Bottrop. Trotz gesunkener Inzidenzwerte will die Stadt keine Ausnahmegenehmigung zum Öffnen der Geschäfte beantragen. Land verschärft die Vorgaben.
Die Stadt erhöht weiter die Kapazitäten für die kostenlosen Corona-Schnelltests, will aber weiterhin beim Land keine Ausnahmegenehmigung beantragen, um mit negativem Schnelltest das Einkaufen zu ermöglichen. „Wir wollen keine Situation schaffen, in der wir die Leute zwischen unterschiedlichen Regelungen hin- und herscheuchen“, sagt Stadt-Sprecher Ulrich Schulze nach der Sitzung des Krisenstabes. Die Stadt steht also trotz der Proteste des Einzelhandelsverbandes weiter auf der in der vergangenen Woche gezogenen Notbremse.
Die Inzidenz in Bottrop geht seit Ostern zurück und lag am Mittwoch mit 89,3 erstmals wieder unter dem Schwellenwert von 100, der die Notbremse auslöst. „Aber die Inzidenzzahlen sind derzeit das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt werden“, fasst Schulze die Einschätzung des Krisenstabes zusammen. Er verweist auf die Bewertung des Robert-Koch-Institutes (RKI). Das schätzt die aktuellen Inzidenzwerte als wenig verlässlich ein, weil über Ostern „meist weniger Personen einen Arzt aufsuchen, dadurch werden weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt. Dies führt dazu, dass weniger Erregernachweise an die Gesundheitsämter gemeldet werden. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Gesundheitsämter und zuständigen Landesbehörden an allen Tagen an das RKI übermitteln.“
Blick auf politische Großwetterlage
Außerdem blickt der Krisenstab auch auf die „politische Großwetterlage“ (Schulze), um einschätzen zu können, ob der Trend Richtung Verschärfung oder Lockerung geht. NRW-Gesundheitsminister Laumann hat in dieser Frage einen deutlichen Fingerzeig gegeben. Er hat die Frist für eine Aufhebung der Notbremse am Mittwoch verlängert. Es reichen nicht mehr drei Tage mit Inzidenzen unter 100, künftig müssen es sieben Tage plus „eine stabile Tendenz“ sein. Auch Laumann begründet die Verschärfung mit der eingeschränkten Aussagekraft der Inzidenzen über Ostern.
Derzeit spricht in der politischen Diskussion wenig für die „vorsichtige Rückkehr zum Click & Meet“, die Oberbürgermeister Bernd Tischler am Dienstag bei der Vorstellung des neuen Testzentrums in den Althoff-Arkaden in Aussicht gestellt hat. Trotzdem arbeitet die Stadt weiter an einer Voraussetzung dafür: mehr Testkapazitäten, damit alle Bottroper Bürger mindestens einmal die Woche einen kostenlosen Schnellest machen können.
Testzentrum auf Bergwerks-Parkplatz
Als Nächstes steht vermutlich nächste Woche die Eröffnung eines weiteren Testzentrums auf dem Parkplatz des ehemaligen Bergwerks Prosper-Haniel an der Fernewaldstraße an. Dort sollen Mitarbeiter des Betreibers „MedCo“ den Testkandidaten im Wortsinn die Proben aus der Nase ziehen, während diese in ihren Autos sitzen. Einen Eröffnungstermin für dieses „Drive-In“ kann die Stadt noch nicht nennen, sagt Schulze: „Es wird aber zeitnah passieren.“ Der Betreiber kann Erfahrung mit solchen Tests in Autos vorweisen: In Düsseldorf betreibt „MedCo“ bereits am Flughafen ein „Drive-In und Walk-In“-Testzentrum. Dort bietet er neben den kostenlosen Schnelltests auch PCR-Testungen an.
Oberbürgermeister Bernd Tischler hat Kontakt zum Einzelhandelsverband aufgenommen, um die Entscheidung des Krisenstabes zu erläutern. Die städtische Teststrategie, beschleunigtes Impfen und ein verringertes Infektionsgeschehen sieht der Oberbürgermeister als wesentliche Bausteine, um eine nachhaltige Perspektive für Handel, Gastronomie und Kultur erreichen zu können.
Nach dem Gespräch mit dem OB äußerte Jan-Gerd Borgmann, der Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes, Verständnis für die jetzige Entscheidung des Krisenstabes angesichts einer absehbaren Verschärfung des Lockdowns. Er bleibt aber dabei, dass er sich letzte Woche vom Krisenstab „mehr Mut gewünscht hätte“. Hochwertiger Einzelhandel in Bottrop habe gelitten darunter, dass die Konkurrenz in den Nachbarstädten geöffnet bleiben durfte.
Keine Tests mehr in der Tanzschule
Ab Samstag gibt es keine kostenlosen Schnelltests mehr in der Tanzschule. Ab 10. April stellt die Unternehmensgruppe „MEDSan GmbH“ nach Angaben der Stadt den Betrieb für ihr Testzentrum der sogenannten Bürgertests in der Tanzschule Peter Frank (Hans-Sachs-Straße 15) ein.
Ob der Betrieb an einem neuen Standort fortgeführt wird, ist nach Angaben der Stadt noch nicht bekannt.