Bottrop. Die Städte Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen sind jetzt gemeinsam Mehrheitseigner beim Energieversorger Ele. Jetzt war der Notartermin.

Die Städte Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck haben zusätzliche 0,2 Prozent der Anteile an der Emscher Lippe Energie GmbH (Ele) vom Eon-Konzern übernommen. Sie halten jetzt mit 50,1 Prozent die Mehrheit am Energieversorger. Für den Übergang vom Konzernunternehmen zum kommunalen Versorger wurde eine sechsjährige Übergangszeit verabredet, in dem Ele seine IT neu aufstellen soll. Dafür, dass die Städte in dieser Zeit ihre Stimmenmehrheit nicht ausüben, bekommt Bottrop 1,6 Millionen Euro. Außerdem verspricht Ele Bottrop eine jährliche Garantie-Dividende von 1,93 Millionen Euro.

Im Beisein von Thomas König, Eon-Vorstandsmitglied für Energienetze, unterzeichneten die ersten Bürger der drei Ele-Städte, Bernd Tischler (Bottrop), Frank Baranowski (Gelsenkirchen) und Ulrich Roland (Gladbeck), die Verträge vor dem Notar. Die Eon-Seite wurde vertreten von Katherina Reiche, der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Innogy Westenergie, bei der die Ele-Beteiligung innerhalb des E.ON-Konzerns zugeordnet ist, und von Bernd Böddeling, der schon seit mehr als zehn Jahren den Vorsitz im Aufsichtsrat der Ele hat.

Mega-Deal macht Übernahme möglich

Zur Mehrheitsübernahme durch die kommunalen Gesellschafter gekommen ist es aufgrund einer so genannten „Change-of-control“ Klausel im Konsortialvertrag: Durch den Verkauf der Innogy von RWE an Eon konnten die kommunalen Gesellschafter die Mehrheit an der Ele verlangen. Auch wenn es „nur“ um 0,2 Prozent der Unternehmensanteile geht, bedeuten die Vereinbarungen doch eine grundsätzliche Veränderung für die Ele, die den Wandel vom Konzernunternehmen zu einem mehrheitlich kommunalen Versorger vollziehen wird. Um diesen Wechsel möglichst gut zu organisieren, wurde ein mehrjähriger Übergangszeitraum verabredet: Für die kommenden sechs Jahre wird Eon noch die Stimmrechte ausüben, die durch den Verkauf der Anteile auf die kommunalen Gesellschafter übergehen.

„Wechsel im Geleitzug“

Die Ele verbleibt damit für weitere sechs Jahre im Eon-Konzernverbund und bekommt Zeit, ihre komplexe IT-Landschaft neu auszurichten. Warum diese Zeit für den Versorger so wichtig ist, erklärt Ele-Geschäftsführer Ulrich Köllmann: „Unsere IT-Landschaft ist bisher ein System der RWE-Tochter Innogy. Wenn die Ele sofort ein kommunaler Versorger würde, müssten wir im Alleingang ein System zum Beispiel für die Stromabrechnungen unser Kunden aufbauen. Mit der jetzigen Lösung wechseln wir sozusagen im Innogy-Geleitzug in den Eon-Konzern und stellen dabei unsere IT um.“ An diesem Übergang ohne „Hau-Ruck-Verfahren“ hatten alle Beteiligten gemeinsam ein großes Interesse – vor allem, damit es für die Kunden wie gewohnt weitergeht.

„Die sichere Energieversorgung ist für unsere Stadt von enormer Bedeutung“, betont Bottrops OB Bernd Tischler. „Es ist nicht zu unterschätzen, dass wir über ein leistungsfähiges Energieversorgungsunternehmen verfügen und der kommunale Einfluss auf dieses Unternehmen künftig noch größer wird.“ Zunächst bleibt der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Böddeling im Amt, in drei Jahren wird es einen Wechsel geben und ein Vertreter der kommunalen Gesellschafter wird an die Spitze des Gremiums rücken.

Rückblick auf lange Verhandlungen

„Ein guter Tag für die Zukunft der Ele“, fasst der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Böddeling die allgemeine Stimmungslage zusammen. „Die Verhandlungen waren nicht leicht und haben einige Zeit gebraucht. Aber ich denke, wir haben ein Ergebnis erzielt, mit dem alle Partner zufrieden sein können. Damit bleibt die Ele gut aufgestellt und steht den Bürgerinnen und Bürgern der Emscher-Lippe-Region auch in den nächsten Jahren als kompetenter Partner in allen Fragen rund um Energie zur Verfügung.“

Der Energieversorger in Zahlen

Der Energieversorger Ele versorgt in Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck mehr als 211.000 Privat- und Gewerbekunden mit Strom und mehr als 43.000 mit Erdgas.

Mit 251 Mitarbeitern (Stand Ende 2019) macht das Unternehmen allein mit Strom einen Umsatz von 181 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz zum Stichtag 31. Dezember 2019 lag bei 343 Millionen Euro.