Bottrop. Am Mittwoch schließen sich die Krankenhausbeschäftigten den Warnstreiks im öffentlichen Dienst an. Im KKH wird es nur eine Notbesetzung geben.

Nachdem Dienstag in ganz Bottrop die Busse im Depot geblieben sind, wird am heutigen Mittwoch im Knappschaftskrankenhaus (KKH) gestreikt. Dort treten bereits ab 4.30 Uhr die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ausstand, um ihren Forderungen nach mehr Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Am frühen Morgen nehmen die Streikposten Aufstellung. Auf der dem Krankenhaus gegenüberliegenden Seite der Osterfelder Straße findet ab 8 Uhr die Kundgebung mit einem anschließendem Zug über Heidenheck und Lamperfeld in Richtung Innenstadt statt.

Versorgungssicherheit der Patienten ist gegeben

„Wir wollen auf jeden Fall auch den Berufsverkehr etwas treffen, denn möglichst viele sollen auf die Aktion aufmerksam gemacht werden“, sagt die zuständige Gewerkschaftssekretärin bei Verdi, Marion Schäfer. Bislang hätten die Beschäftigten in den Krankenhäusern nämlich keinerlei Aufwertung erfahren, auch die Coronaprämien, die es in ähnlichen Bereichen längst gegeben habe, seien beim Krankenhauspersonal bislang nicht angekommen, so Schäfer weiter. Mit Blick aufs KKH sagt die Gewerkschafterin: „Bottrop steht, wir haben dort für eine Klinik einen recht hohen Organisationsgrad und man wird das spüren.“

Belegschaft ist gut gewerkschaftlich organisiert

Das sagt auch Regine Bortz. Die Personalrätin wagt eine vorsichtige Prognose von 200 bis vielleicht 300 Mitstreikenden aus der Belegschaft. Bei rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wäre das eine gute Beteiligung. „Unmöglich“ findet auch sie die Haltung der Arbeitgeber, die sich bislang keinen Deut bewegt hätten. Kein Angebot, keine Verhandlungsgrundlage. Alles sei bis jetzt abgelehnt worden.

Natürlich ist allen bewusst, dass Krankenhäuser ein sensibler Bereich sind, was Arbeitsniederlegungen angeht. „Wir haben eine Notdienstvereinbarung abgeschlossen und die Patienten auf den Stationen informiert, dass am Mittwoch nicht alles so laufen wird wie gewohnt“, sagt Regine Bortz. Und Notfälle würden natürlich auch behandelt. Die Versorgungssicherheit der Patienten sei sicher, das bekräftigt auch Verdi-Frau Marion Schäfer.

Mitte Oktober könnte es in weiteren Bereichen der Stadt zu Warnstreiks kommen

Wie es nach ÖPNV und Knappschaftskrankenhaus mit den Warnstreiks in Bottrop weitergeht, ist derzeit noch etwas ungewiss. Fest steht nur: Die Forderungen nach Gehaltserhöhung für den öffentlichen Dienst werde weiter Nachdruck verliehen. Das sagt auch Lutz Küstner vom Personalrat der Stadt. Nach einem Strategiegespräch mit der Gewerkschaft Verdi haben man sich für die städtischen Mitarbeiter in Bottrop erst einmal geeinigt, in der nächsten Woche noch die Füße etwas still zuhalten. „Das heißt aber nicht, dass wir unseren Forderungen keinen Nachdruck verleihen wollen“, so Küstner.

Auch im Rathaus könnte es nächsten Monat zu Warnstreiks kommen.
Auch im Rathaus könnte es nächsten Monat zu Warnstreiks kommen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Für die übernächste Woche sei durchaus mit einer größeren Aktion zu rechnen. Und wie es aussieht,würden da auch Beschäftigte aus der Nachbarstadt Gladbeck mit im Boot sein. Verwaltung, Entsorgungsbetriebe, vielleicht auch nochmal das Knappschaftskrankenhaus, dessen Mitarbeiter ja an diesem Mittwoch bereits zum Warnstreik aufgerufen sind. Wie es mit dem Kita-Personal aussehe, könne man noch nicht sagen. „Wir wollen aber zunächst einmal zeigen, welche Arbeitskampfmaßnahmen auch in Coronazeiten möglich sind“, so der Personalratsvorsitzende. Wichtig sei zunächst, dass die Arbeitgeber erst einmal Verhandlungsbereitschaft signalisierten, derzeit haben man ja noch einmal eine Verhandlungsgrundlage.

Brief des Oberbürgermeisters an kommunale Arbeitgeberverbände gibt Mitarbeitern Rückenwind

Rückenwind haben die Kolleginnen und Kollegen in öffentlichen Dienst auch durch Oberbürgermeister Bernd Tischler. Der hatte bereits Ende Juli in einem Brief (der der WAZ vorliegt) an den Präsidenten der kommunalen Arbeitgeberverbände, Ulrich Mädge, bei der Entlohnung der Bediensteten von einem „für alle Seiten tragbaren Kompromiss“ gesprochen. „In diesem Zusammenhang erlaube ich mir aber auch die Bitte, bei den anstehenden Verhandlungen mir den Gewerkschaften den in Folge des Corona-Virus veränderten Rahmenbedingungen besondere Bedeutung beizumessen und auf einen Tarifabschluss hinzuwirken, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes auch die in finanzieller Hinsicht notwendige Anerkennung ihrer Arbeit dokumentiert.“

Vielleicht hat auch dieser Brief des Stadtoberhaupts dafür gesorgt, dass in vielen städtischen Bereichen Bottrops bislang noch nicht gestreikt wurde. Aber Verdi und der Personalrat seien alles andere als unvorbereitet, so Lutz Küstner.