Ein letztes Mal vor der Gastro-Schließung füllte sich zu Halloween die Gastromeile. Der befürchtete Ansturm von Partyvolk blieb aber aus.

Saures statt Süßes: Wegen der steigenden Infektionszahlen müssen alle Gastronomien auf der Bottroper Gastromeile nach Halloween, schließen. Der befürchtete Ansturm auf die Lokale bleiben aber am Samstag aus.

Ein Schuss aus der Spritze: Simone Ruhrberg, Mitinhaberin der Kasbar, peppt zu Halloween die bestellten Cocktails auf.
Ein Schuss aus der Spritze: Simone Ruhrberg, Mitinhaberin der Kasbar, peppt zu Halloween die bestellten Cocktails auf. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Viele Wirte haben Geld in die Hand genommen, um auch in Coronazeiten Umsatz zu erzielen, wie ein neuer Hochleistungslüfter im „Hürter“ oder Zelte für die Außengastronomie im „Stadt Café“. Der Frust ist groß, nicht nur bei den Betreibern, auch bei den Gästen. „Wir sind hier Stammgäste und müssen mit ansehen, wie trotz aller Mühen die Falschen bestraft werden. Das ist einfach nur traurig.“ sagt ein Gast.

Sperrstunde

Und mit dieser Meinung ist er nicht allein. Im Laufe des Abends füllen sich die Kneipen, Restaurants und Bars. Und wenn es richtig los geht – müssen sie schließen: Sperrstunde. Was danach passiert? „Viele treffen sich dann im Park oder am ZOB und trinken in Gruppen einfach weiter. Die Schließungen sind Rückschritte für die Gastronomen.“ heißt es auch.

Nach den Schließungen hoffen viele Betreiber auf die Nachfrage der Kunden nach den angebotenen Lieferdiensten. Simone Ruhrberg, Inhaberin der „kasbar“, verdeutlicht das Problem: „Wir besitzen zwei Herzen; das Betriebliche und das der Vernunft. Die Entscheidung zur Schließung ist schwer zu verstehen, aber ich bin optimistisch, dass die Umbauarbeiten und Mühen nicht umsonst sind. Trotz alledem stehen mehrere Existenzen auf dem Spiel: nicht nur die Inhaber in einem Restaurant, auch die Aushilfen oder Logistikfirmen werden in Mitleidenschaft gezogen.“

Sibylle Brüggemann, Petra Stief und Angelika Marnett sitzen am Samstag noch einmal  vor dem „Il Vinaio“
Sibylle Brüggemann, Petra Stief und Angelika Marnett sitzen am Samstag noch einmal vor dem „Il Vinaio“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Hürter: Kein Spaß mehr an Halloween

„Das Hürter ist nicht mehr das, was es mal war.“ Auch die Wirtin Ramona Fleer schätzt die kommende Lage ähnlich ein: „Die Häppchentaktik der Regierung wird so keinen Erfolg haben. Nach vier Wochen ist die ganze Lage noch nicht zu Ende. Man kann nur noch funktionieren, um dann zu reagieren. Wir sind so gut ausgerüstet - in der Vergangenheit waren wir an Halloween ausreserviert. Trotz der vielen Mühe lohnt es sich aber mit den ganzen Einschränkungen nicht mehr, für einen Tag alles zu dekorieren.“

Stammgäste fühlen sich sicher

Ramona Fleer hat viel Geld für ein neues Lüftungsgerät ausgegeben, damit sie ihren Gästen optimal schützen kann. Und das kommt auch an: „Wir sind in der Corona Zeit sehr oft hier gewesen und Ramona hat uns immer viel Sicherheit gegeben.“ stimmen Stammgäste mit ein. Wie es in vier Wochen aussieht ist noch unklar.

Trotz der kommenden harten Wochen sind die Hoffnungen noch nicht aufgegeben. Sowohl die Inhaber als auch die Gäste sind sich einig, dass alle Bürgerinnen und Bürger an einem Strang ziehen müssen. Die Schließungen sollen jetzt für Linderung sorgen, aber ein Fahrplan für die Zukunft stellt es nicht dar. Simone Ruhrberg ermutigt zum Schluss: „Den Kopf in den Sand stecken nützt jetzt auch nichts mehr. Wir müssen versuchen das Beste aus der Situation zu machen.“

Vergeblicher Brandbrief in letzter Minute

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW sieht sich trotz gestiegener Infektionszahlen als Teil der Lösung und nicht des Problems, als das die Branche behandelt wird. Der Verband erweist auf die durch das RKI bestätigte Nicht-Infektionsgefahr in der Branche.

In einem Brandbrief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet appellierte der Verband vergeblich: „Wir halten Mindestabstände ein, achten auf Mund-Nase-Bedeckungen bei Gästen und Mitarbeitern, bauen Plexi-Abtrennungen auf und übertreffen uns in hygienischen Vorkehrungen. Auch die Rückverfolgbarkeit steht oben auf der Agenda. Das alles sind Gründe, warum das negative Infektionsgeschehen der letzten Wochen mit uns nichts, allenfalls äußerst gering nur etwas zu tun hat.“