Kirchhellen. Wenn am ehemaligen Schacht 9 Wohnungen entstehen, werden Neubauten am Heimersfeld weniger dringend gebraucht. Ein Kompromiss zeichnet sich ab.

In der kontroversen und emotionalen Debatte um städtische Neubaupläne in Grafenwald stehen die Zeichen auf Entspannung. Planer und Politiker versichern immer wieder: Das sind Pläne, die erst in fünf bis zehn Jahren konkret werden können. „Einen Neubau am Heimersfeld werde ich in meiner Amtszeit nicht mehr erleben“, sagt Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder. Zudem zeichnet sich eine Kompromisslinie ab.

Baudezernent Klaus Müller hat mit der Antwort auf ein Schreiben der Initiative „Natürlich Grafenwald“ bewusst gewartet, bis der Planungsausschuss sich beschäftigt hat mit der Frage: Welche Nachnutzung kommt auf die ehemalige Bergbaufläche Prosper IV?

Wohnungsbau auf Prosper IV prüfen

Wie von der Bezirksvertretung gefordert, hat der Ausschuss der Verwaltung aufgegeben: Prüft, ob auf der Fläche vollständig oder teilweise Wohnungsbau möglich ist. Eine Frage, an der auch der Besitzer RAG Montan Immobilien ein wohl verstandenes Eigeninteresse hat: Wohnflächen bringen bessere Preise als Gewerbeflächen. Trotzdem mahnt Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins, die Ansiedlung von Gewerbe auf Prosper IV nicht ganz aus den Augen zu verlieren: „Ich sehe in Grafenwald sonst keine Flächen mehr zur Ansiedlung von Gewerbe.“

Wenn Wohnungsbau auf Prosper IV möglich wird, ändert sich die Diskussionsgrundlage für eine Bebauung am Heimersfeld. Müller formuliert es in seinem Schreiben an die Initiative so: „Sollte die Prüfung für den Standort Prosper IV zu dem Ergebnis kommen, dass eine wohnbauliche Nutzung dort möglich und sinnvoll ist, kann dies dazu führen, dass eine entsprechende Entwicklung nördlich von Grafenwald (also am Heimersfeld) weniger dringlich und deren Dimension verringert wird.“ Als Ersatz für die Wohnungen, die am nassen Vossundern nicht gebaut werden, hatte die Verwaltung Flächen für 200 Wohnungen am Heimersfeld ausgemacht.

Der Flächentausch Vossundern/Heimersfeld als Bauland ist noch nicht vollzogen. Der politische Beschluss ist aus Bottrop an den Regionalverband Ruhr (RVR) geschickt worden, Der Regionalplan ist aber noch nicht geändert worden.

Absetzbewegungen bei CDU und SPD

„Natürlich Grafenwald“ kann sich schon jetzt freuen über politische Absetzbewegungen. Politiker von SPD wie CDU in Kirchhellen haben sich schon vor der Wahl kritisch zum Neubaustandort Heimersfeld geäußert. Und sie waren sich nach der Wahl einig darüber, dass die drei Bürgerinitiativen gegen Neubaupläne sie Stimmen gekostet haben. Die Initiative Feldhausen hatte sogar alle Parteien gefragt: Wie steht ihr zu den Neubauplänen an der Hohen Heide? An den Antworten hatte sie ihre Wahlempfehlungen ausgerichtet.

Bezirksbürgermeister Schnieder will aber trotzdem an dem Verfahren festhalten, im Tausch für den Vossundern im nördlichen Grafenwald Wohnbauflächen möglich zu machen. „Wir müssen auch in zehn Jahren noch auf Entwicklungen reagieren können. Es ist eine Option, die wir nicht aus der Hand geben sollten.“

Der Flächentausch in Grafenwald

Als absehbar wurde, dass die geplanten 200 Wohnungen zwischen Vossundern und Friedenstraße wegen der Entwässerungsprobleme dort weit teurer werden würden als anderswo, hat die Verwaltung im Auftrag der Politik nach Ersatz gesucht.

Städtebaulich am besten geeignet, so das Ergebnis, seien Flächen östlich und westlich des Heimersfeld im Norden Grafenwalds. Die sind aber im Regionalplan noch als Freiraum ausgewiesen. Deshalb hat die Verwaltung einen Flächentausch vorgeschlagen: Vossundern wird Freiraum, am Heimersfeld entstehen Bauflächen. So hat der Planungsausschuss im März 2019 beschlossen.