Bottrop-Kirchhellen. Bis zu sieben Silberreiher in einer Gruppe sind zuletzt in Bottrop beobachtet worden. Zum Nestbau fliegen sie meist in ihre Brutgebiete zurück.

Lange wird ihr Anblick Kirchhellener und Ausflügler wohl nicht mehr erfreuen: Die Silberreiher, deren schlanker weißer Körper sich so elegant von Wiesen oder selbst Hausdächern abhebt, sind überwiegend Überwinterer. Das sagt Tobias Rautenberg, Vogelexperte von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Im Frühling fliegen die Silberreiher in der Regel in ihre Brutgebiete zurück.

Tobias Rautenberg, Vogelexperte der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet.
Tobias Rautenberg, Vogelexperte der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. © Foto: DANIEL ELKE / FUNKE Foto Services | DANIEL ELKE

„Ich schätze, dass sich im Durchschnitt im Winter in Bottrop um die zehn Silberreiher aufhalten“, sagt Rautenberg und wirft einen Blick in die Statistik der Sichtungen. Im März zum Beispiel wurden gleich sieben dieser Vögel zusammen gesehen, östlich der Autobahn Richtung Feldhausen. Oft wurden einzelne gemeldet oder zwei. Die Datenbank, die seit 2010 existiert, verrät für die vergangenen Jahre zudem: „Es gibt ganz viele regelmäßige Meldungen bis Ende März, Anfang April. Einzelne auch mal später. Aber dann geht es wieder ab Herbst mit den Meldungen los.“ Überwiegend Überwinterer eben. 2020 seien in Bottrop sogar mal 18 in einer Gruppe beobachtet worden.

Die Silberreiher brüten nicht in Kirchhellen

Silberreiher in der Region - das sei eine Entwicklung der vergangenen 20 Jahre, wobei ihre Anzahl größer geworden sei. „Seit den späten 90er Jahren bis Anfang 2000 haben sie ihr Zugverhalten verändert.“ Im Winter, teils durchaus ganzjährig, seien sie in Deutschland zu beobachten, „aber sie brüten hier nicht“. Zumindest nicht in unserer Region; vereinzelte Bruten in Deutschland habe es aber schon gegeben. „Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist der Balkan“, so Rautenberg. Ungarn, Bulgarien etwa, aber auch Polen oder Weißrussland seien Heimatorte der Silberreiher.

Auch der Naturschutzbund (Nabu) stellt in seinem Porträt über den Silberreiher fest: „Vor allem Vögel aus östlichen und südöstlichen Ländern ziehen durch Deutschland oder überwintern hier.“ Der Ardea alba, so sein wissenschaftlicher Name, halte sich meist in Flachwasserbereichen von Seen und Teichen oder auf Wiesen auf.

Auch Mäuse stehen auf dem Speiseplan der Silberreiher

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Das finden die eleganten Vögel in Kirchhellen, wo es auch viel Grünland und Felder gibt. Neben Fischen stehen unter anderem Mäuse auf ihrem Speiseplan, erklärt Rautenberg. Der mitteleuropäische Winter, der sich hier ja gerade erst wieder von seiner kühlen Seite zeigt, sei für die Vögel kein Problem.

„Bei Vögeln gibt es immer mal wieder Anpassungsprozesse“, so der Experte weiter. Ihre Anwesenheit könne etwa ein Anzeichen dafür sein, dass die Winter hier milder geworden seien. „Jeden Kilometer, den sie sparen und nicht nach Afrika fliegen müssen, ist für sie von Vorteil.“

Übrigens seien in den vergangenen Jahren auch immer mal wieder Weißstörche in Bottrop gesichtet worden. In diesem Jahr hätten Ornithologen aber noch keinen hier gemeldet.