Bottrop. Paules Nacht ist in Grafenwald Kult. Um auch in Corona-Zeiten auftreten zu dürfen, schrieb die Laientruppe ein Hygienekonzept – ein voller Erfolg
Urlaubsfeeling gab es am Freitag reichlich in Grafenwald bei „Paules Sommernacht.“ Bertold van Oepen und seine Mitstreiter wollten der kulturarmen Zeit entgegenwirken. „Wir möchten den Leuten etwas bieten und selbst Spaß daran haben,“ erläuterte van Oepen. Man habe sich im Mai getroffen und geplaudert, dabei sei die Idee entstanden. „Und wenn, dann sollte es auch im Freien sein“, ergänzte Dirk Bier, der seinen großen Garten zur Verfügung stellte. Für van Oepen war klar:“ Wenn Dirk die Location stellt, besorge ich die Bands.“
Die eigentlichen Probleme entstanden dann beim Erstellen eines Konzeptes, dass alle Hygieneauflagen erfüllen und von den zuständigen Behörden genehmigt werden musste. Die bürokratischen Hürden wurden erfolgreich genommen, und so zierten unter dem Motto „Reif für die Insel“ zehn Farbkreisinseln den Rasen, versehen mit Namen wie Formentera, Texel , Rhodos, Baltrum oder „Lummerland“, die zu Urlaubsträumen anregten.
Veranstaltung allein durch Mundpropaganda schnell ausgebucht
Die sechs Plätze pro Insel waren durch Mund-zu-Mund-Propaganda schnell vergeben, „ denn alle waren froh, dass mal wieder etwas geboten wird“, meinte Claudia van Oepen, die Wert darauf legt, dass die schmucke Deko hauptsächlich „Frauenarbeit“ gewesen sei. „Wir haben alles gegeben, um ein Insel-Feeling zu schaffen“, ergänzte Regina Bier. In den Inselkreisen entstanden größere Picknickaufbauten mit mitgebrachten Speisen. Kühle Getränke konnten kontaktlos mit geschwenkten Europa-Fahnen beim Service geordert werden.
Die gute Laune war bei dem herrlichen Wetter vorprogrammiert, so dass „Einheizerin“ Claudia van Oepen auf ihre Peitsche verzichtete: „Es ist heiß genug“. Auch Lokalmatador van Oepen in seiner Paraderolle als Paul Brodneneschewski zog schnell sein Markenzeichen, den „wundervollen“ langen Mantel aus, moderierte im Polska T-Shirt und gestand: „Was für ein geiles Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen.“
Musik ist fester Bestandteil von Pauls Nacht
Die Ehepaare van Oepen und Bier begannen den Abend als neue „Bier-Öpi“-Band mit Songs von Westernhagen, Nina Hagen und Herbert Knebels „Nackend am Baggerloch“ (Knockin`on Heaven´s Door). Die Kirchhellener Band „Bahnbrechender Scheiß“ folgte mit rockigen Songs aus eigener Komposition mit deutschen Texten. Sängerin Lea stand dabei zum ersten Mal mit den 4 Jungs auf der Bühne und dominierte schon eindrucksvoll bei „Die Herrscherin“.
Eine ganz andere Musikrichtung bediente die erst 2018 gegründete Band „Mintgrün“ aus Köln, das heißt nicht ganz aus Köln, da sich Sängerin Eva van Oepen zu ihren Wurzeln im Ruhrgebiet bekennt. Zusammen mit Johann und Konrad an Klavier, Trompete und Percussion bot sie akustisch ausgelegte Balladen und ruhige Musik aus eigener Feder. Premiere hatte ein neuer Song, bislang noch ohne festen Titel. Die Gruppe ist froh, nach so langer Zeit endlich wieder auftreten zu können. Das kontrastreiche Musikprogramm ergänze Dirk Bier mit irischen Volksliedern wie „Molly Melone“ oder „Down by the Salley Gardens“ Beim Abschlusslied „Bottroper Bier“ standen wieder alle Beteiligten gemeinsam auf und vor der Bühne.
Bei den Gästen in Grafenwald kamen der lokale Aspekt aber auch die Sicherheit an
Zu „Paules Nacht“ gehört nicht nur Musik, sondern auch Text, für den sich der Namensgeber verantwortlich zeichnete. Neben seiner Moderation ließ sich „Paul“ auch genüsslich über das Problem aus, aus Dutzenden Packungen Buchstabennudelsuppen genügend „N’s“ heraus zu suchen um kleine Mottohäuser gegen Rassismus zu beschriften.
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Bei den Gästen kam das Konzept an, besonders der lokale und persönliche, aber auch sichere Aspekt. Die „Irland-Familie“ betonte „ man kennt sich, wir würden nicht überall hingehen, hier wussten wir was auf uns zukommt.“ Auch Familie „Formentera“ lobte die besondere Atmosphäre und käme „gerne immer wieder, um sich innerhalb der Regeln zu treffen.“ Der gelungene Abend beweist, dass Veranstaltungen auch in diesen Zeiten gelingen und „anders gut“ sind.
Absage für den Wöller Karneval
Die Veranstaltung fand aufgrund der beschränkten Gästezahlen am Freitag und Samstag statt. Der Wille zur Wiederholung ist auch da, „wenn alles reibungslos läuft,“ ist Dirk Bier noch vorsichtig. Man wolle erst einmal Erfahrungen als Veranstalter mit diesem Format sammeln.
Der Wöller-Karneval der 2K2G für 2021 ist endgültig abgesagt, weil laut Bertold van Oepen keine sichere Planung möglich sei.