Bottrop. Benjamin Eisenberg und die Comedy-Fans freuen sich über etwas Normalität - und die Ladies Night mit Maria Vollmer, Senay Duzcu und Sia Korthaus.
Endlich wieder Live-Kabarett in Bottrop - Corona zum Trotz. Dass das Virus noch nicht Geschichte ist, wird auf der Bühne aber auch in abgewandelter Form im Zuschauerraum Thema bei der nun nachgeholten „Ladies Night“ von Comedy im Saal. Die erste Dreiviertelstunde in der JAG-Aula ist gänzlich ladyfrei, denn Benjamin Eisenberg vermittelt zunächst die Veranstalterinfos zum Thema Coronaschutz ans Publikum, bevor er in die Moderation einsteigt.
Am Coronathema kommt niemand vorbei - auch nicht im Saal
Und natürlich dominiert auch da das C-Thema. Ein Foto des maskierten Alexander von Humboldt aus dem Bottroper Stadtgarten darf ebensowenig fehlen wie eine Imitation des SPD-Politikers Karl Lauterbach. Später lässt Eisenberg das staunende Publikum sogar an der Nassrasur seines Coronabartes per Videoclip teilhaben. Unter den Gästen ist der Infektionsschutz eher kein Thema. Einige bringen in der wenig belüfteten Aula elegante Handfächer zum Einsatz und erleichtern den potenziell virenbelasteten Aerosolen so den Weg in die nachbarliche Atemwege, andere lassen ihrem Husten freien Lauf. Und in der Pause tragen viele die bekannten „Unter-Kinn-Masken“ zu Schau. Als die Pottboys, die wie stets für die musikalische Unterhaltung sorgen, allerdings dazu auffordern, den Refrain von „Love is in the Air“ mitzusingen, kommen den meisten wohl doch Bedenken, was da alles noch „in the Air“ sein mag und so bleibt die Resonanz aus dem Publikum erst einmal aus.
Dann endlich kommen die Ladies zum Zug. Als erste berichtet Maria Vollmer über ihre Erfahrungen in Sachen Ü-50. Ob Verjüngungsgel, Schuhe mit Klettverschluss oder gelenkschonende Tantra-Stellungen: Sie bietet Einblick in die Tücken des Alltags als Ü-Fünfzigerin. Dabei begeistert sie das Publikum nicht nur mit messerscharfen Beobachtungen, sie gibt auch eine beeindruckende „Born to be Wild“-Parodie zum Besten, die nicht nur ihren midlife-kriselnden Gatten Rainer begeistert.
Sia Korthaus: Abschiedstour nach 25 Bühnenjahren
Senay Duzcu präsentiert anschließend Ethno-Comedy aus der Perspektive einer emanzipierten Deutschtürkin. Gekonnt entlarvt sie den „netten Alltagsrassismus“, der als Lob daherkommt, und schildert direkt ihre Erfahrungen als kleine Muslima in einer katholischen Grundschule. Krönender Abschluss des Abends ist der Auftritt von Sia Korthaus. Nach 25 Jahren Bühnenkarriere ist sie jetzt auf „Best-of“-Abschiedstour. Dazu lässt sie mit viel Spielfreude und schauspielerischem Können nochmal ihre Lieblingsfiguren zur Wort kommen. Darunter auch die vierjährige Svea, die sich beschwert, weil sie zum Ausgleich der Ebbe in der Rentenkasse eine Umschulung als Gabelstaplerfahrerin absolviert hat und trotzdem die verflixten Gabeln nicht gestapelt kriegt.
Online-Ersatz-Show weiter im Netz
Das Finale gehört natürlich Sias Oma Emmi. Die ist aus ihrem stationären Geronto-Endlager geflohen, denn Sex ist ihre Kernkompetenz und im Altenheim gibt’s ihr einfach zu viele Männer in Pampers. Als nach 90 Minuten das Programm endet, ist das Publikum sich einig: Die erste Comedy im Saal Veranstaltung nach dem Lockdown war ein voller Erfolg. Und auch die Künstlerinnen betonen, wie wunderbar es war, endlich mal wieder vor echten Menschen auftreten zu können. Für alle, die keine Life-Veranstaltungen besuchen können oder wollen, gibt es weiterhin die „Corona-Ausfall-Online-Ersatz-Show“ im Netz.
Nächster Auftritt in der Kulturkirche
Der nächste Auftritt von Benjamin Eisenberg im Doppelpack mit dem Musikkabarettisten Matthias Reuter Mehr ist am Freitag, 21. August, um 20 Uhr in der Kulturkirche Heilig Kreuz, Scharnhölzstraße 37 (15 Euro VVK, 17 Euro Abendkasse). www.kulturkirche-heiligkreuz.de
Mehr Infos zur Reihe Comedy im Saal gibt es auf: www.comedyimsaal.de