Bottrop. Ihre gemütliche Runde haben viele Senioren aus Bottrop-Eigen vermisst. Jetzt kam sie etwas improvisiert im Eiscafé wieder zustande.

Nach der Corona-Zwangspause unternimmt der Seniorenstammtisch vom Eigen einen Neustart. Eigentlich sollte ein Teil der „gemütlichen Runde“ nur vom gewohnten Treff an der Bügelstraße zum Awo-Treff im Trapez umziehen, und man hoffte auf neue Mitglieder. Nach der Anmeldung von etwa 20 kontaktsuchenden Senioren wurde der Treff unter den Hygienebedingungen aber zu klein. So traf man sich jetzt improvisiert im Eiscafé Da Rino am Berliner Platz.

Die inzwischen ehrenamtlich arbeitende Quartiersmanagerin Ute Beese („Schließlich kann ja nicht alles zusammenbrechen“) offerierte ein offenes Angebot: „Die Leute sollen sich zusammenfinden und möglichst alles selbst organisieren.“ Der Bedarf sei augenscheinlich da, die Menschen benötigten nur eine Plattform. Viele Senioren hatten insbesondere die fehlenden sozialen Kontakte in der Corona-Zeit beklagt. Ein Gesprächskreis könne dabei schon helfen: „Man kann mal mit jemandem reden, auch mal lachen, den Alltag ein wenig vergessen.“

Zu viel ferngesehen in der trostlosen Zeit

Anne fand „die Zeit ganz schrecklich, man saß nur zu Hause“. Brigitte fühlt sich zwar familiär gut und sicher eingebunden, möchte aber auch Kontakte außerhalb der Familie und mal „Zeit für eigene Bedürfnisse“ haben. Gisela vermisste die Gemeinschaft in den gewohnten Gruppen beim Tanzen oder Kartenspielen und hat in der „trostlosen“ Zeit viel zu viel ferngesehen. Die wenigen vorhandenen Angebote seien sehr schnell ausgebucht, beklagte sie und versuchte spontan eine regelmäßige Doppelkopfrunde zu organisieren. „Die jungen Menschen können ja kein Doppelkopf mehr.“ Leider fand sich nur eine Mitspielerin, weitere Interessenten sind daher herzlich willkommen.

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Auch Hans-Jürgen Stöckmann war eine Zeit lang sehr einsam und hatte „keine Menschenseele“. Mittlerweile läuft einiges wieder wie gewohnt, endlich kann er auch wieder regelmäßig Badminton spielen. So hat es aber nicht jeder erlebt. Hedi kennt keine Langeweile aufgrund ihrer vielen Kontakte: „Ich kenne genug Leute.“ Auch Karin und Ingrid trafen sich in der letzten Zeit regelmäßig in ihren Gruppen, wollten sich nun aber den Stammtisch einmal ansehen. Spontane Aktivitäten wie Radtouren liefen bei ihnen über die WhatsApp-Gruppen, die Jahreszeit habe dabei vieles begünstigt.

Stammtisch wird fortgesetzt

Die Senioren haben entschieden, den Stammtisch weiterzuführen und sich regelmäßig alle zwei Wochen dienstags um 15 Uhr im Eiscafé Da Rino am Berliner Platz zu treffen.

Anmeldungen müssen aus organisatorischen Gründen bei Ute Beese unter 0162 2343363 erfolgen oder per E-Mail an ute-beese@web.de.

Eine ganz andere Perspektive zeigte Brigitte auf: „Corona war wie für mich gemacht.“ Nach dem Stress mit der schwer erkrankten Mutter habe sie sich erst einmal ausruhen müssen, da sei ihr die Zwangspause sehr gelegen gekommen.

Einige haben ihre Papiere für den Ernstfall geordnet

Gemeinsam ist vielen Senioren der Wunsch nach Normalität, auch dass man die „olle Maske“ nicht mehr braucht. Manche hatten große Bedenken während des Lockdown, einige haben ihre Papiere für den Ernstfall geordnet, „wenn wir den Löffel abgeben müssen“. Die ganz großen Ängste haben sich bei den meisten Anwesenden gelegt, man sei auch schon ein wenig „abgestumpft“. Mathilde befürchtet allerdings, dass es schlimmer werden könne, weil die Menschen sich leichtsinnig verhielten. Mechthild Schmitt bereitet besonders die Respektlosigkeit Sorge: „Auf mich kann ich achten, aber nicht auf andere.“