Bottrop. Rund 190 Beschäftigte beteiligen sich an Warnstreik samt Demozug am Knappschaftskrankenhauses Bottrop. Reinigungskräfte fühlen eine doppelte Not.
Gelbe Warnwesten, rot-weiße Verdi-Fahnen, ein großes Banner mit der Aufschrift: „Wir sind – waren – bleiben systemrelevant“: Nicht zu übersehen war der Warnstreik der Beschäftigten vom Knappschaftskrankenhaus (KKH) Bottrop am Mittwochmorgen. Zumal die laut Verdi knapp 190 Streikenden vom Krankenhaus über Osterfelder Straße und Lamperfeld zogen, skandierend: „Für Anerkennung streiken wir, darum sind wir alle hier.“
Der Aufruf zum Warnstreik erfolgte im Zuge der Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst. „Die Beteiligung ist so groß wie noch nie“, sagte KKH-Betriebsratsvorsitzender Michael Kolorz. „Das liegt daran, dass die Mitarbeiter enttäuscht sind, dass noch kein Arbeitgeber-Angebot vorliegt.“ Auch die Corona-Krise spiele eine Rolle für die Unzufriedenheit der Beschäftigten. „Zu Beginn der Pandemie sind von der Politik Äußerungen in Richtung Prämie gefallen. Die Leute sind es leid, sich mit warmen Worten abspeisen zu lassen.“
Pflegerin fordert bessere Bezahlung und mehr Personal
Pfleger Stefan Michalski zeigte sich positiv überrascht von der Streik-Beteiligung: „Das zeigt, wie viele Leute jetzt motiviert sind. Ich hoffe, dass nun etwas dabei rumkommt. Sonst wird es noch andere Streiktage geben.“ Pflegerin Jana Dreiling erklärte: „Ich bin in die Pflege gegangen, um Menschen zu helfen und sie aufzupäppeln. Das ging vor Corona schon kaum noch und jetzt gar nicht mehr, weil wir keine Zeit mehr für die Patienten haben.“ Für sie ist nicht nur eine bessere Bezahlung wichtig, „wir brauchen mehr Personal“.
Zu den Streikenden zählten neben Pflege-, Therapie- und Verwaltungspersonal auch Beschäftigte aus den Bereichen Reinigung und Küche. Viele von den letzteren seien erst vor kurzen in die Gewerkschaft Verdi eingetreten, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Das habe folgenden Hintergrund: Die Hauptgeschäftsführung der Knappschaftskliniken habe die Absicht mitgeteilt, die Beschäftigten der DSL – Dienst- und Serviceleistungen in eine neue Servicegesellschaft zu überführen. Kolorz: „Man plant jetzt eine große Servicetochter für alle Krankenhäuser der Knappschaft.“ Karin Schmidt, die am KKH zum Service gehört, im Moment aber auch mit in der Reinigung tätig ist, geht von „wesentlich schlechteren Bedingungen“ für sich und ihre Kolleginnen aus.
Reinigungskräfte: „Durch die Pandemie arbeiten wir doppelt“
Aber auch die Forderungen der Gewerkschaft in der Tarifauseinandersetzung mit den öffentlichen Arbeitgebern – 4,8 Prozent mehr Lohn bzw. mindestens 150 Euro plus monatlich – unterstützen die Servicekräfte. „Wir haben es verdient, etwas mehr zu bekommen. Durch die Pandemie arbeiten wir doppelt“, unterstreicht Karin Schmidt.
Im Krankenhaus selbst wurde während des Warnstreiks ein Notdienst aufrecht erhalten. „Es ist sichergestellt, dass Notfälle behandelt werden. Planbare Eingriffe sollen allerdings nicht stattfinden“, erklärte Kolorz.
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