Bottrop/Mülheim. Bachelor-Absolventin Hannah Urban hat in der Krise ihre Pläne ändern müssen. Das bringt ihr das Zukunftssemester an der Hochschule Ruhr West.
Den Bachelor im Fach Internationale Wirtschaft - Emerging Markets hat Hannah Urban seit rund einem Jahr in der Tasche. Und danach? Wollte die Absolventin der Hochschule Ruhr West ein Jahr in Bali verbringen, als Freiwillige bei einer Tierschutzorganisation. Doch schon nach wenigen Wochen zwang der Ausbruch der Corona-Pandemie sie von heute auf morgen zur Heimkehr. Also schrieb sie viele Bewerbungen passend zum Masterstudium in Teilzeit - ohne Erfolg. „Viele haben gesagt, es gibt erstmal einen Einstellungsstopp“, erzählt die 24-Jährige. Ein Dilemma.
Kooperation der HRW mit der Hochschule Rhein-Waal
Hannah Urban entschloss sich dazu, das zum vergangenen Semesterstart aufgelegte Zukunftssemester zu nutzen, das die HRW zusammen mit der Hochschule Rhein-Waal ihren Absolventen als Perspektive in der Corona-Krise anbietet. Die Idee zu diesem Aufbaustudium hatte HRW-Präsidentin Prof. Dr. Susanne Staude – „aus dem Verantwortungsgefühl unseren Absolventinnen und Absolventen gegenüber, die in einer angespannten wirtschaftlichen Situation ihr Studium abschließen.“ Gerade der Mittelstand sei es, der normalerweise viele der HRW-Absolventen einstelle. Diese kleinen bis mittelgroßen Firmen aber litten besonders in der Corona-Krise.
Ziel: Das Profil für den Arbeitsmarkt schärfen
Die Initiative, durch die die Studierenden eingeschrieben bleiben, ihre Kenntnisse vertiefen und ihr Profil für den Arbeitsmarkt schärfen können sollen, wurde zu Jahresbeginn vom Stifterverband als „Hochschulperle des Monats“ gewürdigt.
Für Hannah Urban passt das Zukunftssemester mit dem Schwerpunkt Digitalisierung, das wie derzeit das komplette Studium online verläuft, jetzt perfekt. Vorausschauend – und „weil ich gerne einen Plan B habe“ – hatte sie sich schon parallel zu den Auslandsplänen für den Masterstudiengang Industrieservice-Management in Teilzeit beworben. Mit der passenden Stelle in einem Unternehmen dazu hat es, siehe oben, coronabedingt nicht geklappt. Die ungewollt freie Zeit, die sie zum größten Teil ja nur zu Hause verbringen kann, nutzt sie mit dem Zukunftssemester, um sich später auf dem Arbeitsmarkt von anderen abheben zu können: „Ich erhoffe mir davon etwas mehr Know-How als andere Studierende.“
Prüfungen mit Zertifikat zum Abschluss der Zukunftssemester-Module
Wobei sie sich das durchaus erkämpfen muss: „Die Informatik-Module mit Grundlagen der Programmierung haben es in sich“, gibt die BWLerin zu. Zumal im Homeoffice ja keiner neben ihr sitze, dem man mal eben über die Schulter gucken könne. „Ich habe schon einige verzweifelte Tage hinter mir“, sagt Hannah Urban. Auch Cyber Security sowie Industrie 4.0 gehören im Laufe des Aufbaustudiums zu ihren Fächern sowie die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz. Am Ende stehen in einer Handvoll Module Prüfungen mit Zertifikat an. Alles dient ihrem Ziel: „Ich kann mir gut vorstellen, später im Technologie- und Innovationsmanagement zu arbeiten.“
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Frustrierend bleibt für die Studentin aber mindestens, dass sie das ursprünglich geplante Auslandssemester im Master inzwischen abgehakt hat. Andererseits hat Hannah Urban unter Corona-Umständen noch Glück: Weil es mit einer „echten Stelle“ nicht klappte, fing sie in Zeiten der Coronalockerung einen Nebenjob im Fitnessstudio an, wo sie trotz Lockdown für ein paar Stunden beschäftigt und bezahlt wird.
Als Mitglied im Asta (Allgemeiner Studierendenausschuss) weiß sie, dass es vielen Studierenden anders geht, dass sie nicht nur unter fehlenden sozialen Kontakten leiden, sondern vor allem unter finanziellen Nöten. Etliche Nebenjobs sind in der Corona-Krise weggebrochen, man denke nur an den Gastro-Bereich. „Wir haben viele Härtefallanträge von Studierenden, die Probleme haben, den Semesterbeitrag zu zahlen“, erzählt die 25-Jährige.
Im Sommersemester können neue Absolventen ins Zukunftssemester starten
Aktuell gibt es im Wintersemester sieben Studierende im Zukunftssemester, berichtet Beatrice Liebeheim-Wotruba vom Referat Hochschulmarketing und Kommunikation. Das Angebot wird auch im Sommersemester weiterbestehen. „Es ist nach wie vor ein Angebot on top für alle, die nicht wissen, wie es weiter geht“, so Liebeheim-Wotruba. Nicht für jeden komme ja zum Beispiel auch ein Master nach dem Bachelor in Frage.