Bottrop. In Grafenwald und der City beachten die Bürger die Hygieneregeln gelassen. Bis Mittag zeichnet sich eine stärkere Wahlbeteiligung als zuletzt ab.

Zum Mittagsläuten wird es voller in der Schule Grafenwald. „Zwischen Kirche, Mittagessen und dann noch mal rund um die Kaffeezeit machen erfahrungsgemäß die meisten Wählerinnen und Wähler ihre Kreuzchen“, sagt Veit Brockmann. Um 12 Uhr haben 195 Grafenwälder von 1.622 Berechtigten ihre Stimmzettel in der Urne versenkt, teilt der stellvertretender Wahlleiter für den Bezirk 51 mit. Das klingt erstmal nach viel Luft nach oben. Doch rechne man die Briefwähler hinzu, ergebe das schon ein anderes Bild.

Corona schäft den Blick auf die eigene Stadt

Im Nachbarbezirk 52, einen Klassenraum weiter, sieht es ähnlich aus. Ein höhere Beteiligung, die die Stadt seit diesem Sonntagmorgen prognostiziert (knapp 30 Prozent, gegenüber etwa 25 Prozent zu diesem Zeitpunkt bei der letzten Kommunalwahl) deutet sich auch in Grafenwald an. Inzwischen herrscht auf dem Schulhof und im Gebäude selbst reges Treiben. Gerade kommt Sonja Voßbeck, SPD-Unterbezirksvorsitzende, mit Partner aus dem Wahlraum.

Wegweiser und Hygieneschilder sind - wie hier in Grafenwald - eindeutig. Wählerinnen und Wähler nehmen es gelassen.
Wegweiser und Hygieneschilder sind - wie hier in Grafenwald - eindeutig. Wählerinnen und Wähler nehmen es gelassen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Corona mit Maske, Abstand und eigenem Stift? „Warum sollte das bei der Wahl anders sein als überall zurzeit, das hat ja schon mein Siebenjähriger begriffen“, sagt Reinhard Walterschen, während er in der kleinen Schlange für Bezirk 52 ansteht. Er vermutet, dass Corona vielleicht sogar der Grund für eine höhere Beteiligung als sonst bei einer Kommunalwahl sein könnte. „Alle sind mehr zuhause als in normalen Jahren, wir schauen mehr auf unsere Umgebung, ich jedenfalls nehme auch unsere Stadt intensiver wahr und da will ich auch mitreden“, so der Grafenwälder. „Was vor Ort passiert, oder auch nicht: Wir haben es heute als Wähler ja in der Hand.“ Bis 18 Uhr.

Einige Lokale dienen der Wählerstatistik

Auch im Wahlbezirk 1 im Schatten der Cyriakuskirche deutet sich eine etwas höhere Wahlbeteiligung as vor sechs Jahren an. 300 von rund 1.500 Wahlberechtigten ohne die Briefwähler, haben kurz vor 13 Uhr dort schon ihre Stimme abgegeben. Der Projektraum an der Hansastraße fungiert nicht nur erstmals als Wahllokal. Dort ist auch einer von drei Statistikstandorten in der Stadt. „Wir erfassen hier, wie zum Beispiel auch in einem Wahlbezirk auf dem Eigen, wie sich die Wählerschaft auf die unterschiedlichen Altersgruppen oder auch nach Geschlecht verteilt“, sagt Wahlleiterin Dorothee Lauter. Der Projektraum ist auch ihr Wahllokal. Und Matthias Wallmann, der für sie ab 13 Uhr die zweite Schicht übernimmt, wohnt sogar direkt gegenüber.

Stimmabgabe im Bezirk 1 (Innenstadt) unter Coronabedingungen: Wahlleiter-Team Dorothee Lauter und Matthias Wallmann (v.l.) sorgen im Projektraum Hansastraße für reibungslosen Ablauf.
Stimmabgabe im Bezirk 1 (Innenstadt) unter Coronabedingungen: Wahlleiter-Team Dorothee Lauter und Matthias Wallmann (v.l.) sorgen im Projektraum Hansastraße für reibungslosen Ablauf. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Nach den Gottesdiensten der Innenstadtkirchen konnte man immer einen größeren Andrang im Wahllokal beobachten.“ Aber Lauter und Wallmann sprechen insgesamt von einer gefühlt höheren Beteiligung als bei früheren Wahlen. „Zuletzt bei der Europawahl war eindeutig weniger los“, sagt Dorothee Lauter. Für die Bottroperin ist dies die vierte Wahl, ander der sie auch als Helferin teilnimmt. Vielleicht trägt auch das schöne Spätsommerwetter zu einer besseren Beteiligung bei. Aber: Es gehe ja auch um das Gremium, das in den kommenden Jahren entscheidet, was in Bottrop, also vor unserer Haustür, passiert.“

Wähler nehmen Vorschriften gelassen

Die Coronaregeln hat - bis zum Mittag jedenfalls - niemand an der Hansastraße in Frage gestellt. Es seien höchstens wenige Übervorsichtige dort gewesen, die sich sehr sorgfältig desinfizieren wollten und andere, die sich etwas über die Maskenpflicht geärgert haben. „Echten Stress oder Ausfälle hat es aber nicht gegeben“, sagt Dorothee Lauter - und klopft drei Mal auf den Holztisch.