Bottrop. Die SPD hat Amtsinhaber Michael Gerdes erneut zum Bundestagskandidaten gewählt. Kurios: Beim ersten Versuch gab es eine Stimme zuviel.

Am Ende einer ungewöhnlichen Wahl stand ein klares Ergebnis. Mit 34 zu 23 Delegiertenstimmen hat der Bottroper Bundestagsabgeordnete Michael Gerdes sich gegen seinen Gladbecker Konkurrenten Michael Hübner durchgesetzt und zieht als Kandidat für die SPD in Bottrop, Dorsten und Gladbeck in den Bundestagswahlkampf. Allerdings erst im zweiten Anlauf: Die erste Wahl war ungültig, weil eine Stimme zuviel abgegeben worden war.

Bottrops Parteichefin Sonja Voßbeck hatte das Programm des Wahlabends radikal abgespeckt und alle Akteure auf die Linie eingeschworen: Die Veranstaltung in der Dieter-Renz-Halle soll mit großem Abstand und vor allem zügig durchgezogen werden. Acht Minuten wurden den beiden Kandidaten für ihre Vorstellung vor den Delegierten zugestanden; beide überzogen.

Hübner: Erfolgsmodell Stärkungspakt

Hübner, in Kirchhellen geboren, setzte drei Themenschwerpunkte. Er wertete den "Stärkungspakt Stadtfinanzen", für den er im Landtag gekämpft habe, als Erfolgsmodell: 130 Millionen Euro seien dadurch in die drei Städte gelenkt worden. Nächster Schritt: "Was wir jetzt benötigen, ist ein Altschuldenschnitt."

Sein zweiter Schwerpunkt war das Gesundheitswesen: "Wir müssen das als Daseinsvorsorge betreiben." Der dritte war die Stärkung der Innenstädte in und nach der Coronazeit; ausdrücklich nannte er dieses Ziel auch für die Dorfmitte Kirchhellens.

"Was mich antreibt, ist die Region nach vorn zu bringen", sagte Hübner. "Ich bin gerne Kümmerer vor Ort und möchte es bleiben."

Gerdes verweist auf Erfolge in Berlin

Michael Gerdes verwies auf die politischen Erfolge in Berlin, zu denen er die Grundrente zählt, den Mindestlohn und die Ausgestaltung des Kurzarbeitergeldes. Er wolle sich weiter den Herausforderungen des Strukturwandels stellen, die für ihn vor allem die Langzeitsarbeitslosigkeit, die Kinderarmut, die kommunalen Schulden und der Investitionsstau bei der Infrastruktur zählen.

"Die Bewältigung der Corona-Folgen wird garantiert ein Thema im Bundestagswahlkampf sein", sagte Gerdes. Dabei gelte das alte Prinzip der Sozialdemokraten: "Wer viel hat, der soll auch viel geben." Corona habe soziale Ungleichheiten verstärkt und sie sichtbarer gemacht. Um das auszugleichen, brauche es den starken Sozialstaat, für den die SPD stehe.

Appell zur Geschlossenheit

Nach der wiederholten Wahl atmete Gerdes durch ("Das war für mich jetzt auch nicht einfach") und tat das, was Wahlsieger tun sollten: die Partei zur Geschlossenheit im Bundestagswahlkampf aufrufen. "Es gibt heute keinen Gewinner. Die wird es erst im September geben."