Kirchensanierung läuft: Der Dreck von Jahrzehnten ist runter von den Wänden. Das erste Fenster strahlt hinter Klarglas, andere werden restauriert.

Seit Mai läuft die Kirchensanierung in der Pfarrkirche St. Johannes. Es wird eine behutsame Renovierung werden, hat Pfarrer Christoph Potowski der Gemeinde versprochen: „97 Prozent der Kirche werden unverändert bleiben.“ Dafür wird das Kircheninnere im Wortsinn in das beste Licht gerückt. Ein Durchgang durch die Baustelle Kirche.

Ein Bauzaun versperrt den Weg zu den Pforten von St. Johannes, in das Hauptportal ist eine Behelfstür eingebaut. Die Türflügel hatten die Bauarbeiter ursprünglich ausbauen wollen. Dann haben sie festgestellt, was die Teile wiegen, und dann doch lieber die Flügel mit Sperrholz geschützt.

Vorher und nachher: Das linke Fenster trübt noch das vergilbte Plexiglas, rechts ist schon das neue Klarglas eingebaut- mit Schlitzen für eine bessere Belüftung.
Vorher und nachher: Das linke Fenster trübt noch das vergilbte Plexiglas, rechts ist schon das neue Klarglas eingebaut- mit Schlitzen für eine bessere Belüftung. © Kai Süselbeck

Überall Baugerüste

Das Kircheninnere ist vollgestellt mit Baugerüsten, überall stehen Farbeimer. Einen sehr großen ersten Schritt haben die Arbeiter schon getan und den Dreck von Jahrzehnten von den Wänden geholt. „Die haben ganz liebevoll mit kleinen Schwämmchen den Schmutz abgewischt“, berichtet Winfried Stuke, der für die Gemeinde die Sanierung begleitet und den Baufortschritt im Netz dokumentiert. An einigen Stellen ist noch zu erkennen, zu welchem Braunton die Wände im Lauf der Zeit nachgedunkelt sind.

„Die Anstreicher arbeiten sich gerade von oben runter“, erläutert Stuke den Baufortschritt. Die Fenster oben im Chor sind ausgebaut zur Restaurierung; sie wurden 1964 geschaffen vom Glaskünstler Joachim Klos (siehe Zweittext).

Jede Menge Leitungen

Vor dem Altarraum schützen Planken eine Rinne, de quer durch die Kirche läuft. „Hier müssen wir jede Menge Leitungen legen“, sagt Stuke. Nicht nur Stromkabel zum Hauptanschluss, sondern auch jede Menge Datenleitungen zu den einzelnen Pfeilern im Kirchenschiff. Stuke: „Wenn wir fertig sein, wird Johannes Schroers überall Licht und Sound anschießen können.“ Eben das hatte sich der Chorleiter und Kirchenmusiker für Video- und Lichtinstallationen gewünscht.

Vor allem aber wird es heller werden in St. Johannes. Durch den neuen Anstrich, durch das Verschwinden des vergilbten Plexiglases vor den Fenstern, aber auch durch die neue Beleuchtung. „Die alten Wagenräder unter der Decke hatten ihre Fans“, sagt Stuke. Trotzdem werden sie ersetzt durch eine dezente, aber lichtstärkere LED-Beleuchtung. Schön schlicht, sagt Stuke: „Wir haben so eine schöne Kirche. Die wollen wir in den Vordergrund stellen.“

Der Kirchenfenster-Künstler Klos

Die Kirchenfenster im Chor und im Nebenraum der Kirche St. Johannes sind 1964 aus Antikglas, Blei und Schwarzlot gefertigt worden von Joachim Klos. Der Glaskünstler (1931 - 2007) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der modernen deutschen Glasmalerei und wird in eine Reihe gestellt etwa mit Georg Meistermann, der das Fenster der Kulturkirche Heilig Kreuz in Bottrop geschaffen hat.

Klos war in Thüringen aufgewachsen und studierte von 1949 bis 1951 beim Bauhausschüler Prof. Martin Domke an der Staatlichen Hochschule für Baukunst in Weimar. In dieser Zeit arbeitete er mit an Domkes Wettbewerbsentwürfen für Fenster des Kölner Doms.

Als die Behörden der DDR ihm mitteilten „dass seine künstlerische Auffassung nicht den Zielen der DDR entsprächen“, flüchtete er 1951 über Westberlin in den Westen. Am Niederrhein fand er eine neue Heimat und mit der Hochschule Niederrhein in Krefeld einen Studienort, an dem er auch seine spätere Frau kennenlernte.

1959 gewann er mit einem Entwurf für die Mönchengladbacher Kirche St. Mariä Himmelfahrt den Wettbewerb um das beste Glasbild des Jahres. Das war sein Durchbruch in einer Boomzeit des Kirchenbaus. 1964 gestaltete er die Fenster von St. Johannes.

Von 1967 bis zu seinem Tod wohnte er mit seiner Frau in Nettetal, war Kunstlehrer am dortigen Gymnasium. 2002 bekam er seine erste Einzelausstellung im Deutschen Glasmuseum Linnich.