Bottrop. Bottroper Bürger trafen sich auf Einladung der Brost-Stiftung, um Projekte zu überlegen, die Bottrop lebenswerter und zukunftsfest machen können.

„Das Ruhrgebiet besser machen“ heißt das ambitionierte Ziel, das sich die Brost-Stiftung mit einem besonderen Projekt gesetzt hat. Man will die Identität der Menschen mit der Region Ruhrgebiet stärken, sie sollen sich vor Ort mit den Problemen auseinandersetzen und Lösungen vorschlagen. Und wo könnte man dies besser beginnen als an dem Ort, wo schon immer bei einem Bierchen an den Theken die lokalen Themen heiß, aber auch locker diskutiert wurden?

Deshalb wurden gezielt Gaststätten in Oberhausen, Bottrop und Herne ausgewählt, um in „Kneipengesprächen“ die Ideen der Menschen zu hören und gemeinsam mit ihnen zu entwickeln.

Der Andrang war deutlich größer als zunächst gedacht

Quartiersmanagerin Nora Schrage-Schmücker (stehend) moderiert das Kneipengespräch der Brost-Stiftung im „Haus Bednarz bei Rita“ in der Boy.
Quartiersmanagerin Nora Schrage-Schmücker (stehend) moderiert das Kneipengespräch der Brost-Stiftung im „Haus Bednarz bei Rita“ in der Boy. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die erste „kleine Kneipe“ in Bottrop war am Mittwoch „Haus Bednarz bei Rita“ in der Boy. Vorab waren nur sieben Anmeldungen gekommen, deshalb waren die Organisatoren überrascht von den etwa 40 Bürgern, die sich dann doch ins Lokal drängten. Man war gezwungen, eine Arbeitsgruppe in ein Sitzungszimmer zu verlegen. „Wir sind zwar etwas erschlagen vom Andrang, aber wenn das Interesse so groß ist, wollen wir das gemeinsame Treffen auch möglich machen“, hieß es beim Team der Stiftung.

Die Bürgerinnen und Bürger verteilten sich auf die Tische, die mit verschiedenen Themengebieten gekennzeichnet waren. Zur Auswahl standen Wirtschaft, Wohnen und Soziales, Integration, Kultur und Freizeit sowie Mobilität. Moderiert wurde der Abend von „Ideenbotschafterin Nora Schrage-Schmücker, in Bottrop eher bekannt als Quartiersmanagerin von Prosper III.

Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt

Nach einer Vorstellungsrunde ließen die Teilnehmer zum „warm-up“ ihrer Fantasie freien Lauf und trugen in einer Bottrop-Karte ein, was sie täten, wenn sie König oder Königin von Bottrop wären. Als Ergebnis wurde dann vorgeschlagen, „die Kokerei in Ketten zu legen“ oder das Ruhrgebiet durch kostenlose „Flugtaxis“ zu verbinden.

Nach diesem fantasievollen Auftakt entwickelten die Gruppen mit Hilfe von vorbereiteten Mappen konkrete Ideen zu ihrem Fachgebiet, aus denen dann ein oder zwei Hauptideen vorgetragen werden sollten. Es wurde überall engagiert diskutiert und argumentiert, um den eigenen Vorschlag der Gruppe schmackhaft zu machen. Die Spannbreite der Diskussionen reichte dabei vom behindertengerechten Zugang zu lokalen Gebäuden bis zu der Vision, das Ruhrgebiet müsse zusammenwachsen.

Umsetzbarkeit wird geprüft

Bei den ausgewählten Gruppenideen ging es um den Ausbau des Bunkers, Verbesserung der Infrastruktur und des Nahverkehrs, Umweltschutz- und Umfeldverbesserung bis zur Stärkung der Generationsverbindungen.

Nach den kommenden, insgesamt 30 Kneipengesprächenwerden die Ideen der Bürger in so genannten „Ideenwerkstätten“ in jeder der drei Städte mit Hilfe von Experten, die beraten und helfen sollen, weiterentwickelt unter der Prämisse: Was macht Sinn für Bottrop und ist möglicherweise umsetzbar?

Am Ende erhalten Politiker und die Stadtverwaltungen eine Liste

Das Brost-Team betonte, man wolle einen positiven Blick in die Zukunft tun, dabei schrecke man auch vor ungewöhnlichen, visionären Ideen nicht zurück. In Rahmen einer Abschlussveranstaltung sollen dann die entwickelten Ideen an Politik und Verwaltung der Städte übergeben werden.

Die Teilnehmer äußerten sich sehr positiv über den Ablauf des Abends. „Gut geplant“ oder „Die Idee ist gut, weil sie auch stadtteilbezogen ist“, hieß es. Manches war mit der Hoffnung verbunden, dass „etwas daraus wird, dass was umgesetzt wird“. Spürbar war auch der Wunsch: „Es sollte über Bottrop hinausgehen.“

Die nächsten Kneipengespräche

Die Brost-Stiftung, eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Essen, arbeitet bei diesem Projekt kooperativ mit der Körber-Stiftung zusammen, die ein ähnliches Projekt bereits erfolgreich in Hamburg durchgeführt hat.

Die nächsten Kneipengespräche in Bottrop finden am Donnerstag, 6. Februar, um 19 Uhr im Funkehäuschen an der Gladbecker Straße und am Dienstag, 11. Februar, um 19 Uhr im Zum Keglereck im Fuhlenbrock statt. Kirchhellen ist am Mittwoch, 12. Februar, um 19 Uhr im Klosterstübchen an der Reihe.

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