Bottrop. Der Bottroper in Kurzarbeit gehört zu den Menschen, die durch die Hilfsinitiative schon finanzielle Unterstützung erhielten. Aktion läuft weiter.

Sowieso schon kein Großverdiener, dann Kurzarbeit aufgrund der Corona-Pandemie, handfeste Geldsorgen und die bange Frage, ob der Arbeitgeber die Krise übersteht: Markus Klettke (31) hat seit Mitte März, wie viele andere in dieser Zeit, schon schwere Wochen durchlebt. Sogar seine Gesundheit hat gelitten. Dank der Hilfsaktion „Wir im Revier“ erhielt er finanzielle Unterstützung – Futter fürs Portemonnaie, aber auch Balsam für die Seele.

„Wir im Revier“: Diese Initiative mehrerer Unternehmen und Stiftungen aus dem Ruhrgebiet unterstützt Menschen, die durch Corona in wirtschaftliche Not geraten sind. Es geht um den Zusammenhalt in der Krise, darum, seinen Nachbarn beizustehen. Wöchentlich wählt ein Gremium Betroffene aus, an die Gelder fließen sollen. Die Vorschläge kommen von Verwandten, Freunden oder eben den Nachbarn.

„Wir im Revier“ hilft Menschen in unterschiedlichsten Situationen

Bedacht wurden revierweit schon Menschen in unterschiedlichsten Situationen: die Betreiber einer neuen Kinder-Tagespflege, die wegen Corona nicht öffnen konnte; der Musiker, dessen Konzert- und Chorleitertätigkeiten abgesagt wurden; der Familienzirkus ohne Engagement.

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Und eben auch Markus Klettke aus Bottrop. Der gelernte Erzieher arbeitet als Integrationsfachkraft im Bereich Schulbegleitung für Kinder mit Autismus, ist bei einem entsprechenden Dienstleister angestellt. „Bis Anfang der Sommerferien habe ich einen Klienten am Vestischen Gymnasium betreut“, erzählt der 31-Jährige. Zum neuen Schuljahr werde er mit dem Schüler an die Willy-Brandt-Gesamtschule wechseln.

Lohn war schon vor der Krise nicht üppig - und dann noch Kurzarbeit

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Weil seine Tätigkeit keinen umfangreichen Stundenumfang hat, ist auch sein Lohn nicht der üppigste. „Mein Nettogehalt lag vor der Krise bei 1050 Euro“, berichtet Klettke ganz offen. Mit den Schulschließungen ab Mitte März aber habe sein Arbeitgeber sofort Kurzarbeit für alle beantragt. „Wir sind einer der Bereiche, die am heftigsten und frühesten betroffen waren – und mit dem größten Risiko“, meint der 31-Jährige. Das schnelle Handeln seines Arbeitgebers lobt er und hofft nur, dass dieser nicht Pleite geht.

Doch mit dem übrig gebliebenen Geld Miete, Strom, Wasser und andere Fixkosten zahlen? Markus Klettke hat ausgerechnet, dass dann „gerade mal 20, 30 Euro im Monat übrig blieben“. Umso erfreuter war er über den Zuschuss von „Wir im Revier“. Letztendlich ist er überzeugt: „Ohne die Hilfe wäre es nicht möglich gewesen, die Miete zu zahlen.“

Die Corona-Krise beeinflusst nicht nur die Finanzen

Allerdings beeinflusst die Corona-Krise ja nicht nur die Finanzen. Der Sport im Fitnessstudio fehlte Markus Klettke etwa; zeitweise begab er sich wegen des Kontakts zu einer unter Corona-Verdacht stehenden Person sicherheitshalber in Quarantäne; Mitte Juni bekam der Bottroper sogar Herzprobleme, sein Blutdruck ist zu hoch. „Wahrscheinlich war der ganze Stress durch Corona mit ein Auslöser dafür“, vermutet er.

Nun hofft der 31-Jährige, dass der Schulbetrieb nach den Sommerferien tatsächlich in regulärem Umfang startet – und er damit wieder normal arbeiten kann.

>>>Hier können Leser Vorschläge machen, wer Hilfe bekommen soll:

Unter www.wir-im-revier.de können Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ihre Vorschläge machen, wer Hilfe bekommen soll.

Die Hilfsinitiative „Wir im Revier“ wurde von der Funke Mediengruppe NRW gemeinsam mit der Business Metropole Ruhr ins Leben gerufen. Mit dabei sind die Brost-Stiftung, die RAG-Stiftung und die Stiftung Mercator, der Regionalverband Ruhr, die Wohnungsunternehmen Vivawest und Vonovia, Thyssenkrupp Steel, der Bauunternehmer Goldbeck und die Buchhandlung Thalia Mayersche. Sie alle haben großzügig Geld gegeben, um Menschen zu unterstützen, die durch die Corona-Krise in wirtschaftliche Not geraten sind.

Nachbarn, Freunde, Verwandte können Bedürftige über ein Formular auf der Internetseite vorschlagen. Caritas und Diakonie prüfen die Angaben und übernehmen die Auszahlung von bis zu 1000 Euro an jene, die ihren Job verloren haben, deren Minijobs es nicht mehr gibt, die in Kurzarbeit sind, die keine staatliche Unterstützung bekommen.