Bottrop. Da geht noch was: In Bottrop gibt es freie Ausbildungsplätze. Und bei Schwierigkeiten hilft ein Sonderprogramm.

In Bottrop gibt es mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber. Daran erinnert Ingo Orzeczek von der Regionalagentur Emscher-Lippe. Auf 240 freie Stellen kommen zurzeit 160 Ausbildungssuchende, und es gibt noch viele Auswahlmöglichkeiten. „Wir wollen die Jugendlichen wachrütteln, sich noch zu bewerben“, sagt Orzeczek. Es sei nicht zu spät, bis zum Jahresende könnten noch Ausbildungsverträge abgeschlossen werden.

Corona-bedingt waren die Kontakte der Berufsberatungen mit Jugendlichen stark eingeschränkt, und man versucht jetzt über verschiedene Wege, junge Leute noch zur Ausbildung zu animieren. Vorgestellt wurde in diesem Rahmen auch die Möglichkeit für Menschen mit Startschwierigkeiten oder Handicaps, über das Ausbildungsprogramm NRW einen Ausbildungsplatz zu finden. So wie es Samira Heidemann gelungen ist, die seit Oktober 2019 als Auszubildende in Teilzeit zur „Kauffrau und Finanzen“ bei der All Invest GmbH auf der Johannesstraße in Welheim beschäftigt ist.

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Die 24-jährige alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter hatte nach der Fachoberschulreife (FOR) mit Qualifikation ihre Schulausbildung während der Schwangerschaft beendet. Für sie kam nur eine Ausbildung in Teilzeit infrage, weil sonst eine Betreuung ihrer Tochter nicht möglich gewesen wäre. Während ihrer fünfstündigen Arbeitszeit wird die Kleine in einem Kindergarten gut betreut. Trotz der geringeren Arbeitszeit sind Ausbildung, Dauer und Prüfungsanforderungen gleich.

Wer nicht ausbildet, hat später keine Fachkräfte

Samira Heidemann fühlt sich wohl in dem Betrieb, ihr Chef zeige Verständnis, wenn etwas „mit dem Kind ist“. Während der Kindergartenschließungen durfte Samira ihre Tochter zu Hause betreuen. Geschäftsführer Sadik Ucar ist mit den Leistungen ebenfalls sehr zufrieden. Er hat sich bewusst für die junge Mutter entschieden, weil sie „stressresistenter und selbstbewusster“ auftrat als andere Bewerber. Der Zuschuss zur Ausbildungsvergütung habe die Entscheidung ebenfalls erleichtert. Ucar weiß: „Wer nicht ausbildet, hat später keine Fachkräfte.“

Den Bewerbungsablauf in diesem Fall nennt Orzeczek eine „Bilderbuchgeschichte“. Alle Beteiligten, von der Regionalagentur über Jobcenter und Agentur für Arbeit bis zum Träger Diakonisches Werk hätten „perfekt Hand in Hand gearbeitet.“ Frank Thiemann von der Agentur für Arbeit ergänzt: „Wie das Beispiel zeigt, können viele Bewerberinnen und Bewerber für Arbeitgeber auch auf den zweiten Blick die erste Wahl sein.“

In der Nachbarstadt gibt’s noch freie Plätze im Förderprogramm

Die zwölf Plätze für Bottrop in diesem Förderprogramm seien zwar für 2020 bereits vergeben, so Britta Jank vom Träger Gafög, aber in Gelsenkirchen seien noch Plätze verfügbar.

Ansprechpartner sind Christian Kunz 0209 164127 (Agentur für Arbeit) und Karolin Lohbeck 02041 7764269 (Jobcenter Bottrop ), beim zuständigen Träger Gafög Britta Jank 0209 50788416. Für den Regionalverband Emscher-Lippe ist Ingo Orzeczek unter 02366 709820 zu erreichen.