Bottrop. Mitarbeiter entdeckt Behälter mit zahlreichen verwahrlosten Kleintieren. Nicht alle überlebten. Ein Geräusch lockte den Helfer auf die Spur.
Nach den Feiertagen oder vor der Urlaubszeit beginnt für Haustiere oft eine Odyssee, die für viele schnell zum Leidensweg wird. Einen besonders schrecklichen Fund machte aber ein Mitarbeiter des Tierheims aber bereits am frühen Samstagmorgen vor dem vierten Advent. Er war gerade dabei, einen Hundezwinger zu reinigen, als er ein mehrstimmiges Pfeifen aus den Büschen zur Straße hin hörte.
Ein Pfeifen hat den meisten wohl das Leben gerettet
Und dieses Pfeifen hat den armen Tieren vermutlich das Leben gerettet. Der Helfer alarmierte die Tierpflegerin der Frühschicht, die nach intensiver Suche gut versteckt neben den Mülltonnen mehrere Behältnisse mit elf Meerschweinchen und zwei Chinchillas entdeckte. Ein schlimmer Fund wie sich bald herausstellte, denn zwei der Meerschweinchen waren bereits tot. Die übrigen Tiere befinden sich in einem erbärmlichen Zustand. Die jungen Meerschweinchen waren nur Haut und Knochen, halb verhungert.
Die beiden Chinchillas waren zwar noch halbwegs gut genährt, aber das Fellkleid erweis sich als total vernachlässigt. „Wir können nicht verstehen, warum man die Tiere nicht direkt bei uns abgibt. Die beiden toten Meerschweinchen lagen eng aneinandergekuschelt, als ob sie sich zum Schluss noch einmal wärmen wollten. Das geht einem auch nach viele Jahren Erfahrung immer noch ans Herz“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann. Die Chinchillas hätten sich schon wieder etwas erholt. Viel Paprika als Vitaminzufuhr. Und die Schockstarre, in die die Kleintiere wegen der schrecklichen Behandlung gefallen waren, habe sich ebenfalls wieder gelöst, so die Leiterin des Tierheims. Aber auch das gehe aufs Fell.
Vielleicht gibt es eine Spur zu den Übeltätern
Über die Herkunft der aufgefundenen Kleintiere kann Hildegard Frank-Tüllmann bislang nur soviel sagen: „Wir haben eine Spur.“ Ob die mit dem Aufdruck einer Essener Umzugsspedition zu tun hat, die auf einem der Kartons zu sehen ist, in der die Tiere gefunden wurden, möchte sie noch nicht sagen.
Das Traurigste sei, dass es gar nicht zu so einer Situation kommen müsse: „Es findet sich doch immer eine Lösung, wir sind rund um die Uhr erreichbar, haben sogar eine Notfallnummer, die außen am Tierheim angebracht ist“, so Hildegard Frank-Tüllmann. Stimmt. Denn selbst am Sonntagnachmittag beantwortet sie Anrufe und weist noch einmal eindringlich auf die bevorstehende Feiertagssituation hin.
Tiere sind kein Last-Minute-Geschenk
Denn es sei nach wie vor so, dass Tiere zuweilen gedankenlos verschenkt würden oder selbst bei gutem Willen die Umstände manchmal einfach nicht passten. Eine starke Katzenhaarallergie entdecke man eben erst, wenn die Katze schon in der Wohnung sei. Aber auch bei solchen Fragen stehe das Tierheim mit Rat und Tat zur Seite. „Und wenn ein Halter einmal krank wird und sich nicht ums Haustier kümmern kann, tun wir das auch“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann. Auch in Corona-Zeiten oder während der Feiertage lasse man kein Tier allein. „Wir sind da so etwas wie die Tier-Seelsorge.“
Notfall-Telefon für Tierangelegenheiten
„Wir sind Tag und Nacht erreichbar“: Das ist die Botschaft des Tierheims an der Wilhelm-Tell-Straße 65, auch in Zeiten von Corona oder an den bevorstehenden Feiertagen. Wer misshandelte oder verletzte Tiere findet oder beim eigenen Tier einen Notfall hat und keinen Tierarzt erreicht, kann immer mit der Bottroper Einrichtung Kontakt aufnehmen. 02041/9 38 48 oder 02041/26 43 20. Sonst gelten die normalen Öffnungszeiten. Mehr Infos auf: www.tierheim-bottrop.de.