Bottrop. Stadt sieht Ansteckungsquellen bei Feiern, in der Gastronomie und im Urlaub. Sie appelliert wegen des Anstiegs: Haltet euch an die Hygieneregeln!

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt in Bottrop deutlich an. Am Freitag zählte das Gesundheitsamt 15 akute Infektionen. Die Stadt mahnt deshalb die Bürger zur Einhaltung der Hygieneregeln, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken: „Wir werben für Vorsicht, bevor sich die zweite Welle aufschaukelt.“

Urlaubsrückkehrer machen unter den Infizierten ein Drittel aus. Der größere Teil der Menschen hat sich nach den Erkenntnissen des Gesundheitsamtes bei Feiern und in der Gastronomie infiziert. Handelt es sich bei den Infizierten um Menschen mit Migrationshintergrund, werde es oft schwierig, die Kontakte rückzuverfolgen, sagt Pläsken: „Wir treffen auf eine Mauer des Schweigens.“

„Die Meisten werden sich nicht melden“

Das macht den Gesundheitsexperten Sorgen mit Blick auf die Türkeiurlauber. Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass ein guter Teil der Bottroper Türkeiurlauber nicht das Flugzeug nutzt und deshalb auch bei den soeben beschlossenen Massentests von Rückkehrern an Flughäfen nicht als Infizierte registriert werden. „Die Meisten werden mit dem Auto fahren und sich nach der Rückkehr nicht bei uns melden, obwohl sie dazu verpflichtet sind“, befürchtet Pläsken.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe haben am Nachmittag angekündigt, Corona-Testzentren an den Flughäfen Düsseldorf, Dortmund und Münster/Osnabrück einzurichten. Flugreisende aus den vom Robert Koch-Institut veröffentlichten Risikogebieten erhalten dort die Möglichkeit, sich kostenlos testen zu lassen. Die Testzentren an den Flughäfen Düsseldorf und Dortmund nehmen bereits am Samstag ihre Arbeit auf. Der Start des Testzentrums am Flughafen Münster/Osnabrück ist für kommenden Dienstag geplant. Am Flughafen Köln/Bonn plant die Landesregierung, das bislang von der Stadt Köln und der Johanniter Unfallhilfe betriebene Testzentrum einzubinden.

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Jeder, der sich 14 Tage vor der Einreise nach Deutschland in einem Risikogebiet wie der Türkei aufgehalten hat, ist verpflichtet, sich beim Gesundheitsamt zu melden. Die Rückkehrer müssen 14 Tage daheim in Quarantäne, wenn sie nicht einen höchstens zwei Tage alten negativen Test vorlegen können. Wenn der Test erst nach der Rückkehr vorgenommen wird, dauert die Quarantäne bis zum Erhalt des Ergebnisses. In Bottrop hat sich bisher noch kein Infizierter selbst bei der Stadt gemeldet.

Neuer Onlinedienst eingerichtet

Die Infektionen im Zusammenhang mit Urlaub schlüsselt die Stadt so auf: Aus einer fünfköpfigen Familie, die in Kroatien Urlaub gemacht hat, haben sich zwei Personen infiziert. Kroatien gehört nicht zu den Risikogebieten. Zwei Türkei-Rückkehrer haben sich infiziert. Und eine Person, der sich vor einer Türkeireise über die Regeln informieren wollte, ist ebenfalls positiv getestet worden.

Um die 30 Urlaubsrückkehrer melden sich derzeit täglich bei der Stadt mit Fragen wie: Was muss ich tun? Oder: Womit muss ich rechnen? Um diese Fragen zu beantworten und das Gesundheitsamt zu entlasten, hat die Verwaltung jetzt einen Onlinedienst für Heimkehrer eingerichtet. Unter bottrop.de/coronavirus gibt es jetzt eine „Information für Reiserückkehrer“ mit einem Fragebogen und Informationen zu Quarantänebestimmungen und Coronatests. Die Verwaltung bittet die Bürger dringend, das neue Angebot zu nutzen, sagt Pläsken: „So haben wir die Informationen sofort im System.“

Die Stadt würde die Einrichtung von Testzentren an den Flughäfen etwa nach dem Vorbild des Corona-Behandlungszentrums am Saalbau begrüßen, sagt Pläsken. Die Verwaltung habe keinen Zugriff auf die Daten der Urlaubsheimkehrer an den Flughäfen. „Und wir haben auch nicht die Kapazitäten, sie abzuarbeiten.“ Die Stadt bleibt auch bei ihrer Einschätzung: „Flächendeckende Tests in Bottrop bringen nichts.“

Stadt mahnt Bürger: Bleibt vorsichtig

Mit Besorgnis beobachten nicht nur die Experten im Gesundheitsamt, wie sich im Alltag die erlernten Hygieneregeln lockern. „Auch wegen der Lockerungen der Schutzverordnungen auf Landesebene macht sich eine gewissen Nachlässigkeit breit“, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken.

Deshalb wirbt die Stadt weiter eindringlich für die Einhaltung der Abstandsregeln und der Maskenpflicht, um die Bürger vor der befürchteten zweiten Infektionswelle zu schützen.