Kirchhellen. Die Ministerin für Kommunales hörte sich im Brauhaus die Sorgen der ehrenamtlichen Vertreter an. Landesregierung hat Sonderprogramm gestartet.

In Zeiten von Corona lässt sich auch sachlich und ruhig über die Pandemie diskutieren. Als „Kontrastprogramm“ bezeichnete Anette Bunse deshalb die Gesprächsrunde mit NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Dienstagabend im Brauhaus. Tags zuvor musste sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Anwesenheit der Bottroper Kreisvorsitzenden der CDU noch lautstarken Protest, Sprechchöre und Trillerpfeifen anhören.

Anders in Kirchhellen. Thema der Veranstaltung: Was macht die Corona-Pandemie mit unseren Vereinen? Normalerweise würde das beliebte Schützen- und Brezelfest in diesen Tagen stattfinden. Und der VfB Kirchhellen wollte 2020 seinen 100. Geburtstag feiern. Das Jubiläum fiel ins Wasser wegen Corona. „Wir reden zu wenig über die Auswirkungen, die die Vereine ertragen müssen“, meinte Anette Bunse.

Scharrenbach erklärt neues Sonderprogramm

Ina Scharrenbach wies auf das seit einigen Wochen laufende Sonderprogramm „Heimat, Tradition und Brauchtum“ hin. Anträge können bei den Bezirksregierungen gestellt werden. Gemeinnützigen Vereinen kann bei einem durch die Corona-Krise verursachten existenzgefährdenden Liquiditätsengpass ein einmaliger Zuschuss von bis zu 15000 Euro gewährt werden.

Thomas Stewering, Vorsitzender Kolpingsfamilie Kirchhellen, fragte die Ministerin zu möglichen Martinsumzügen in diesem Corona-Jahr.
Thomas Stewering, Vorsitzender Kolpingsfamilie Kirchhellen, fragte die Ministerin zu möglichen Martinsumzügen in diesem Corona-Jahr. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Ministerin weiß um die Bedeutung der vielen ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen und Verbänden. „Sie sind das Fundament unserer Gesellschaft“, sagte sie. Herausforderung war das Wort, dass sie in dem Zusammenhang häufig verwendete. Großveranstaltungen dürfen bis zum Ende des Jahres nicht stattfinden. „Diese Situation ist herausfordernd für Vereine“, so Scharrenbach.

Kulturbranche am Boden

Frank Kien, stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender in Bottrop, brachte eine noch immer schwer angeschlagene Branche ins Gespräch. „Die Kulturbranche liegt komplett am Boden“, meinte Kien. Er habe manchmal den Eindruck, dass Landes- und Bundespolitiker wie Getriebene seien, die nicht wissen, wo hin sie laufen. „Der Bürger erwartet Verlässlichkeit.“ Scharrenbach erklärte, dass in diesen Zeiten nichts planbar sei. „Mit dieser Unsicherheit müssen wir leben“, sagte die Ministerin. „Die Herausforderung ist, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und gleichzeitig die Bürger vor einer Infektion zu schützen.“ Ein Drahtseilakt für die Landesregierung. „Wir haben die Verantwortung für 18 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen.“ Sie machte aber deutlich: „Wir wollen nicht noch einmal in die Situation kommen wie von Mitte März bis Mitte April“.

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Thomas Stewering, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Kirchhellen, äußerte seine Sorgen bei der Planung des diesjährigen Martinsumzugs. Scharrenbach betonte, dass die Landesregierung ganz bewusst kein Verbot für Martinsumzüge und Weihnachtsmärkte ausgesprochen habe. „Es ist wichtig, diese Tradition aufrechtzuerhalten.“ Allerdings müsse laut Scharrenbach bei einer Veranstaltung ein Hygienekonzept vom Veranstalter vorgelegt werden. Die Stadt prüfe das Konzept und entscheidet schließlich über die Genehmigung.

Wieder Führungen im WPZ

Peter Pawliczek, Vorsitzender der Ortsgruppe Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, sprach über die Entwicklung in Corona-Zeiten am Waldpädagogischen Zentrum (WPZ). Das Frühlingsfest und der vorweihnachtliche Trödelmarkt mussten abgesagt werden. Auch die Aus- und Einpflanzaktion wurde verschoben.

„In der Zwischenzeit sind Baumaßnahmen durchgeführt worden“, so Pawliczek. Ab September sind für Schulklassen wieder Führungen möglich. Anfang Dezember soll die Einpflanz-Aktion von Baumsetzlingen stattfinden.