Kirchhellen. Nach der Corona-Zwangspause treffen sich die Chöre von St. Johannes wieder zu Proben. Auch im Gottesdienst darf wieder gesungen werden.

Viele Menschen haben darauf sehr, sehr dringend gewartet: Ein halbes Jahr nach dem Lockdown haben die Chöre von St. Johannes ihre Proben wieder aufgenommen. Auch in den Kirchen darf wieder gesungen werden, wenn auch wenig und vorsichtig. Vier Lieder, maximal zwei Strophen.

Diesen Anruf am Morgen des 15. März wird Kantor Detlef Steinbrenner wohl nie vergessen. „Am Samstag habe ich noch auf fünf Gottesdiensten gespielt. Und am Sonntagmorgen rief dann Küsterin Renate Schönsee an: Du brauchst nicht mehr zu kommen. Ich bin von 100 auf Null eingebremst worden.“

Lange Zwangspause

Dass das Virus die Kirchenmusik deutlich länger lahmlegen werde als für die Dauer der Gottesdienstverbote, hatte der Kantor und Chorleiter schon sehr früh geahnt. An einem Nachmittag Ende März setzte er an der Orgel gerade an, das Steigerlied als kurzen Gruß und Trost in die Dorfmitte zu senden. Plötzlich ließ er die Hände sinken und sagte: „Wir werden noch viel länger nicht gemeinsam musizieren können, als die Menschen derzeit annehmen.“

Er hätte sehr gern Unrecht behalten. Doch die Debatte um das Infektionsrisiko durch Aerosole hat dafür gesorgt, dass erst mit Wiedereröffnung der Pfarrheime der Probenbetrieb wieder möglich wird. „Pfarrer Potowski hat das sehr gefördert“, sagen Steinbrenner und Kirchenchor-Vorstand Norbert Josten. „Er legt sehr viel Wert darauf, dass in der Gemeinde wieder soviel Gemeinschaft wie möglich erlebt werden kann.“

Sicherheitsabstand

Allerdings mit großer Vorsicht und noch längst nicht wieder vollzählig, Etwas mehr als ein Dutzend von insgesamt 21 Kirchenchormitgliedern haben ihre Stühle so im Saal des Pfarrheims verteilt, dass sie sich nicht nicht direkt ansingen und vier Meter Sicherheitsabstand halten. Bei der Probe des Gemeindechores erwartet der Kantor 25 von 38 Mitgliedern: „Dann werden wir auch das Foyer des Pfarrheims nutzen, um die Abstände zu halten.“ Natürlich führen die Chöre auch Listen zur Rückverfolgung einer möglichen Infektion.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen: Noch längst nicht alle Chormitglieder kommen wieder zur Probe, sagt Kirchenchor-Sprecher Ludger Geisler: „Die sagen uns: Wir vermissen die Proben auch schrecklich. Aber ich traue mich nicht.“ Noch nicht, sagt Chorvorstand Norbert Josten optimistisch. „Es wird sich langsam wieder einspielen. Aber wir wollen niemanden drängen.“

Wer gekommen ist, der genießt erkennbar jede Minute der Probe. „Schön, dass wir zurückfinden zur Gemeinschaft“, sagt Josten. Auch wenn der Abstand zu den Mitsängern ungewohnt ist; auch wenn der Chorleiter die Akzentuierung der Texte bemängelt. „Tut mal, als wärt ihr 20 Jahre jünger“, fordert Steinbrenner. Das wirkt. Als die letzten Töne verhallen, sieht der Kantor sich um im Kreis der Sänger und sagt: „Der Kirchenchor lebt. Trotz der langen Pause: Es ist alles noch da.“

Chöre bekommen neues Forum in der Kirche

Eine der wenigen Umbauten während der derzeit laufenden Kirchensanierung findet am Rand des Altarraumes statt. Hier entsteht ein Podest für die Chöre, die so bei Gottesdiensten von der Orgelempore ins Blickfeld der Gemeinde rücken.

Chorleiter Detlef Steinbrenner hat sich die Pläne schon zeigen lassen und ist sicher: „Das wird toll.“ Eine Baustellenführung für Chormitglieder ist in Planung.