Feldhausen hat seine „Schaukelnde“ wieder, und die Dame ist deutlich attraktiver als zuvor. Der Bildhauer Guido Hofmann, der sich selbst als „Materialplastiker“ bezeichnet, hat die Skulptur von Gottfried Kappen in sechswöchiger Arbeit auf Vordermann gebracht. „Der Künstler hat einen Sonderpreis gemacht, die Stadt und die Egon-Bremer-Stiftung haben Geld gegeben, und der Verein ,Natürlich Kirchhellen’ hat die noch offene Lücke geschlossen“, sagt Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder über die gemeinsam gestemmte Sanierung der lebensgroßen Skulptur.
Gottfried Kappens Werke sind sehr präsent in der Region. 1906 wurde er in Recklinghausen geboren, ging in Gladbeck zur Schule, studierte an der Essener Kunstgewerbeschule, siedelte dann nach Berlin um und kehrte 1948 mit seiner Familie zurück. Am Brabecker Feld wohnte er, am Haus Brabeck richtete er sich in einem Turm sein Atelier ein.
Als einer der ersten Künstler setzte er Polyester für Reliefs und Skulpturen ein. Den Kunststoff testete er für einen Chemiekonzern, für den er auch Gussformen etwa für Türklinken entwickelte. Für die Kirche St. Elisabeth in Gladbeck schuf er aus diesem Stoff die 14 Stationen des Kreuzweges. Bei der „Schaukelnden“, berichtet Restaurator Hofmann, hat er ein im Boden verankertes Aluminiumskelett mit Matten umkleidet, die dann mit Polyester überzogen wurden.
„Die arme Dame lag hier ziemlich zerzaust“, berichtet Theo Gahlen, Ortsteilpate für Feldhausen. Gemeinsam mit Magnus Thesing, dem Leiter der Bezirksverwaltungsstelle, galt es zunächst die Frage zu klären: Wem gehört die Skulptur überhaupt: Ihre Recherchen ergaben: Sie gehört der Stadt. Da die aber bekanntlich chronisch klamm ist, suchten Gahlen, Thesing und Schnieder weitere Geldgeber. Die Bottroper Egon-Bremer-Stiftung übernahm einen Teil der Restaurierungskosten, den Rest steuerte der Verein „Natürlich Kirchhellen“ bei, so dass Guido Hofmann sich ans Werk machen konnte.
Er hat zunächst die Spuren früherer Restaurierung in Form von verschiednen Farbschichten entfernt, einen fast abgefallenen Fuß mit Edelstahlstiften fixiert, die größeren Risse der Figur mit Polyester gefüllt, kleinere Risse mit Epoxidharz geflickt und die Skulptur komplett abgeschliffen. „Die Grundplatte war fast völlig weggerostet, also habe ich einen neuen Sockel gemacht.“ Der ist übrigens absichtlich höher ausgefallen als das Original, damit Passanten die „Schaukelnde“ in voller Schönheit zu Gesicht bekommen.
Bleibt die Frage: Wen stellt die „Schaukelnde“ dar? Hofmann tippt auf Kappens Frau Gitti, die bei einer ganzen Reihe von Skulpturen Modell gestanden hatte.