Bottrop. Bei fast gleichbleibender Kilometerleistung hat Busbetreiber Vestische massiv Kunden verloren. Der Rettungsschirm von Bund und Land soll helfen.
Die Busse der Vestischen haben 2020 fast genauso viele Kilometer gemacht wie vor Corona, aber massiv Fahrgäste und damit Einnahmen verloren. Die Mehrkosten durch Corona beziffert das Unternehmen auf 11,9 Millionen Euro. Diese Summe hat die Vestische beim Rettungsschirm von Bund und Land angemeldet. Auch für dieses Jahr fordert der Bundesverband der Verkehrsunternehmen (VdV) weitere Rettungsschirm-Gelder. „Eine absolut richtige Forderung und im Sinne unserer Gesellschafter“, sagt Vestische-Geschäftsführer Martin Schmidt. Sonst müssten am Ende die Kommunen die Zusatzverluste ausgleichen.
Die Gründe für die Fahrgastrückgänge sind vielfältig. Rückgang der Mobilität während der Lockdowns, verstärkt durch Kurzarbeit- und Homeoffice-Regelungen, geschlossene Kitas und Schulen, ausgefallene Freizeit- und Großveranstaltungen zählt Vestische-Sprecher Christoph van Bürk auf. Während der ersten Welle im April war das Fahrgastaufkommen im Vergleich zum Januar auf 35,8 Prozent eingebrochen, übers Jahr gesehen lag es bei 69 Prozent des Januar-Wertes. Für Januar 2021 meldet das Unternehmen 53,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Das ist nicht so schlecht wie befürchtet“, sagt Christoph van Bürk.
Mehrkosten für Fahrer-Schutzscheiben
Auf der Kostenseite schlagen die Ausstattung der Busflotte mit Schutzscheiben für die Fahrer sowie ein erhöhter Aufwand für Reinigung und Desinfektion zu Buche. Die Kilometerleistung der Busflotte ist zudem fast genauso hoch wie im Vorjahr. Zwar hatte die Vestische während der ersten Welle ab Mitte März den Fahrplan zeitweise ausgedünnt; nach den Herbstferien hatte das Unternehmen aber alle verfügbaren Wagen eingesetzt, um überfüllte Schulbusse zu vermeiden. „Wir sorgen für Mobilität, wie das unser Auftrag ist“, sagt der Vestische-Sprecher.
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Deshalb schließt sich die Vestische der Analyse und der Forderung des Bundesverbandes an, die deren Präsident Ingo Wortmann so zusammenfasst: „Die Menschen sind coronabedingt deutlich weniger unterwegs, sowohl beruflich als auch in der Freizeit. Da wir seit Beginn der Pandemie trotzdem nahezu das volle Bus- und Bahnangebot weiterfahren, sind die Einnahmeverluste bei etwa gleichen Kosten immens. Der von Bund und Ländern beschlossene Rettungsschirm hat uns vor dauerhaften wirtschaftlichen Schäden bewahrt. Doch noch ist die Covid-Krise nicht vorbei und wir fahren weiterhin monatliche Verluste ein.“
Anstieg der Fahrgastzahlen erst für Herbst erwartet
Nach Verbandsangaben werden die Gelder aus dem Rettungsschirm für 2021 noch bis zum Quartalsende reichen, dann müsse frisches Geld her. Wortmann: „Während die Stammkundschaft weit überwiegend ihre Abos nicht kündigte, brachen die Einnahmen bei den Gelegenheitsfahrten größtenteils weg. Wir rechnen damit, dass wir auch im gesamten Jahr 2021 noch nicht wieder die sonst übliche Zahl an Fahrgästen befördern werden. Das heißt, dass wir weiterhin Verluste einfahren und dementsprechend mit der Politik zeitnah über einen erneuten Rettungsschirm sprechen müssen. Wir gehen davon aus, dass es erst ab Herbst wieder zu einem deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen kommen wird, wenn die Zahl der Geimpften entsprechend hoch ist und die Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft nach und nach zurückgenommen wird.“
„Wir sind kein Corona-Hotspot“
Die Vestische sieht sich bei ihren Anstrengungen, eine Verkehrswende zu Gunsten von Bus und Bahn zu schaffen, massiv durch die Politik eingebremst.„Alle vorliegenden Studien belegen: Der öffentliche Personennahverkehr ist kein Corona-Hotspot“, sagt Vestische-Sprecher Christoph van Bürk. „Trotzdem kommen Aufforderungen aus der Politik, Bus und Bahn zu meiden. Das wird jahrelange Aufbauarbeit fordern, das Vertrauen der Fahrgäste zurück zu gewinnen.