Kirchhellen. Dramatische Tage liegen hinter dem RuF Sterkrade. Es drohte eine Zwangsräumung. Eine Geschichte über den Wettlauf gegen die Zeit, Pech und Glück.
Der Reit- und Fahrverein (RuF) Sterkrade kann aufatmen. In letzter Sekunde konnte eine Zwangsräumung verhindert werden. Der Verein hat rechtzeitig eine neue Bleibe für seine 18 Pferde gefunden. Nach neun Jahren An der Linde 1 in Kirchhellen geht es im April nach Schermbeck. Es ist das glückliche Ende einer monatelangen Suche, das zuletzt zu einem Wettlauf gegen die Zeit wurde.
Hilfsangeboten kamen sogar aus anderen Ländern
Der Pachtvertrag am Standort in Kirchhellen lief ursprünglich zum 31. Dezember 2020 aus. In Gladbeck wurde eine Reitanlage, für die sich der Verein interessierte, zwangsversteigert. Den Zuschlag erhielt jedoch nicht der RuF Sterkrade, denn die finanziellen Mittel reichten nicht aus. Kurze Zeit später stand in Dorsten eine weitere Reitanlage zum Verkauf. Als Vereinsvorstand hatten sich Mirjam Galgalewicz und Hans-Jürgen Fratzscher mit ihrer Hausbank in Verbindung gesetzt. Die Finanzierung stand, das Geschäft war gefühlt in trockenen Tüchern. „Wir waren gedanklich schon eingezogen“, sagt Galgalewicz. Dann fuhr ihnen ein anderer Interessent in die Parade und schnappte ihnen die Anlage vor der Nase weg. Wieder nichts. Vom Eigentümer in Kirchhellen konnte eine Verlängerung bis zum 15. Februar dieses Jahres vereinbart werden. „Wir haben uns weiter bemüht, etwas zu finden“, sagt Hans-Jürgen Fratzscher. Die Tage zogen ins Land, die Hoffnung schwankte. Eine Gerichtsvollzieherin setzte eine letzte Frist für den 31. März.
In der Not veröffentlichte der Verein vor einigen Tagen einen emotionalen Aufruf auf seiner Facebook-Seite. Was folgte war eine Welle der Hilfsbereitschaft. Weder bei Fratzscher noch bei Galgalewicz stand danach das Telefon still. Pferdefreunde wollten helfen und vor allem die 18 Pferde, davon 12 Schulpferde, aufnehmen. „Es gab Anrufe aus Bayern, Brandenburg. Sogar aus Holland und Norwegen“, sagt Fratzscher. „In den letzten Tagen habe ich locker 80 bis 90 Anrufe bekommen.“ Der Aufruf bei Facebook übertraf die kühnsten Erwartungen. Mehr als 12000 Mal wurde er geteilt und erreichte mehr als eine Million Menschen. Und diesmal war das Glück auf der Seite des RuF Sterkrade. Ein Anruf aus Schermbeck brachte den erhofften Erfolg.
Retterin sorgt für neue Heimat im benachbarten Schermbeck
Die Retterin aus der Nachbargemeinde ist für den Verein keine Unbekannte. Von 1984 bis 1997 war der RuF Sterkrade auf einer Reitanlage in Oberhausen-Königshardt ansässig. Und sie ist die Enkelin des damaligen Besitzers und hat sofort ihre Hilfe angeboten. Das Problem der neuen Bleibe ist gelöst, was bleibt sind die finanziellen Sorgen. „Seit dem 1. November sind wir komplett lahm gelegt“, sagt Fratzscher. Ab März gelten zwar Lockerungen. „Wir dürfen wieder Einzelunterricht im Freien geben“, erklärt Mirjam Galgalewicz. Aber bei der aktuell ständigen wechselnden Witterung macht das Ganze weder für Pferd und Reiter nur bedingt Sinn. Und finanziell erst recht nicht. „Wir kommen damit nicht auf die Summe, die wir eigentlich bräuchten.“ Im Frühjahr erhielt der Verein eine Corona-Soforthilfe von 9000 Euro. Das Geld ist aufgebraucht. Hinzu kam zuletzt ein Zuschuss vom Landessportbund. „Das reicht gerade einmal, um die Pferde zu füttern“, sagt Fratzscher.
Durch Corona in Not geraten
Aufgrund laufender Kosten in der Pandemie für die Tiere wie Futter oder Besuche beim Tierarzt bittet der Reit- und Fahrverein Sterkrade um finanzielle Spenden. Die Kontoverbindung lautet: IBAN: DE65 4246 1435 5410 0998 00; BIC: GENODEM1KIH; Vereinte Volksbank Kirchhellen.Als gemeinnütziger Reitverein kann eine Spendenquittung ausgestellt werden. Mehr Infos zum Verein unter www.reitverein-sterkrade.de.