage groß. Und wie viele fallen positiv aus? Angesichts der Menge an Tests seien das vergleichsweise wenig, berichtet Tafun aus seiner Erfahrung. „In der Woche haben wir zwei bis drei positive Fälle.“

Abrundung der Schnellteststrategie

Für Oberbürgermeister Bernd Tischler rundet das Zentrum im Fuhlenbrock die Schnellteststrategie für Bottrop ab und vervollständigt sie. „Es gibt jetzt in fast allen Stadtteilen Testmöglichkeiten, zusätzlich bieten wir mit dem Testbus eine mobile Einheit an.“

Ausdrücklich bedankt sich der OB bei der Firma Medco, die auch dieses Testzentrum betreibt, aber auch bei der RAG, die ihr Gelände dafür zur Verfügung stellt.

Eine Übersicht aller Testzentren in Bottrop gibt es auf der städtischen Internetseite: www.bottrop.de/testzentren

Diejenigen, bei denen es dazu kommt, erhalten einen Anruf vom Testzentrum und werden über das positive Ergebnis informiert. Außerdem geht eine Meldung ans Gesundheitsamt. Betroffene müssen in Quarantäne und einen PCR-Test machen lassen. Die werden vom Hausarzt angeboten, ab der kommenden Woche aber auch in den Testzentren von Medco, also an Prosper-Haniel, im Brauhaus oder in den Althoff-Arkaden, sagt Mustafa Tafun.